Test - Banjo Kazooie: Schraube locker : Ein alter Bär als Fahrzeugdesigner
- X360
Das ist nicht das einzige eher umständliche Element von Schraube locker. Bis ihr euch in der Levelarchitektur und der verworrenen Spielstruktur heimisch fühlt, braucht es einige Zeit. Unverständlich, denn nicht nur die zuckersüße Optik macht deutlich, dass sich der Titel vornehmlich an ein jüngeres Publikum richtet. Fans der Vorgänger werden sich sowieso verwundert die Augen reiben, denn Banjo Kazooie ist kein Jump'n'Run mehr, sondern kombiniert die Genres Action-Adventure und Rennspiel. Das bedeutet, dass ihr euch die meiste Zeit in einem Fahrzeug durch die Gegend bewegt. Gänzlich neu ist das allerdings nicht, gingen Rares Super-Mario-Kart-Klon Diddy Kong Racing (N64) und Banjo Pilot auf DS doch in eine ähnliche Richtung.
Ein Automechaniker im Bärenfell
Der Racing-Ausrichtung angepasst, sind die Stages recht weitläufig ausgefallen. Ihr braust frei über die Ebene und seid auf der Suche nach allerlei Charakteren, die euch Missionen bescheren. Mal nehmt ihr an einem Checkpoint-Rennen teil, mal müsst ihr bestimmte Gegenstände einsammeln und zum Ziel bringen. Manchmal gilt es hingegen, einem anderen Fahrer einen Gegenstand abzuluchsen. Viel mehr Ideen hatten die Entwickler dann aber nicht - das Missionsdesign ist arg abwechslungsarm. Spaß macht es trotzdem, sonderlich motivierend fällt die Suche nach den 130 Puzzleteilen aber nicht aus. Immerhin gibt es noch ein paar ordentliche Bonusspiele, wie beispielsweise ein Fahrzeugfußballmatch oder die Aufgabe, eine bestimmte Maximalgeschwindigkeit zu erreichen.
Damit sind wir schon beim interessantesten Punkt von Banjo Kazooie: Schraube locker angelangt: den Fahrzeugen. Nur mit der richtigen Fahr-, Flug- oder Wassermaschine könnt ihr die Missionen erledigen. Natürlich dürft ihr auch einfach fertige Baupläne erspielen und diese Karossen dann in der Garage laden. Viel mehr Spaß macht es aber, seiner eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen und eigene Boliden zu zimmern. Und, oh Wunder, der Karossen-Editor ist angenehm einfach ausgefallen. Wie mit einem Lego-Baukasten schraubt ihr munter Räder, Motor, Chassis, Fahrersitz und sogar Kanone zusammen.
So baut ihr im Handumdrehen euren eigenen Rennwagen, sei es Laster, Panzer, Flugzeug, Boot, Motorrad oder einfach ein unbeschreibliches Fantasiegerät. Je nach Teil verändern sich die Fahrphysik und die Fahrwerte. Wem Äußerlichkeiten wichtig sind, der darf sich mit dem Umfärben der Teile und dem Montieren von Accessoires beschäftigen. Die Einzelteile für die Fahrzeuge müsst ihr allerdings - Überraschung! - erst mal in versteckten Kisten (die ihr jeweils mühsam zur Garage schleppt) aufstöbern oder im Shop gegen eingesammelte Musiknoten eintauschen. Eure Eigenkreationen nutzt ihr in den Missionen oder ihr setzt sie in den spaßigen Online-Matches ein. Dort rast ihr mit acht Spielern um die Wette, nehmt an Kampfduellen teil oder bestreitet einige der erwähnten Extra-Sportspiele. Ihr dürft überdies Fahrzeugbaupläne anderer Spieler speichern - allerdings bloß maximal zehn Stück.
Eine Spielzeugwelt zum Verlieben
Rare zählte und zählt zu den Spielentwicklern, die eine besonders starke Grafik auf den Bildschirm zaubern können. Dass die englische Spieleschmiede dies nach wie vor drauf hat, zeigt die Optik von Schraube locker. Die Welten sind allesamt in einer herrlichen Spielzeugwelt angesiedelt, wo niedliche Charaktere und lustige Plastiktierchen herumwuseln. Der Puppen-Look mit Stoffboden, aufgehängten Kugelwolken und Klötzchenbauten sieht hervorragend aus und passt wunderbar zum Geschehen. Dank der Havok-Engine könnt ihr außerdem diverse Leveldetails umfahren - oder ihr müsst selbst nach einem Crash eure Fahrzeugteile wieder zusammensammeln.
Vor allem die knackigen Texturen, die enorme Weitsicht und super Spezialeffekte, wie beispielsweise animiertes Wasser, Regentropfen, Tag- und Nachtwechsel oder herumschwirrende Glühwürmchen, sehen toll aus. Leider geht die visuelle Qualität auf Kosten der Framerate, die unangenehm unregelmäßig ist. Auch das Texturflimmern ist nicht so schön. Schön fällt dagegen die witzige Musikuntermalung im Slapstick-Stil aus. Schade allerdings, dass weitgehend auf Sprachausgabe verzichtet wurde - das spartanische Fantasiegegrunze wirkt unzeitgemäß. Und wenn man schon über eine gute Surround-Abmischung verfügt, sollte man auch darauf achten, dass die Geräuschkulisse qualitativ mithalten kann. Das ist hier weniger der Fall.
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