Test - Call of Duty: Modern Warfare - Reflex Edition : Modern Wii-Fare!

Wii-Besitzer sind - zwangsweise - schon immer ein geduldiges Völkchen. Während andere längst das neue Modern Warfare 2 zocken, dürfen Nintendo-Fans erst satte zwei Jahre später endlich Hand an das äußerst erfolgreiche Call of Duty: Modern Warfare anlegen. Hat sich das Warten gelohnt?

Der Himmel ist pechschwarz in dieser Nacht, die Motoren der zum Gunship umgebauten Transportmaschine C-130 Hercules brummen mit tiefem Ton. Was unter euch vor sich geht, seht ihr nur über das schwarz-weiße Wärmebild einer Infrarotkamera. Eure Kameraden am Boden haben Luftunterstützung angefordert. Und genau diese spucken die Rohre des mit Gatling-Kanonen und sogar Artilleriegeschützen vollgestopften Flugzeuges auf euren Befehl in todbringender Form auf eure Gegner hinab. Für einen Ego-Shooter eine ungewöhnliche Mission? In der Tat! Doch genau diese filmreifen Momente sind es, die Modern Warfare schon vor zwei Jahren zu einem Topseller machten. Daran hat sich auch auf der Wii nichts geändert.

Auch die Geschichte bleibt gleich: Als US-Marine oder Mitglied der britischen SAS- Spezialeinheit werdet ihr in den Mittleren Osten und nach Russland geschickt. Massiv geändert hat sich hingegen die Steuerung. Die Reflex Edition unterstützt den gewehrförmigen Wii-Zapper, der für ein wesentlich intensiveres Spielgefühl sorgt. Allerdings zum Preis schnellerer Ermüdung. Im Prinzip könnt ihr euch das so vorstellen, als müsstet ihr eine Waffe während eines sehr langen Feuergefechts ständig im Anschlag halten. Wer gedient hat oder Sportschütze ist, weiß, wie anstrengend so was auf Dauer werden kann. Ihr dürft natürlich auch auf die normale Methode mit Nunchuck und Wiimote zurückgreifen, wenn ihr noch keinen Zapper besitzt.

Schluckauf

Auf traditionelle Art geht die Steuerung mit wenigen Ausnahmen ebenfalls leicht von der Hand. Und wer mit den Grundeinstellungen Schwierigkeiten hat, findet in den Optionen Tonnen von Möglichkeiten, die Geschwindigkeit und Sensibilität ganz nach seinen Wünschen einzustellen. Die erwähnten Ausnahmen hängen dabei übrigens unserer Meinung nach nicht mit den Wiimote-Abfragen zusammen, sondern damit, dass die Wii trotz herunterskalierter Grafikdarstellung bei viel Action auf dem Schirm überfordert ist. Die Aussetzer, die ihr dann erlebt, fühlen sich an, als würde die Steuerung kurz hängen bleiben. Zum Glück kommt dies nicht so oft vor, um euch den Spielspaß richtig zu verderben.

Beim Mehrspielermodus für insgesamt zehn Personen pro Karte haben sich die Entwickler richtig Mühe gegeben und legen gegenüber Call of Duty: World at War, dem direkten Vorgänger für Wii, noch einmal ordentlich zu. Während dort nur verschiedene Deathmatch-Gefechte geboten wurden, gibt es jetzt Missionsziele, wie wir es vom Klassiker Counter-Strike gewohnt sind. Bomben legen und entschärfen oder Gebietseroberungsszenarien sind nur zwei Spielarten aus der neuen, großen Vielfalt. Ansonsten wurde das Grundprinzip beibehalten und ihr dürft die verdienten Erfahrungspunkte auch hier für besonderes Zubehör, Waffen und Fähigkeiten eintauschen.

Geduldiger Krieger

Modern Warfare für Wii kann sich trotz der technisch bedingten Abstriche gegenüber den anderen Konsolen und dem PC locker in die Reihe der besten Wii-First-Person-Shooter einreihen. Wer keine andere Konsole besitzt und militärische Ego-Shooter mag, sollte also auf jeden Fall einen Blick riskieren. Die intensive Action mit den vielen gescripteten Ereignissen und unerwarteten Wendungen wird euch nicht enttäuschen. Schade nur, dass die Geduld der Wii-Besitzer so lange strapaziert wurde und das Spiel inzwischen eigentlich ein alter Hut ist. Man darf mit Spannung warten, ob dies auch bei Modern Warfare 2 wieder so sein wird. Wir hoffen nicht!