Preview - Cyberpunk 2077 : Mehr als nur Keanu: Das alles wurde auf der E3 gezeigt
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Auf der Pressekonferenz tauchte am Ende des Trailers zu Cyberpunk 2077 plötzlich Keanu Reeves auf. Der kanadische Schauspieler, den man aus Filmen wie Matrix oder jüngst John Wick kennt, spielt nun auch im kommenden Rollenspiel von CD Projekt eine tragende Rolle. Als Johnny Silverhand begleitet er euer Abenteuer. Und das ist atmosphärisch und voller Freiheiten.
Die neue Präsentation zu Cyberpunk 2077 auf der diesjährigen E3 führte nach Pacifica, einem Vorort von Night City. Einst eine blühende Touristenmetropole, wurde dieser Ort von den investierenden Konzernen fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Heute ist Pacifica eine bröckelnde Betonwüste. Kein Ort, den man besucht, wenn man die Seele baumeln lassen möchte. Als V die Szene betritt, ist Pacifica ein Hotspot für Gesetzlose. Nicht mal die Gesetzeshüter machen sich die Mühe, in diesem Moloch nach dem Rechten zu sehen.
Aber um Kontakt zu einer Person namens Brigitte aufzunehmen, trifft sich V mit Placide, einem angesehenen Mitglied der Voodoo Boys. Dabei handelt es sich um eine Gang, die sich in Pacifica engagiert, indem sie der Gemeinde unter die Arme greift. Doch auch bei den Voodoo Boys ist nicht alles Gold, was glänzt. Um überhaupt ein Treffen mit Brigitte vereinbaren zu können, muss V erstmal ein bisschen Drecksarbeit erledigen. Im nahegelegenen Einkaufszentrum, die Hochburg der abgedrehten Animals, hat vor einiger Zeit ein Van Halt gemacht, der vollgestopft ist mit Hightech. Wie Placide anmerkt, kann da was nicht mit rechten Dingen zugehen. V soll der Sache nachgehen und das Einkaufszentrum infiltrieren.
Laut oder leise?
Am Einkaufszentrum angekommen, zeigen die Entwickler von CD Projekt Red, auf welche Art und Weise sich Cyberpunk 2077 spielt. Einerseits lässt sich - wie vorgeschlagen - das Einkaufszentrum infiltrieren, ohne dass jemand davon Wind bekommt oder sterben muss. Patrouillierende Wachen werden abgelenkt, indem Geräte in der Umgebung gehackt werden. Es fließt nur wenig Blut. Es soll möglich sein, Cyberpunk 2077 durchzuspielen, ohne irgendjemandem die Lebenslichter auszupusten.
Im Anschluss daran wird die gleiche Situation von den Entwicklern nochmal auf rabiatere Weise demonstriert. Anstatt in einer großen Halle, wo die Animals-Muselklopse sich mit Gewichten fit halten oder mit einem blechernen Boxpartner trainieren, nur ein bisschen Verwirrung zu stiften, wird vorher dank entsprechender Fertigkeit eine dicke Tür aufgestemmt. Dadurch öffnet sich für V eine neue Route. Die ahnungslosen Gegner werden auf dem Weg einfach aus dem Verkehr geräumt. Sogar ein schweres Maschinengewehr lässt sich aus der Geschützverankerung reißen und dann als eine Art Minigun einsetzen. Oder man geht subtiler vor, hackt das Gerät und holt es damit auf die eigene Seite.
Im Nahkampf interagiert V mit allerhand Objekten, die in der Umgebung rumliegen. Die Auseinandersetzungen bieten zwar viel spielerischen Freiraum, wirken aber aktuell noch etwas hölzern und nicht richtig wuchtig. Aber vielleicht ändert sich der Eindruck, wenn man mal tatsächlich Hand anlegen kann – das durften wir auf der E3 nämlich leider immer noch nicht. Cyberpunk 2077 bietet auf jeden Fall viele unterschiedliche Möglichkeiten, eine Situation zu lösen. Gegner lassen sich als menschliche Schilde zweckentfremden oder können mit einem Takedown auch direkt zum Beispiel in einem Müllcontainer entsorgt werden. Praktisch, um effizient Spuren zu beseitigen.
Das Ausmaß, in dem mit der Umgebung interagiert werden kann, hängt davon ab, wie stark gewisse Attribute ausgebaut wurden. Auch die Herkunft, Nomad, Street Kid oder Corporate, besitzt einen starken Einfluss auf eure Dialogoptionen. Zum Beispiel trifft V, nachdem der Van unter die Lupe genommen wurde, auf einen NetWatch-Agenten. Dieser offenbart, dass V von den Voodoo Boys nur benutzt wird und nach getaner Arbeit ausgeschaltet werden soll, wie es mit jedem Außenseiter passiere. Da V aber an Brigitte herankommen möchte, entscheidet er sich dafür, den Voodoo Boys weiterhin die Treue zu schwören und den drohenden Verrat vorerst hinzunehmen. Alternativ hätten wir die Seiten wechseln und so dem Agenten nützliche Informationen entlocken können.
Ab in die Matrix
Die ganze Zeit an eurer Seite ist übrigens Johnny Silverhand, der von Kenau Reeves verkörpert wird und für so ziemlich jede Situation einen trockenen Spruch auf den Lippen parat hat. Sein Einfluss auf die Geschichte ist aktuell schwer absehbar, aber derzeit scheint es, als habe er nicht einfach nur einen Cameo-Auftritt, sondern bilde einen integralen Bestandteil der Handlung.
Schlussendlich schafft es V im Laufe der Präsentation, Brigitte, die Anführerin der Voodoo Boys, zu treffen. Sie erzählt ihm von einer gewissen Alt Cunningham, einer Netrunner, die es vor langer Zeit geschafft hat, ihr Bewusstsein in den Cyberspace hochzuladen. Um Alt zu treffen, steht für V ein Ausflug in den Cyberspace an, eine abgefahrene Paralleldimension, die gegenwärtig mysteriös bleibt, weil an dieser Stelle die Präsentation endet. Auf den kurzen Blick, den wir noch erhaschen können, erinnert der Cyberspace ein bisschen an die virtuelle Realität aus Tron, nur in etwas psychedelischer.
Ein Ort voller Möglichkeiten
Pacifica, so heruntergekommen dieser Ort auch sein mag, lädt zum Erkunden ein. In Shops lassen sich Klamotten kaufen, die unterschiedliche Seltenheitsstufen besitzen und eigene Attribute haben, wie in klassischen Rollenspielen die Rüstungen eben. Je höher die Street Cred ist, desto mehr Auswahl steht zur Verfügung. Während der Präsentation legt V ein paar Meter auf einem Motorrad zurück. Dabei lassen sich verschiedene Radiosender einschalten. Das Gebiet wirkt auf den ersten Blick recht groß und überall gibt es schummrige Ecken und Gegenden, die einerseits alles andere als sicher aussehen, aber auch eine Menge Potenzial für interessante Interaktionen parat halten.
Grundsätzlich wirkt die grafisch imposante Welt von Cyberpunk 2077 lebendig und atmosphärisch. Pacifica macht einen ganz anderen Eindruck als Night City: weniger Neonlichter, dafür mehr Beton. Die Möglichkeiten werden aber aktuell nur angerissen. Selbst die Begegnung mit Brigitte wirft Fragen auf. Neben ihrem Namen steht eine Ziffer: 45. Es ist davon auszugehen, dass es sich dabei um ihre Stufe handelt. Lässt sich Brigitte, ein anscheinend wichtiger NPC, theoretisch auch töten? Wie viele Freiheiten wird der Spieler in Cyberpunk 2077 genießen? Bei einem Rollenspiel, in dem spielerische Varianz groß geschrieben wird, macht das eigene Kopfkino Überstunden.
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