Test - Assetto Corsa : Viel Realismus, wenig Spielspaß
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Zusammengefasst kann man sagen, dass der Durchschnittsspieler über weite Strecken überfordert sein dürfte und nur überaus geduldige Hardcore-Spieler Freude an den Spielvarianten haben werden. Der Online-Modus ist da noch die dankbarste Alternative, leidet aber bisher unter technischen Unzulänglichkeiten. Da gibt es noch einiges nachzubessern. Vielleicht ist das Problem, dass die Entwickler genau diese Vorgehensweise durch die PC-Version etwas zu sehr im Blut haben.
Fahrzeuge und Strecken
Der große Umfang bei den Spielmodi wird durch eine gute Fahrzeugauswahl sowie eine moderate Anzahl an Strecken ergänzt. Insgesamt stehen euch um die 100 lizenzierte Boliden von 21 namhaften Herstellern zur Verfügung, vom kleinen Flitzer bis zur brachialen Rennmaschine. Diese sind bis ins kleinste Detail nachempfunden und fahren sich ausgesprochen unterschiedlich und realitätsnah, Detailinformationen für den geneigten Autofan sind allerdings leider Mangelware. Aber das mit dem Informationsdefizit hatten wir ja schon.
Die Streckenauswahl umfasst 11 Locations mit insgesamt 26 Streckenvarianten. Das ist zwar nicht wahnsinnig viel, aber da die Strecken bis ins kleinste Detail laservermessen ins Spiel gewandert sind, geht das in Ordnung. Schließlich ist Kunos Simulazioni kein AAA-Studio, das mal eben Unmengen an Geld in die Streckenvermessung und Erstellung investieren kann. Der Detailgrad der vorhandenen Strecken ist jedenfalls enorm. Jeder Curb, jede Bodenwolle ist authentisch und entspricht – soweit wir das beurteilen können – der Realität.
Realismus pur auf der Piste
Realitätsnah wie nur was ist auch das Fahren an sich. Das Fahrverhalten der Wagen ist fantastisch und jederzeit nachvollziehbar. Die Fahrphysik wirkt ebenfalls hochgradig realistisch. Das reine Fahren in Assetto Corsa ist ein Hochgenuss, zumal auch die Steuerung punktgenau und präzise reagiert und erfreulich viele Anpassungsmöglichkeiten bietet. So richtig geil wird die Sache natürlich erst, wenn ihr ein Lenkrad an die Konsole klemmt, aber auch mit dem Controller könnt ihr die Wagen präzise über die Piste jagen, da zudem die Vibrationsfunktion ausgiebiges und punktgenaues Feedback gibt.
Das meinen wir nicht aus einer Arcade-Sicht, sondern in der Form, dass sich die Fahrzeuge jederzeit nachvollziehbar steuern lassen und ihr immer ein Gespür dafür habt, was mit eurem Wagen gerade passiert. Selbst Kleinigkeiten wie ein zu voller Tank, abgefahrene Profile oder kalte Reifen machen sich sehr deutlich bemerkbar. Was die reine Simulation angeht, hat Kunos Simulazioni hervorragende Arbeit geleistet.
Von ansehnlich bis ruckelig
Da ist es umso bedauerlicher, dass Assetto Corsa nicht mit unterschiedlichen Wetterbedingungen arbeitet oder gar Nachtrennen in petto hat. Abgesehen vom Aufwand wäre das Studio damit allerdings wohl auch technisch etwas überfordert, denn die Konsolenversion hat mit einigen Problemen zu kämpfen.
Dass wir keine Hochglanzgrafik im Stile von Forza Motorsport 6 oder Project CARS erwarten konnten, war uns von Anfang an klar. Dazu fehlen dem Studio schlicht die Mittel. Immerhin ist die Grafik insgesamt auf einem ordentlichen Niveau mit detaillierten Fahrzeugen und akkuraten Strecken, auch wenn es ein wenig an den Details mangelt und immer wieder verwaschene Texturen durchs Bild huschen.
Problematisch ist allerdings, dass die an sich recht gute Framerate immer wieder von rabiaten Einbrüchen geplagt wird, speziell, wenn bei KI-Rennen recht viele Gegner vor euch zu sehen sind, und noch mehr, wenn ihr in der Draufsicht von hinten fahrt. An Kameraperspektiven ist übrigens alles vorhanden, was ihr von einem guten Rennspiel erwarten könnt. Die Cockpit-Perspektive ist sogar recht sehenswert, wenn auch weit vom Detailgrad eines Forza 6 entfernt. Die Framerate-Probleme plagen leider auch den ansonsten gut laufenden Online-Modus.
Dafür überzeugen immerhin der Motoren-Sound, der satt und glaubwürdig klingt, und die Fahrgeräusche. Das ultranervige Menügedudel hingegen stellt man am besten ganz schnell ab und die Kollisionsgeräusche des technisch guten, visuell aber eher schwachen Schadensmodells sind ebenfalls nicht der Rede wert.
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