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Test - Castlevania Anniversary Collection : Vampirjagd mit Zuckerbrot und Peitsche

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Konami feiert einen runden Geburtstag, denn am 21. März schlug das 50. Jahr seit der Firmengründung. Zu verschenken haben die Japaner zwar nichts, aber die drei Retro-Sammlungen, die zu diesem Anlass erscheinen, kosten jeweils nur rund 20 Euro – auch nicht schlecht. Die erste Sammlung, die einige gute bis geniale Spielhallen-Ballerspiele enthielt, hatten wir vor ein paar Wochen für euch getestet. Nun steht die zweite Kollektion an, randvoll mit acht klassischen Grusel-Hüpfspielen aus der Castlevania-Serie. Resteverwertung oder Pflichtanschaffung für Liebhaber? Wir verraten es euch im Test.

In den beiden Jahrzehnten vor der Jahrtausendwende galt Konami als Edel-Spieleschmiede. Was aus diesem Hause kam, hatte nicht immer Hit-Potenzial, war aber oft qualitativ weit über dem Durchschnitt. Ganz besonders, wenn es um Musik und Klangeffekte ging. Kein anderes Studio kitzelte knackigere Schlagzeug-Klänge aus Nintendos 8-Biter NES, und auch auf dem Super Nintendo und dem Gameboy hinterließen Konamis Komponisten Meisterwerke.

Castlevania Anniversary Collection - Launch Trailer
In Castlevania Anniversary Collection finden sich acht klassische Castlevania-Spiele, darunter auch Kid Dracula.

Gute Musik allein hätte den Kultstatus nicht gefestigt. Es war Konamis hoher spielerischer Anspruch, der Furore machte. Als einer der allerersten Drittlizenznehmer für Nintendos Famicom bewies das Studio aus Tokio, dass in dem 8-Biter noch viel mehr Potenzial steckte, als viele vermuteten. Als die Maschine dann unter dem Namen Nintendo Entertainment System in den USA und Europa durchstartete, war ihr legendärer Durchbruch nicht nur Mario und Zelda zu verdanken, sondern auch Konami-Knallern wie Gradius, Castlevania oder Contra. Kein Wunder also, dass genau diese drei Standbeine derzeit mit Kompilationen für moderne Konsolen bedacht werden.

Eine Hommage an das klassische Horror-Filmgenre

Solltet ihr den Namen Castlevania nur vom Hörensagen kennen (oder vom inflationär, speziell im Indie-Bereich grassierenden Genrebegriff des Metroidvania), dann wollen wir euch nicht im Regen stehen lassen. Hier ein kurzer Abriss zur Entstehungsgeschichte:

Nintendo veröffentlichte das NES zwar schon 1985 in den USA, doch dauerte es über ein Jahr, bis die Maschine in ganz Nordamerika verfügbar war. Drittlizenznehmer kamen im Westen somit erst 1987 zum Zuge. Vor allem Castlevania blieb in der ersten Welle der Third-Party-Games im Gedächtnis der Käufer haften, weil sich das Spiel in vielen Belangen von anderen Titeln abhob.

Inmitten Nintendos überschwänglicher Familienfreundlichkeit schuf Konami eine Hommage an das klassische Horror-Filmgenre. Kein blutiges Schlachtfest, kein Mord und Totschlag, sondern ein pfiffiges Hüpfspiel-Abenteuer mit einem sanften Hauch Grusel. Dabei spielte das Design eine besondere Rolle.

Vampirjäger Simon Belmont lief mit der Peitsche im Anschlag durch Draculas Schloss und schlug brennende Kerzen von der Wand. Diese gaben Herzen frei, die – anders als in vielen anderen Spielen – keine Heilung für den Helden spendierten, sondern ihm die Kraft gaben, Sekundärwaffen wie Axt, Bumerang oder Weihwasser zu verwenden. Und damit der Gruselauflauf besonders schmackhaft wird, durften viele Horrorikonen wie Medusa, Frankensteins Monster oder Gevatter Tod einen Gastauftritt als Endgegner einlegen. Die Hommage ging sogar so weit, dass im Abspann anstelle der Programmierer lauter verulkte Namen berühmter Horror-Schauspieler genannt wurden.

Castlevania wurde auf dem NES im Handumdrehen ein Klassiker, obwohl es mit einigen Beschneidungen leben musste. Die japanische Version sollte eine Arcade-Abwandlung des zeitgleich entwickelten, aber wenig erfolgreichen MSX-Spiels Vampire Killer darstellen und bekam deswegen auf dem Famicom Disc System eine Speicherfunktion spendiert. Diese fehlte in der Westfassung, die nicht auf Diskette, sondern auf einem Modul erschien.

Man musste das West-Castlevania somit an einem Stück durchspielen. Der dadurch enorm erhöhte Schwierigkeitsgrad trug einiges zum Erfolg bei, was in einer ganzen Reihe von Fortsetzungen und zukünftigen Abwandlungen mündete. Die neue Anniversary-Sammlung für PS4, Xbox One, Nintendo Switch und den PC stellt acht davon ins Scheinwerferlicht.

Gute Emulation, wenige Extras

Obwohl die Castlevania-Serie inzwischen über 30 Titel umfasst, konzentriert sich die Anniversary-Sammlung auf acht Teile aus den Anfängen der Reihe. Enthalten sind die drei Original-Spiele vom NES, sowie ein 8-Bit Spin-off, das bisher nur in Japan zu haben war. Dazu kommt die aufgemotzte 16-Bit-Fortsetzung auf dem Super Nintendo, eine Neuinterpretation für das Mega Drive sowie zwei Gameboy-Episoden.

Komplett ist die Sammlung allerdings keinesfalls, selbst wenn man nur die Hüpfspiel-Ära vor dem berüchtigten Sprung zum RPG-Zweig in Symphony of the Night in Betracht zieht. Es fehlen einerseits der dritte Gameboy-Ableger (wobei man sich über dessen Qualität streiten kann) und andererseits die exzellente PC-Engine-Episode Rondo of Blood mitsamt der leider in vielfacher Hinsicht vergurkten Super-Nintendo-Adaption Vampire's Kiss. Wer Rondo of Blood spielen möchte, kann allerdings alternativ zur PS4-exklusiven Requiem-Sammlung greifen, die letztes Jahr erschien.

Auf technischer Seite schneidet die Sammlung gut bis sehr gut ab. Die Emulation aller Titel verläuft sauber, wobei es auf der PS4 Pro ganz selten kleinere Aussetzer beim Sound gibt. Das betrifft wenn überhaupt aber nur einen Soundkanal und wird von den meisten wahrscheinlich nicht einmal wahrgenommen. Ärgerlich ist allerdings die Absturzfreudigkeit des Programms. Da darf gern ein Patch nachgereicht werden. Abstürze lassen sich gelegentlich beim Aufzeichnen oder beim Abspielen von Gameplay-Replays beobachten. Manchmal genügt es auch schon, das zugehörige Menü aufzurufen.

Der Rest gehört zum üblichen Standard von Retro-Kompilationen. Etwa eine Schnellspeicherfunktion für jedes einzelne Spiel sowie Rahmen für den ungenutzten Teil des Bildschirms (schließlich verwendet keiner der Klassiker das 16-:-9-Format). Für den letzten Hauch Retro-Feeling dürft ihr eine von sechs Darstellungsvarianten wählen, darunter welche mit gestreckten Pixeln und simulierten Scanlines.

Für die beiden Gameboy-Titel steht sogar eine originalgetreue Grün-Schwarz-Färbung (mit kleinen Lücken zwischen den Pixeln) bereit. Sieht richtig authentisch nach Gameboy aus. Klasse! Lediglich eine Option zur Änderung der Knopfbelegung wird vermisst. Die Voreinstellung ist schon OK, aber eine Anpassungsmöglichkeit, ähnlich wie bei der Arcade-Collection, wäre das i-Tüpfelchen gewesen. Apropos Arcade-Collection: Genau wie dort enthält auch die Castlevania-Sammlung ein digitales Begleitbuch mit vielen Konzeptzeichnungen und wertvollen Hintergrundinformationen. Wäre toll, wenn man das auch in handfester, gedruckter Form bekäme, aber das wäre wohl zu viel verlangt.

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