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Test - Another Fisherman's Tale : Test: Eins der kreativsten VR-Spiele seit Langem

  • PC
  • PS5
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Ein bisschen verwirrend ist es schon: Der Nachfolger zum VR-Indie-Knobelspiel A Fisherman's Tale von 2019 heißt nun Another Fisherman's Tale. Den kleinen Unterschied im Namen kann man flüchtigen Blickes schonmal übersehen. Oder missverstehen, so als handle es sich nicht um eine vollwertige Fortsetzung. Doch das ist mitnichten der Fall, im Gegenteil: Teil 2 ist in jederlei Hinsicht größer, schöner, besser als sein Vorgänger und eins der zauberhaftesten VR-Spiele seit Langem!

2019 erschien mit A Fisherman's Tale (Test) eines der bislang schönsten VR-Spiele. Darin spieltet ihr eine Fischermarionette in einem Leuchtturm, deren Realität wie eine Matroschka-Puppe ineinander geschachtelt war. Denn auf ihrem Tisch stand, einem Puppenhaus gleich, derselbe Leuchtturm, nur eine Dimension kleiner. Die pfiffige Rätselmechanik des Spiels ergab sich nun daraus, dass große Gegenstände klein und kleine Gegenstände groß wurden, wenn man sie von der einen Dimension in die andere hinüberreichte.

So gewitzt die zugrundeliegende Puzzleidee auch war und so zauberhaft ihre Umsetzung, so unvollkommen wirkte das Spiel noch angesichts seiner kurzen Spieldauer von etwa zwei bis drei Stunden.

Another Fisherman's Tale verdoppelt die Spielzeit nun mal eben auf satte fünf Stunden. Doch damit lange nicht genug: Es führt vollkommen neue Rätselmechaniken ein, die es nicht nur fortwährend variiert und um neue Facetten ergänzt, sondern unablässig in geradezu irrsinnig kreativer Weise in neuen Situationen aufgehen lässt, wie ich es zuletzt allenfalls im unerreichten Ideenfeuerwerk It Takes Two (Test) erlebt habe. Diesem Vergleich hält Another Fisherman's Tale natürlich allein aufgrund des deutlich geringeren Umfangs nur im übertragenen Sinne stand. Für ein solch verhältnismäßig kleines Indiespiel kann das Lob aber kaum größer ausfallen, ihn überhaupt in Betracht zu ziehen.

Puppe mit eiskaltem Händchen

Erneut spielt ihr eine Holzpuppe, die diesmal nicht auf ihrem Leuchtturm festsitzt, sondern auf ihrem Kutter das Meer bereist. Und sich dort mit einer Bande Piraten eine Jagd um ein magisches Kraken-Ei liefert, das unvorstellbare Macht verheißt. Dadurch strandet ihr zunächst auf einer einsamen Insel, entkommt von dort wieder, indem ihr euch auf das Piratenschiff schleicht, und taucht auf eurer Reise sogar bis auf den Meeresgrund hinab, um versunkene Schätze zu bergen.

Diesmal schachtelt das Spiel keine Größendimensionen ineinander wie im Vorgänger. Stattdessen legt Another Fisherman's Tale eine gänzlich andere Rätselmechanik zugrunde, die nicht minder kreativ ausfällt und in deutlich vielfältigeren Varianten von ihren Entwicklern durchdekliniert wird. Eure Holzpuppe ist nämlich in der Lage, ihre Gliedmaßen vom Körper zu trennen und sie unabhängig von diesem zu bewegen.

So könnt ihr etwa euren Kopf abnehmen und an entfernte Orte werfen, etwa ein Vogelnest auf einem Baum, um euch von dort oben einen Überblick zu verschaffen und Bereiche der Umgebung auszukundschaften, die ihr von unten nicht einsehen könnt. Vor allem aber kann eure Puppe die Hände entfernen, die daraufhin wie das eiskalte Händchen aus der Addams Family spinnengleich krabbelnd euren Befehlen gehorchen.

Das funktioniert blendend und ausschließlich als Virtual-Reality-Erfahrung: Die Hände steuert ihr nämlich, indem ihr mit den VR-Controllern in der Luft die Ausrichtung vornehmt und dann die Richtung bestimmt, in die gekrabbelt werden soll. Fast schon ein wenig unheimlich hingegen die Erfahrung, wenn sich der Kopf vom Körper trennt, durch die Luft fliegt und irgendwo liegend wieder aufkommt.

Die simple, aber gewitzte Rätselmechanik verblüfft und begeistert vom ersten Moment: Da müsst ihr als erstes eine Brücke über den Bach bauen und dafür ein paar Planken auftreiben. Also schickt ihr eure krabbelnden Händchen los, um die Bretter auch an Orten zu ergattern, die ihr zu Fuß nicht erreichen könnt. Und weil ihr manche Teile der Insel, auf der ihr gestrandet seid, nicht einsehen könnt, werft ihr euren Kopf dazu auf eine Palme, um den Überblick zu erhalten.

Ständig neue Ideen

Es ist erstaunlich, wie viele clevere Ideen den Entwicklern zu dieser im Grunde simplen Rätselmechanik eingefallen sind: Da müsst ihr später etwa im Maschinenraum des Schiffes mit euren Händen durch die Rohre der Dampfmaschine krabbeln und dabei von außen stets drumherum laufen, um noch sehen zu können, wo sie sich gerade im Inneren befindet. Und wenn auch das nicht mehr hilft, schmeißt ihr schließlich euren Kopf auf den Schornstein, um von von dort hinein zu lugen.

Andauernd führt das Spiel neue kleine Ergänzungen ein, um die Rätselmuster zu variieren und komplexer zu gestalten: mit neuen Händen etwa, zum Beispiel der Krabbenschere, mit der sich Seile durchtrennen lassen, oder der Armprothese eines Piraten, mit der ihr euch an Haken an der Decke hinaufschießen könnt. Unter Wasser tauscht ihr eure Füße gegen eine Flosse, um damit zu schwimmen wie ein Fisch, und in einer surrealen Traumwelt balanciert ihr mit euren Händen die riesigen Plattformen, auf denen ihr selbst steht, oder prüft mit euren abgetrennten Händen den Untergrund auf Stabilität, damit euer schwerer Körper darauf nicht einbricht und in den Tod stürzt.

Another Fisherman's Tale brennt dabei nicht nur spielerisch ein wahres Feuerwerk an Ideen ab, auch seine Geschichte fällt auf gleich mehrere Weise außergewöhnlich aus, sodass ich mich hüten muss nicht zu viel zu erzählen. Ständig verschlägt es euch an neue phantastische Orte, die in den schillerndsten Farben blühenden Seemannsgarns strahlen: von der einsamen Insel übers Piratenschiff, von der geheimen Lagune der Meerjungfrauen, die eine herrlich absurde Shanty-Musicalnummer trällern, bis hin zur Begegnung mit einem riesigen Kraken … Es ist wirklich ein Jammer, dass ich darauf nicht näher eingehen sollte.

Another Fisherman's Tale - Erstes Gameplay aus dem VR-Sequel

Ab dem 11. Mai 2023 wird das Virtual-Reality-Sequel Another Fisherman's Tale für PSVR 2, Meta Quest 2 und alle PC-VR-Plattformen erscheinen; im Video zeigen die Entwickler erstes Gameplay.

Und so zauberhaft dieses an sich simple Märchen zwischen verwegenem Abenteuer und haarsträubender Seemannsposse changiert, so viel mehr bedeutet es doch gleichzeitig zwischen den Zeilen als melancholisches Sinnieren über das eigene Leben: die Träume, die man sich macht, und die Herausforderungen und Versuchungen, die deren Erfüllung im Wege stehen, sowie die Lügen, die das eigene Versagen vor den anderen erträglich machen sollen. Womöglich ist die namentliche Ähnlichkeit zum Film Big Fish von Tim Burton kein Zufall, in dem ebenfalls ein großer Märchenerzähler seine Lebensgeschichte etwas schmeichelhafter ausschmückte, als sie sich in Wirklichkeit darstellte.

>> Im Kurz-Test: Alle PSVR2-Spiele, die wir gespielt haben <<

Aber hierbei belasse ich es lieber in Andeutungen. Die herzzerreißende Rahmenhandlung, die das ganze Spiel zusammenhält und in einen ernsten Kontext erdet, will ich euch nicht auch noch verraten. Dieses Spiel hält noch so viele Überraschungen parat. Die solltet ihr unbedingt selbst herausfinden.

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