Test - ArcaniA: Gothic 4 : Valium ist günstiger
- PC
- X360
Nach den durchaus vielversprechenden Eindrücken von der gamescom, wo das Spiel vor allem mit seiner hübschen Spielwelt punkten konnte, waren wir sehr gespannt auf die finale Version des Rollenspiels von Entwickler Spellbound. Immerhin haben die Jungs ein schweres Erbe angetreten, gelten doch Gothic I und II zwar als technisch wacklige, aber inhaltlich furiose Vorgänger und selbst der dritte Teil konnte nach Bug-Desaster und Community-Patchs noch einige Anhänger um sich scharen. Doch schon nach etwa einer halben Stunde wurde uns klar: Das Testen wird keinen Spaß machen.
Eigentlich tun die Entwickler schon in den ersten rund 30 Minuten alles dafür, dass man nicht weiterspielen möchte. Nach einem Intro und einer bumslangweiligen Traumsequenz in einer öden Höhle finden wir uns auf der Insel Feshyr wieder. Dort treffen wir auf unser Alter Ego, einen namenlosen Schafhirten im Boyband-Look, der, schmachtend verliebt, unfassbar dümmliche Dialoge mit seiner Liebsten Ivy, deren Vater und ein paar Dorfbewohnern ertragen muss. Und damit nicht genug: Er darf auch gleich ultraspannende Aufgaben lösen, wie Molerats verkloppen oder Hirsche jagen. Da wünscht man sich fast die Entscheidungsfreiheit, die Spielfigur von der nächstbesten Klippe zu stürzen.
Mangels dieser Möglichkeit arbeiten wir uns also weiter ins Spiel hinein. Nach einem seiner Ausflüge kehrt unser Held ins Dorf zurück, um festzustellen, dass die gesamte Bevölkerung nebst Braut Ivy niedergemetzelt wurde. Lediglich Schiffe mit dem Banner von König Rhobar sind noch in Sicht. Mithilfe unseres alten Bekannten Diego paddeln wir aufs Festland, um Rache zu üben. Ein logisches Unterfangen für einen nicht im Kampf ausgebildeten Schafhirten, das bisschen Armee rund um Rhobar zwingen wir ja locker in die Knie. Vielleicht indem wir mit Schafen werfen. Wie auch immer, der Held hüpft frohgemut ins Kriegsgebiet auf der Suche nach der Wahrheit.
Landschaft hui, Sprache pfui
Kommen wir zum positivsten Aspekt, der uns schnell ins Auge springt: Die Spielwelt ist wirklich schick in Szene gesetzt und wirkt sehr natürlich, nicht zuletzt dank der animierten Vegetation (auch wenn einige Bäume schon mal arg epileptisch herumzucken), der vielen Details, der gelungenen Wettereffekte und der schönen Fernsicht. Aber nur auf dem PC und nur dann, wenn man sich den Day-one-Patch draufgezogen hat und dieser auch Wirkung zeigt - was laut Feedback unserer Leser durchaus nicht immer der Fall ist. Ansonsten erwartet euch selbst auf starken Rechnern eine ziemliche Diashow, die das Spiel streckenweise unspielbar macht. Der Patch brachte auf unserem Testrechner einiges, statt 10 bis 25 FPS sind wir auf hohen Details bei immerhin 25 bis 45 FPS angelangt.
Auf der Xbox 360 sieht man von dem Glanz ohnehin wenig, denn dort sind die Texturen deutlich schwächer, die Fernsicht ist deutlich geringer und Pop-ups und Grafikfehler verunstalten die hübsche Landschaft. Zudem merkt man fortwährend, dass die Framerate permanent am Rande des Erträglichen dahintuckert. Immerhin, die Entwickler haben sich Mühe gegeben, eine schicke Spielwelt auf die Beine zu stellen. Zumindest nach außen hin, denn hinter der hübschen Kulisse wirkt das Ganze doch steril und leblos, es gibt so gar nichts zu entdecken. Vor allem fehlen die Hinweise auf Vergangenheit und Geschichte der Welt.
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