Test - Chaos auf Deponia : Meisterhafter zweiter Akt
- PC
Rein vom Konzept her hat sich natürlich wenig Revolutionäres getan: Wieder klickt ihr euch von Bild zu Bild, sammelt unzählige Objekte und versucht diese auf logische Weise miteinander zu kombinieren, um eurem Ziel ein Stückchen näher zu kommen. Doch die Sensation liegt im Rätsel-Design begraben, dessen Qualität schier unglaublich ist und ohne jeden Zweifel mit solch Legenden wie The Secret of Monkey Island oder Day of the Tentacle mithalten kann. Dies bezieht sich sowohl auf simple Kopfnüsse, bei denen ihr einfach nur auf den richtigen Gedanken kommen müsst als auch auf komplexe Problemketten, die ihr Stück für Stück lösen sollt.
Ähnlich wie bei den genannten Klassikern dreht Chaos auf Deponia dann am stärksten auf, wenn ihr die bizarre Logik der verqueren Spielwelt ausnutzen sollt. Es bietet euch völlig innovative Rätsel wie auch liebevolle Hommagen an alte Klassiker, beispielsweise die aus Flucht aus Monkey Island entliehene Idee des Zeitparadoxons. Unterm Strich lebt das Gesamtpaket von einer Originalität, die in diesem Genre seit Jahren als verschollen galt.
Zudem haben die Entwickler gekonnt die größte Schwachstelle des Vorgängers ausgebügelt, nämlich die Ausbalancierung des Schwierigkeitsgrades. Zwar ist auch hier die erste Spielhälfte aufgrund der großen Anzahl zugänglicher Räume immer noch etwas schwerer als die zweite, jedoch fällt der Unterschied bei Weitem nicht so gravierend wie in Deponia aus.
Abzählbare Fehlerchen
Die greifbaren Schwachstellen von Chaos auf Deponia beschränken sich auf vernachlässigbare Kleinigkeiten. Ein paar Rätsel fühlen sich etwas zäh und im schlimmsten Falle nervig an, was freilich davon abhängt, wie lange ihr an ihnen festhängt.
Des Weiteren hinterlassen einige Zwischensequenzen einen holprigen Eindruck. Allerdings hat auch hier Daedalic dazugelernt und bietet beispielsweise einen recht runden Abschluss, speziell im Vergleich zum hastig zusammengeschusterten Ende von Harveys Neue Augen. Ebenfalls eine positive Überraschung stellt die Spielzeit dar: Diese fällt etwas länger als in Deponia aus, was wir gerade von dem Mittelteil einer geplanten Trilogie nicht erwartet hätten. Egal also, wie ihr es dreht und wendet: Chaos auf Deponia ist alles andere als ein Lückenfüller, was sicherlich einige Pessimisten im Vorfeld befürchtet hatten.
Das abschließende Lob gebührt der Präsentation, die das Niveau des Vorgängers halten kann. Dazu gehören die wunderschön gezeichneten Hintergründe, die gut gestalteten Animationen und natürlich die nahezu perfekte Sprachausgabe in Kombination mit den brillant geschriebenen Dialogen. Den leisen Gesang eines Gondoliere sowie den arg künstlich klingenden Streit zweier “Liebenden“ ausgeklammert, sprüht das Spiel nur so vor cleverem Witz und einer fantastischen Synchronsprecherbesetzungen bis in die kleinsten Nebenrollen. Der Höhepunkt ist und bleibt Monty Arnold, der Rufus persönlich seine Seele leiht.
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