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Test - Anno 2205 : Der Anno-Flow

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Diese Module lassen sich nach dem Bau, wie übrigens alle Gebäude, problemlos an einen neuen Standort bewegen, alle Gebäudekomplexe könnt ihr umbauen. “Verbauen” könnt ihr euch dank dieses Spielelements also nicht mehr. Wenn ihr nicht nur nach Funktionalität auf euren Inselkomplexen strebt, sondern euch schnell in die Geometrie mit rechten Winkeln verliebt und alles ordentlich aussehen soll, dann wird dieses Feature für glänzende Augen bei euch sorgen. Dafür fehlen Faktoren wie die Fruchtbarkeitswerte für den Anbau verschiedener Nutzpflanzen, die in Anno 2070 eingeführte Umweltbelastung oder der Einsatz und die Erforschung von sockelbaren Verbesserungsgegenständen.

Aus eins mach drei

Anno 2205 wartet jetzt mit drei sehr unterschiedlichen Gebieten auf. Während ihr euch in den Vorgängern lediglich in wohltemperierten Zonen als Baumeister beweisen konntet, lernt ihr im neuesten Auftritt die klirrende Kälte der Arktis kennen. In Anno 1404 hattet ihr im Orient eine trockene Klimazone zu besiedeln, allerdings unterschied sich das Wüstenareal bis auf die Bewässerungsmechanik nicht von seinem grünen Pendant. Der Nordpolarkreis stellt euch vor besondere Herausforderungen, wie den immerwährenden Kampf mit dem Heizradius eurer Industrieanlagen, denn nur in ihm frieren sich eure Siedler nicht die Finger ab.

Die fleißigen Arbeiter haben mit ihren dünnen Iglu-Zelten keine Chance gegen das ewige Eis, sofern nicht wärmespendende Fabriken in unmittelbare Nähe aufgestellt sind. Heizende Gebäude zeichnen beim Anklicken eine feine Linie, die euch den Radius der Wärme anzeigen soll. Das Hervorheben mit einem voll ausgefüllten Kreis wie in Anno 2070 würde die Platzierung der Wohnanlagen etwas vereinfachen, da manchmal kaum zu erkennende Lücken in der Abdeckung auftreten. Die akkurate Ausrichtung der Gebäude wird aufgrund unterschiedlicher Gebäudegrößen dennoch zum spaßigen Martyrium.

Der Mond ist ein teures Geschenk

Auf dem Erdtrabanten wiederum müsst ihr eure Bevölkerung mit Schildgeneratoren vor Meteoriten schützen. Auf dem Mond zu siedeln, das schafft ihr bei zielstrebigem Aufbau eurer Kolonien in wenigen Spielstunden. Aber Vorsicht, auf dem Himmelskörper lauert die Kostenfalle! Wie bitte? 800.000 Credits für einen Fusionsreaktor? Die Investition lohnt sich. Brummt der Fusionsreaktor erst einmal, ist Netzauslastung kein Thema mehr und mit den entsprechenden angeflanschten Modulen läuft der Wunderreaktor sogar zum Nulltarif. Das erscheint uns noch ein wenig unbalanciert.

Blue Byte Mainz verwarf viele Spielmechaniken und gestaltete andere von Grund auf neu. Die nun implementierten Features sind dafür aber durchaus eine Entschädigung. Die größten Diskussionen werden Serien-Fans aber sicher über den Kampfmodus führen. Wir sind uns sicher, dass so eine Unterredung sehr einseitig verlaufen würde: “Das ist totaler Murks, gell?” “Ja, stimmt.” Die nautischen Auseinandersetzungen sind komplett vom eigentlichen Spielablauf abgekoppelt, finden auf eigenen Seekarten statt und wirken wie ein aufgepfropftes Minispiel. Eine nervige Fleißaufgabe zum Sammeln von Spezialrohstoffen – das ist der Anno-Reihe absolut unwürdig.

Miese Laune beim Admiral

Die Kampfmissionen haben keinerlei taktischen Anspruch und machen – für den Militärpart im Anno-Universum inzwischen Tradition – wenig Spaß. Schiffe haben lächerlich kurze Kampfreichweiten und “clippen” ständig ineinander. Wir können gleiche Schiffstypen noch nicht einmal per Doppelklick anwählen. Wie zur Strafe spielen wir die gleichen Missionen dazu immer wieder. Richtig identifizieren können sich Admiräle mit ihren Schiffen auch nicht: Bei einem festen Flottenkontingent dürfen wir in Anno 2205 nur manchmal nach einer Mission auf “Schiff X upgraden” klicken.

Fazit

Marcus Rätzke - Portraitvon Marcus Rätzke
Effizientes Aufbauen

Als Anno-Kenner bin ich hin und her gerissen. Einerseits möchte ich den Ubisoft-Entwicklern zu dem Mut gratulieren, Anno so weit umgekrempelt zu haben. Andererseits denke ich, dass sie kurz davor waren, das Kind mit dem Bad auszuschütten. Viele lieb gewonnene Spielmechaniken wurden ohne Rücksicht auf Verluste gestrichen. Besonders die fehlenden Handelsrouten und einen Multiplayer-Modus vermisse ich schmerzlich.

Das Wasser schwappt etwas breiig vor sich hin und die Wohnstädte wirken monoton. Dennoch habe ich mich in die Optik mit den wahnsinnig vielen Animationen verliebt. Aber nicht nur die Grafik überzeugt mich. Noch eben eine Produktionsreihe verbauen, noch kurz die Herstellung von Luxusmenüs hochfahren sowie kurz den Stromengpass auf dem Mond beheben und schon sind etliche Spielstunden ins Land gezogen. Auf den ersten Blick mögen sich Anno-Puristen wegen der vielen Änderungen auf den Schlips getreten fühlen, doch die altbekannte Formel geht wieder einmal voll auf.

Überblick

Pro

  • hoher Suchtfaktor beim Aufbauen und Optimieren
  • unglaublich detaillierte Welt mit unzähligen Animationen
  • frisches Spielkonzept glänzt mit flüssigem Spielablauf
  • gelungene Symbiose aus Kampagne und Endlosspiel
  • wunderschöne Optik, besonders beim Mond
  • keine Konkurrenz oder Umweltkatastrophen beim Aufbaupart
  • verschiedene Großprojekte in den einzelnen Regionen bieten lange Questreihen
  • Mond und Arktis grenzen sich spielerisch wohltuend ab

Contra

  • leider kein Multiplayer-Modus
  • unnötige, nervige Kampfmissionen auf separaten Karten
  • Spezialrohstoffe für wichtige Gebäudeerweiterungen nur durch “Fleißarbeit” erhältlich
  • teilweise unnütze Gebäudemodule (Logistik-Container)
  • keine Handelsschiffe mehr, Transferrouten stattdessen repräsentiert durch farbige Linien
  • Ladezeiten beim Wechsel der Kontinente stören den Spielfluss
  • Inselkarten kleiner als in den Vorgängern
  • blutleere Geschichte

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