Test - Disgaea 4: A Promise Unforgotten : Abgedrehter Mix
- PS3
Anfänger beißen auf Granit
Mit dem so erworbenen Klimpergeld spazieren wir zwischen den Kämpfen zum jeweiligen Händler, der uns mit Tränken, neuen Kluften, mächtigeren Waffen und dergleichen ausstattet. Die aufwertbaren Spezialmanöver unserer Recken bestimmen wir beim örtlichen Lehrmeister. Dabei sollte man sich für Fertigkeiten entscheiden, die sich mit der Waffenvorliebe des Charakters decken. Valvatorez etwa ist geschickt im Umgang mit Klingen - ein Schwerthieb ist demnach genau das Richtige für ihn.
Zusätzlich verfügt jedes Item in Disgaea 4 über spezielle Eigenschaften, spendiert uns beispielsweise mehr Gesundheit, Verteidigungskraft oder wertvolle SP-Punkte, die wir für Superangriffe benötigen. Blöderweise gestaltet sich die Modenschau ausgesprochen mühselig, da jeder Gegenstand lediglich mit kryptischen Bezeichnungen wie „Sentry“ oder „Gladiator“ beschrieben wird. Ein lapidares „+ 1 Angriff“ wäre hier die bessere Alternative gewesen.
Das Spiel macht es uns mit seiner Komplexität nicht einfach, daher wiegt die Undurchsichtigkeit der Spielmechanik doppelt negativ. Essenzielle Techniken frühstückt Disgaea 4 in kurzen Textbrocken ab und überlässt uns danach unserem Schicksal. Immerhin können wir den Kampfverlauf im Hauptquartier indirekt beeinflussen, indem wir eroberte Gebiete kennzeichnen und unsere Figuren nahe beieinander platzieren. Zudem können wir hier unsere hart erarbeiteten Punkte verprassen und den höllischen Senat etwa um leichtere Gegner oder doppelte Erfahrungspunkte bitten.
Die Serie bleibt sich weitestgehend treu
Nicht zuletzt weil die künstliche Intelligenz unvorhersehbar agiert, spielt sich jedes Gefecht anders. Dessen ungeachtet gelten die genretypischen Regeln auch in Disgaea 4: Heilende Priester sollten wir tunlichst zuerst ausschalten, bevor wir uns dem gepanzerten Bossgegner widmen. Die Möglichkeit zur Fusion zweier Monsterkreaturen und die Verschmelzung eines Monsters mit einem menschlichen Charakter sorgen weiterhin für außerordentlich tiefgründige Taktikgefechte. Doch irgendwann stößt selbst ein Stratege vom Schlage eines Napoleon Bonaparte an seine Grenzen, denn egal wie gewieft man gegen den Computer vorgeht: manchmal hilft nur stundenlanges Gegnertöten (Grinding) und damit das Aufleveln der eigenen Kämpferriege weiter.
Disgaea 4 zwingt den Spieler somit zum erneuten Bestreiten bereits gefochtener Kriege, was nicht weiter schlimm wäre, würde die Optik begeistern. Stattdessen setzen die Entwickler abermals auf grobkörnige Sprite-Figuren und erschreckend trostlose Schauplätze. Zudem ärgern wir uns des Öfteren über schwer einsehbare Positionen, weil sich die Kamera nur drehen und nicht frei bewegen lässt. Neben dem holprigen Spieleinstieg ein weiterer Grund, warum es das Spiel schwer haben wird, neue Fans zu gewinnen. Serienkenner hingegen freuen sich über die Möglichkeit, sich als Pirat durch einen mehrstöckigen Item-Dungeon zu knobeln und im Leveleditor ihre eigenen Arenen zu basteln. Die Faszination des Ganzen dürfte ähnlich wie bei Minecraft darin liegen, die kreativen Kulissen anderer Spieler zu begutachten, auch wenn die gestalterischen Möglichkeiten nicht ansatzweise an die des Pixelsandbaukastens herankommen.
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