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Test - Bramble: The Mountain King : Test: Verstörend betörender Horror-Geheimtipp

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Verstörend, mystisch, geheimnisvoll – seit seinem ersten Trailer wird Bramble: The Mountain King als potenzieller Indie-Horror-Geheimtipp gehandelt. Mit seinen bizarr entstellten Kreaturen, den Einflüssen verwunschen nordischer Folklore und nicht zuletzt der beeindruckend schönen Grafik sorgte der Puzzle-Platformer vom schwedischen Entwicklerteam Dimfrost Studio im Vorfeld bereits für dezente Furore. Nun haben wir es durchgespielt und können bestätigen: Bramble: The Mountain King ist eine betörende Erfahrung für alle Fans von Spielen wie Little Nightmares.

Der kleine Olle erwacht mitten in der Nacht aus einem Albtraum, nur um die Welt in noch viel grauenvollerem Zustand vorzufinden. Seine Schwester ist verschwunden. Also klettert er durchs Fenster seines Kinderzimmers und macht sich auf in den dunklen Wald, um nach ihr zu suchen. Doch kaum hat er seine Schwester eingeholt, muss er mitansehen, wie diese von einer riesenhaften, widerlich entstellten Kreatur in einen Sack gesteckt und verschleppt wird. Um sie zu retten und die Welt von den alles verschlingenden Dornenranken (engl. "Bramble") zu befreien, bricht Olle zu einer Odyssee durch den finsteren Wald auf, um den König des Berges aus seinem Schlummer zu wecken.

Bramble: The Mountain King ist eine verwunschene Reise durch die Grusel- und Gutenachtgeschichten der nordischen Mythologie mit ihren Feen, Gnomen und Wichteln, aber auch abscheulichen Ungeheuern wie Trolle, Riesen und Hexen. Geschickt schaffen die Entwickler einen ständigen Kontrast zwischen märchenhaft idyllischen Momenten wie dem Besuch im Dorf der putzigen Gnome oder dem Ritt auf einem niedlichen Igel, in die der Horror dann umso unvermittelter und gewaltiger einbricht.

Unheimlich unheimlich

Was Bramble sofort gegenüber ähnlich gearteten Horrorspielen auszeichnet, ist das feine Gespür seiner Entwickler, die den Grusel nicht lediglich aus plumpen Erschreckmomenten und plakativem Splatter zu erzeugen suchen, sondern aus seiner unterschwelligen Ahnung des realen Ungeheuerlichen, das Märchen und Sagen bekanntlich stets in ihrem wahren Kern enthalten. Nicht das Monster im See oder die Hexe im Sumpf sind per se unheimlich, sondern das Wissen darüber, dass es sich bei besagter Hexe eigentlich um eine wahnsinnige Hebamme handelt, die heimlich neugeborene Kinder ertränkt, und bei dem Monster um die Moorleiche einer einst wunderschönen Frau, die den Männern reihenweise den Kopf verdrehte und dafür verstoßen und brutalst ermordet wurde und nun aus dem feuchten Grab heraus Rache übt.

Die Entwickler finden dafür immer wieder berauschende Motive, um das Grauen unmittelbar spürbar in einem einzigen Bild einzufangen: die aufgebahrten Leichen mit ihren wehenden Kleidern vor dem Pestdorf, der aus glühenden Augen starrende Steinriese im Wald und der unheimliche Schatten im nebligen Sumpf, der bedrohlich und regungslos nicht preisgeben will, ob es sich bei ihm um die mordlüstern lauernde Hexe oder lediglich eine Vogelscheuche handelt.

Bramble ist in diesem Sinne ein Spiel, das vor allem erstmal durch seinen Stil besticht. Hier wird die Bedrohung allein schon durch ihr abstoßendes Äußeres zur furchteinflößenden Erfahrung: die Moorleiche mit ihren hervorquellenden Augen, den fletschenden Zähnen und den abgemagerten Rippen unter der vermoderten Haut, die garstige Waldgöttin mit ihrer klaffenden Wunde im Rücken und der Troll, der eben nicht dem tumben Klischee eines massigen Riesen entspricht, sondern drahtig, verschlagen, geradezu widerwärtig auftritt.

Bramble ist eines dieser Spiele, das im Minutentakt neue Aha-Momente zu erzeugen weiß. Kaum hat meine eine Szene überstanden, nein, eher durchgestanden, schlägt das Spiel eine komplett andere Note an, begeistert mit einem neuen Einfall oder schockiert mit einer unerwarteten Bedrohung. Auf die nervenaufreibende Flucht vor dem Waldtroll folgt ein idyllischer Spaziergang über eine malerische Blumenwiese zu sphärischen, skandinavischen Chorälen, auf den Sieg über die Sumpfhexe folgt kein Moment des Triumphes, sondern eine geradezu niederschmetternd tragische Wendung.

Dabei kommt den Entwicklern vor allem auch ihr großes Talent und Know-how zugute, mit dem sie die Möglichkeiten der Unreal Engine nutzen. Bramble ist ein hervorragendes Beispiel dafür, was kleine Indie-Studios grafisch und technisch zu leisten imstande sind, wenn sie die gegebenen Mittel einfach nur gekonnt einzusetzen wissen. Wenn der Laternenschein des Waldschrats durch die knorrigen Äste des Waldes nach Olle späht, sieht das nicht nur fabelhaft aus, sondern erzeugt allein durch geschickten Einsatz von Licht und Schatten eine Bedrohung, deren Präsenz geradezu körperlich spürbar wird.

Es gibt Szenen wie diese, die surreal wirken wie ein Schattentheater, und andere, die hyperreal plastisch scheinen wie das Schlendern durch den Fliegenpilzwald oder die herzliche Einkehr im Gnomendorf. Manchmal gelingt es den Entwicklern lediglich durch unbewusst wahrnehmbare Kleinigkeiten wie einer Drehung der Kameraperspektive komplett die Stimmung zu wechseln, indem sie eben noch mit einem Blick zurück auf die überstandene Gefahr das erhabene Gefühl des Erfolgs aufrechterhalten und sie mit einem simplen Umschwenk auf den beschwerlichen Weg voraus ins tristesse Gegenteil kippen.

Spielerische Höhen und Tiefen

Auch spielerisch ist Bramble: The Mountain King stets um Abwechslung bemüht und keineswegs darum verlegen. Ständig wechselt das Spiel zwischen (nicht allzu schweren) Rätseln und Plattformer-Passagen, führt alle paar Minuten neue Mechaniken und Herausforderungen ein und wiederholt sich dabei nie. Mal hüpft ihr auf Seerosenblättern über den Teich, dann geleitet ihr eine Gruppe Gnome durch ein Minenfeld aus Mausefallen, schiebt Kisten und Balken in Position, um einen Kirchturm zu erklimmen, rennt vor den untoten Pestkranken um euer Leben und versteckt euch hinter Baumstämmen und Felsen vor dem Suchscheinwerfer des Trolls.

Das alles kennt man weitgehend aus artverwandten Spielen, vor allem etwa aus Little Nightmares, mit dem sich Bramble am ehesten, ja, sogar ziemlich treffend vergleichen lässt - und mit dem es auch seine hauptsächlichen Kritikpunkte teilt. Denn wenngleich die Entwickler während der (genau richtig bemessenen) 5 Stunden Spielzeit nie um neue Einfälle verlegen und stets um Abwechslung bemüht sind, fehlt Bramble spielerisch dann am Ende doch das letzte Quäntchen Originalität, das es von vergleichbaren Spielen abhebt, sowie die handwerkliche Präzision seiner Entwickler, um die einzelnen Levelabläufe und Mechaniken zur Perfektion zu schleifen.

Bramble: The Mountain King - Trailer zum schaurig schönen Horror-Game

Bramble: The Mountain King ist ein schaurig schöner Puzzle-Plattformer, der euch auf eine Reise durch die Grusel- und Gutenachtgeschichten der nordischen Folklore schickt.

Auch muss man schon eine gewisse Liebe für solcherart Puzzle-Platformer aufbringen, die vor den Erfolg auch immer mal wieder häufige Tode im Trial & Error stellen. Insbesondere die Bosse wirken spielmechanisch mitunter recht holprig abgewickelt. Mir persönlich sind daher reine Rätselspiele wie DARQ, The Missing oder Shady Part of Me lieber als Knobel-Geschicklichkeits-Hybride wie Little Nightmares, White Shadows, Limbo oder eben Bramble, die zwischenzeitlich immer mal stichelnd am Geduldsfaden zerren.

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Doch um Missverständnissen vorzubeugen: Schwer ist Bramble: The Mountain King keinesfalls, sodass sich die nervliche Belastungsprobe selbst bei ungeduldigen Spielernaturen vollständig in tolerierbaren Grenzen hält. Man darf sich nur eben nicht sofort frustrieren lassen, wenn man beim ersten Mal nicht direkt vorhersieht, dass das Floß, auf dem man über den Fluss springen will, nach zwei Sekunden versinken wird. Oder der Boss nach einer Weile plötzlich nicht nur einmal mit der Keule ausholt, sondern man ihr zwei Mal hintereinander ausweichen muss, um nicht erschlagen zu werden. Allerdings sind die Speicherpunkte sehr, sehr, sehr, sehr zuvorkommend platziert. Selbst im Falle eines Fehlers gehen nie mehr als ein paar Sekunden Fortschritt verloren, in Bosskämpfen vielleicht mal eine Minute, aber selbst dort speichert das Spiel sogar zwischen einzelnen Phasen ab.

Das Einzige, was es letzten Endes also maximal braucht, ist ein wenig Bereitschaft, sich für den berauschend schönen Stil und die betörend unheimliche Stimmung auf kleinere Nebenwirkungen im Nervenkostüm einzulassen. Und dazu sollte jeder waschechte Gamer mit einem Faible für außergewöhnliche Indie-Spiele mit Leichtigkeit in der Lage sein.

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