Test - Assassin's Creed: Odyssey - Legacy of the First Blade 3 : Test: Würdiges Ende?
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Das Ende von Episode 2 bereitete zwar die Bühne für ein mögliches großes Finale, kam aber nicht bei allen Fans gut an. Was war passiert? Obwohl man sich in Assassin's Creed: Odyssey lobenswerterweise immer frei orientieren konnte, was seine Schäferstündchen anging, zwang Ubisoft Alexios/Kassandra plötzlich eine heterosexuelle Liebesgeschichte auf, die sogar in trautem Familienidyll samt Nachwuchs gipfelte. Eine erstaunliche Wendung für die Misthios (ich selber spiele ACO mit Kassandra, der Einfachheit halber passe ich daher die Formulierungen im Text an den weiblichen Charakter an – spielt ihr mit Alexios ändert sich im Grunde nichts), die plötzlich vor ihrer größten Herauforderung steht: Windeln wechseln.
Family Guy
Nachdem es aus dem Fanlager einigen Gegenwind für diese Storyentwicklung gab, durfte man gespannt sein, ob Ubisoft eine Kurskorrektur vornimmt. Allerdings waren die Ereignisse wohl so integral für die weitere Geschichte, dass wir es nun hinnehmen müssen, dass Kassandra mitsamt Baby, Erzeuger und Darius in Dyme sesshaft geworden ist. Da wir hier aber noch immer von einem Assassin's-Creed-Spiel reden, in dem Menschen gemeuchelt und Burgzinnen erklommen werden wollen, versteht es sich von selbst, dass dieses Glück nicht lange anhält. Darius' ehemaliger Mitstreiter Amorges und seine Perser verfolgen weiterhin ihre sinistren Pläne – und Kassandras Sohn spielt dabei ein zentrale Rolle.
Ihr könnt euch ausmalen, was euch anschließend erwartet: Knappe fünf Stunden Zusatzinhalt mit neuen Quests, einem neuen Rüstungsset, einer neuen Fähigkeit und einer Handvoll frischer Kultisten, die ihr wieder einmal zunächst enttarnen müsst. Da ihr zu diesem Zeitpunkt eine stattliche Anzahl an Stunden in Assassin's Creed: Odyssey investiert haben dürftet, läuft das Geschehen fast wie auf Autopilot ab. Ich selber habe mich dabei erwischt, wie ich die Missionen zum Teil im Speedrun-Modus absolviert habe, einfach um möglichst schnell das Ende zu sehen.
Business as usual
Wo ich in der Hauptstory noch geschlichen wäre, falle ich nun mit der Tür ins Haus. Kassandra ist zu diesem Zeitpunkt eh längst so übermächtig, dass selbst Kämpfe gegen ein komplettes Heerlager – bei dem sich zwischendurch die wie immer äußerst penetranten Söldner einschalten – kein Problem mehr darstellen. Es kann durchaus Spaß machen, sich wie ein Halbgott durch die Antike zu pflügen, aber zu dem Zeitpunkt, an dem man ein Assassin's Creed wie ein Hack'n'Slay spielt, läuft irgendwas falsch.
Wer gehofft hatte, dass es zum Abschluss der First-Blade-Storyline doch noch in ein neues Gebiet geht, wird leider ein langes Gesicht machen. “Bloodline” führt euch ins von Sparta kontrollierte Messenia, in dem die Produktionsstätten für die Kriegsmaschinerie die Luft verpesten und die Bewohner in den Minen nach Rohstoffen schürfen. Also quasi das Ruhrgebiet des antiken Griechenlands. Neue Ansätze im Missionsdesign gibt es nicht. Hier wollen ein paar Gefangene befreit werden, dort wartet ein fieser Kommandant auf sein Frühableben. Ein paar Entscheidungen, die ihr in den Dialogen treffen müsst, und die potenziell interessante Auswirkungen hätten haben können, entpuppen sich als heiße Luft.
Ende gut, alle gut?
Ubisoft möchte mit den First-Blade-Episoden ein paar Fragen vertiefen, die schon im Hauptspiel einige Male angesprochen wurden: Heiligt der Zweck die Mittel? Wie weit darf man gehen, um seine Überzeugungen durchzusetzen? Und wie entkommt man der ewigen Spirale der Gewalt? Themen, die in einem anderen Rahmen sicherlich für ein paar moralische Kopfnüsse sorgen könnten. Aber in diesem Fall ist die Luft einfach schon zu sehr raus, als dass sie mir hier schlaflose Nächte bereiten könnten.
Wenn man sich die Statistiken anguckt, auf die Kollege Grimm ja bereits bei seinem Test der letzten Episode eingegangen ist, dürfte die Zahl der Spieler, die sich bis hierhin durchschlagen, eh ziemlich gering sein. Selbst jemand wie ich, der abnormal viel Zeit und Herzblut in das Spiel gesteckt hat, arbeitet zu diesem Zeitpunkt eigentlich nur noch die Trophäenliste ab. Die drei Episoden gipfeln letztendlich in einem wenig spektakulären Endkampf und einem kurzen Epilog, der etwas halbherzig die Brücke zu den anderen Ablegern des Assassin's-Creed-Universums schlägt.
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