Preview - BattleBit Remastered : Hey, EA! So geht Battlefield richtig!
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Freunde von Online-Shootern mit riesigen Schlachten erleben aktuell schwere Zeiten. EA und DICE legten mit Battlefield 2042 einen Totalabsturz hin, der bis heute nicht gerichtet wurde. An der Call-of-Duty-Front sieht es qualitativ zwar besser aus, die Reihe dreht sich aber seit Jahren im Kreis und der Bodenkrieg-Modus bringt zwar einige Runden Spaß, überzeugt aber auch nicht vollumfänglich. Alleine schon, weil sich maximal 64 Soldaten auf den Servern tummeln. BattleBit Remastered hat exakt diese Lücke der gigantomanischen Ballerbuden aufs Korn genommen und trifft mitten ins Schwarze. Was die dargebotene Qualität der aktuellen Early-Access-Fassung noch beeindruckender macht: Gerade einmal drei Entwickler stampften den Shooter aus dem Code-Boden.
Schon die pure Größe der Matches dürfte Battlefield-Fans der ersten Stunde Freudentränen in die Augen treiben. Maximal 254 Spieler tummeln sich hier auf den Server, also satte 127 Soldaten pro Team. Das lässt befürchten, man kriege nie ein volles Match zustande, aber denkste: jede einzelne meiner zahlreichen Partien war prall gefüllt. Ein Blick in die Steam-Charts verrät auch wieso, denn BattleBit Remastered erfreut sich im Schnitt an 50.000 gleichzeitig aktiven Spielern. Gehört ihr zu den weniger sozial eingestellten Zockern, dann dürft ihr wahlweise auch in Partien von 128 oder 64 Spielern euer Können auf die Probe stellen.
Einen ersten Schock verpasste mir aber nicht das kaum vorhandene Tutorial oder die effektiv non-existente Spielerführung. Vielmehr schmerzte die maximal zweckmäßige Grafik in den Pupillen, die in schlechtester Manier an Roblox erinnert. Aber glaubt mir, nach den ersten Minuten auf den Schlachtfeldern fällt dieser Faktor gar nicht mehr auf. Nur: was macht BattleBit Remastered jetzt so gut?
Modern und doch klassisch
Bei den Spielmodi zeigt sich der Shooter von SgtOkiDoki, Vilaskis und TheLiquidHorse (ich kann es immer noch nicht glauben, DREI ENTWICKLER) angenehm traditionell. Ihr kämpft in „Herrschaft“ um wichtige Punkte auf den Maps, attackiert und verteidigt in „Rush“ Kommunikationsstationen oder schießt euch im Team-Deathmatch warm. Ihr bewegt euch freilich nicht nur per pedes fort, in einigen Modi stehe zahlreiche motorisierte Fortbewegungsmittel zur Verfügung. Von Quads über Humvee-Jeeps bis hin zu M1-Panzern und Black-Hawk-Helikoptern lässt BattleBit Remastered keine Soldatenwünsche offen.
Gebäude lassen sich nahezu komplett in ihre Einzelteile zerlegen. Wenn sich die Gegner also in einem Haus verschanzen, kein Problem. Ein paar gezielte Schüsse aus dem Kanonenrohr und die Hütte kracht ihnen unter dem Hintern zusammen. Wohlige Erinnerungen an die Bad-Company-Spiele machten sich in meinem Hippocampus breit, gefolgt von einer Welle wehmütiger Erinnerungen an Battlefield 2042 und sein kaum funktionales Destruktionssystem.
Bei der Zerstörung von Eigenheimen enden die taktischen Möglichkeiten in BattleBit Remastered freilich noch nicht. Beispielsweise lasst ihr Seile an Häuserwänden herunter, die eure Kameraden schnell hinaufkraxeln. Dadurch fallt ihr kampierenden Feinden elegant in den Rücken, denn Sniper gibt es zuhauf. Es ist aber auch zu verlockend, mit der Spitzhacke ein Loch in eine Wand zu schlagen und heimlich still und leise die Gegner zu beseitigen. Doch Vorsicht, wie im großen Vorbild von EA und DICE spiegelt sich das Tageslicht in eurem Fernrohr, wodurch eure Position schnell offensichtlich wird.
Kanonenfutter mit Sinn
Ich will euch hier nichts vormachen, die meiste Zeit fungiere ich als Zielscheibe für meine Gegner. Das liegt nicht am Waffenhandling, denn das kriegt BattleBit Remastered ganz ausgezeichnet hin. Vielmehr gehe ich oftmals zu ungestüm vor und renne sinn- und hirnlos über die Hauptstraßen der Maps. Doch nach ein paar Runden manifestierte sich eine Rolle für mich, in der ich selbst als Kugelmagnet noch meinen Teil zum Sieg beitrage: die des Medic.
Stets hinter den schützenden Körpern meiner Kameraden versteckt, heilte ich sie mit meinen Medipacks oder half ihnen auf die Beine, wurden sie von selbigen geballert. Das vergleichsweise strikte Klassensystem setzt euch mit Assault, Medic, Engineer, Support und Recon zwar einigermaßen feste Grenzen, dadurch forciert BattleBit Remastered aber gekonnt Teamplay. Denn nur, wenn jeder Spieler seine Rolle erfüllt, besteht eine Chance auf den Sieg. Dazu passt auch das Squad-System, bis zu acht Leute umfassen die Truppen. Besonders wichtig fällt dabei der Leader aus. Der erteilt Befehle und spricht sich in einem speziellen Voice-Chat mit anderen Anführern ab.
Ach ja, der Sprachchat. In anderen Shootern mute ich ihn eigentlich immer sofort, denn welcher Zwölfjährige angeblich Beischlaf mit meiner Mutter praktiziert, muss ich wirklich nicht hören. Aber hier ist die Welt noch in Ordnung. Selbst mit Randoms ergeben sich kleine Taktikbesprechungen, und selbst für Höflichkeitsfloskeln wie „bitte“ und „danke“ ist sich niemand zu schade. Anders gesagt: Die Community in BattleBit Remastered gehört zu den besten, die ich online jemals erleben durfte.
Als erstaunlich vielfältig stellen sich die Möglichkeiten bei der Waffenanpassung heraus. Durch Magazine, Visiere, Läufe und Griffe passt ihr die Schießprügel auf eure Vorlieben an, je öfter ihr eine Knüfte benutzt, desto mehr Optionen eröffnen sich euch. Auch die Klassen lassen sich mit fortschreitender Nutzung mehr anpassen, diverse Uniformen bringen Boni bei Bewegungsgeschwindigkeit und Panzerung.
Ganz allgemein steckt hinter der Pixeloptik ein gut durchdachter Shooter, das zeigt sich auch beim Nachladesystem. Die Kugeln füllen sich nicht wie von magischer Hand auf, stattdessen wechsle ich einfach auf ein volleres Magazin. Den Füllstand überprüfe ich via Tastendruck und ist Not am Mann, räume ich Projektile vom einem Magazin ins andere.
Leere Kriegskasse
Aktuell befindet sich BattleBit Remastered noch im Early Access, und mit gerade mal 15 Euro gestaltet sich die Bepreisung auch mehr als fair. Umso mehr verwunderte mich, nirgendwo eine Spur von einem Ingame-Shop oder Battle Pass zu sehen. Updates liefern die drei Entwickler in regelmäßigen Intervallen und hören dabei stark auf die Wünsche aus der Community.
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Es folgt eine Aussage meinerseits, die ihr so schnell nicht wieder lesen werdet: Meinetwegen sollen SgtOkiDoki, Vilaskis und TheLiquidHorse ruhig eine Möglichkeit einführen, kosmetische Skins zu erwerben. Kollaborationen mit Minecraft oder Lego drängen sich wegen der Blöckchen-Optik regelrecht auf. Und ein so offensichtliches Herzensprojekt darf einfach nicht aufgrund von monetären Problemen verenden.
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