Preview - Alone in the Dark : Das Reboot des Horror-Klassikers könnte tatsächlich gut werden
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Vor ziemlich genau 30 Jahren erschien mit Alone in the Dark ein Spiel, das wie wenige andere die Spielegeschichte prägte. Ohne es zu wissen, erschuf es nicht nur ein jahrelang erfolgreiches Franchise, sondern gleich ein ganzes Genre. Doch während die Popularität der Nachahmer wie Resident Evil und Silent Hill wuchs und wuchs, verlor sich das Interesse der Spieler am Original mit der Zeit. Ein Reboot-Versuch 2008 scheiterte an unzureichender Technik. Der Film von Uwe Boll lieferte einen weiteren Sargnagel zur Beerdigung der traditionsreichen Marke. Doch nun legen THQ Nordic und der schwedische Entwickler Pieces Interactive den Defibrillator zur Wiederbelebung an.
Zunächst einmal: Das neue Alone in the Dark wird nicht wie der letzte Reboot-Versuch von 2008 ein verkappter Nachfolger, sondern eine Mischung aus Reboot und Remake. Man orientiere sich gerade zu Beginn noch sehr stark am Original, vor allem bei der Geschichte, versichern die Entwickler, schlage aber irgendwann eine neue, moderne Richtung ein.
Alone in the Dark 2023 beginnt ziemlich genau wie das Original von 1992: Jeremy Hartwood wendet sich in seiner Verzweiflung per Brief an seine Nichte Emily Hartwood. Er spüre eine unheimliche Präsenz, die von ihm Besitz ergreife: den Dark Man. Emily wendet sich an den Privatdetektiv Edward Carnby, der auf Fälle des Übersinnlichen spezialisiert ist. Gemeinsam reisen sie auf das Anwesen der Hartwoods, wo sie den Besitzer erhängt auf dem Dachboden vorfinden. Da fällt hinter ihnen die Tür ins Schloss, und sie sehen sich einem übersinnlichen Grauen ausgesetzt, dem es nun zu entkommen gilt.
Wie schon im Original von 1992, das als eines der ersten Spiele überhaupt diese Wahl anbot, steht dem Spieler frei, ob er in eine männliche oder weibliche Rolle schlüpfen will. Die Entscheidung definiert aber nicht lediglich das Geschlecht der Spielfigur, vielmehr legt es die Perspektive fest, aus der ihr das Geschehen erlebt. Da ihr dabei stellenweise sogar unterschiedliche Schauplätze aufsucht, soll sich laut Entwickler ein zweiter Spieldurchgang mit vertauschten Rollen lohnen. Zudem stellen Emily und Edward zwei sehr verschiedene Charaktere dar, was sich in den Zwischensequenzen und dem Verhalten gegenüber anderen Personen bemerkbar macht: er ein abgebrühter Haudegen, der den Fall vor allem seiner Faszination fürs Übersinnliche wegen annimmt, sie eine besorgte Verwandte des Opfers, die mit dem Ort des Schreckens eine enge persönliche Beziehung verbindet.
Bekannte Schauspieler aus Stranger Things und Killing Eve
Dass es THQ Nordic ernst meint mit seinem Wiederbelebungsversuch der traditionsreichen Marke, lässt sich unschwer am betriebenen Produktionsaufwand erkennen: Für die Hauptrollen konnte der Publisher namhafte Schauspieler gewinnen. David Harbour ist vor allem bekannt für seine Rolle als bärbeißiger Polizist mit Herz in Stranger Things. Jodie Comer kennen Fans aus der BBC-Krimiserie Killing Eve. Doch auch grafisch macht Alone in the Dark in Unreal Engine 4 einen hochwertig produzierten Eindruck, vergleichbar mit dem Niveau der Dark-Pictures-Spiele von Supermassive Games.
Dies macht sich vor allem in den schmucken Außenbereichen bemerkbar, die wir in der Pressepräsentation gezeigt bekamen. Im Gegensatz zum Original spielt das Reboot von Alone in the Dark nicht mehr ausschließlich nur in den düsteren Gängen des verfluchten Anwesens Derceto, sondern führt uns auch in angrenzende Gebiete: einen trügerisch idyllischen Wald etwa oder eine tosende Klippe, wie in der Pressepräsentation schon zu sehen war. Die Entwickler gaben an, nicht nur den ersten Teil der Reihe, sondern sämtliche Teile 1-3 als Inspiration herangezogen zu haben. (Teil 4 ging seinerzeit in eine thematisch stark abweichende Richtung und fiel ohnehin bei den Fans in Ungnade, weil er als Vorlage für den Uwe-Boll-Film diente.)
Aus Teil 2 stammt etwa auch die Figur der Grace Saunders, einem jungen Mädchen, das auch die Hauptrolle in der eben erschienenen Demo spielt, mit der ihr euch selbst einen Eindruck von Look und Atmosphäre des Spiels verschaffen könnt. Alone in the Dark: Prologue, so der Name des kostenlosen Appetitanregers, spielt wenige Wochen vor den Ereignissen des Spiels und klärt über die Umstände auf, wie aus dem Herrenhaus von Derceto der Hort des Bösen werden konnte, als den wir es später im Spiel erleben werden.
Echter Survival-Horror
Spielerisch versprechen die Entwickler Survival-Horror in Reinkultur: Jede Bedrohung ist lebensgefährlich und Munition so knapp, dass jeder Fehlschuss weh tut. Auch in diesem Punkt folgen die Entwickler der Philosophie des Originals, denn was viele Spieler seinerzeit nicht verstanden haben: Alone in the Dark war von seinen Machern eigentlich nie als Actionspiel konzipiert. Darum empfanden es die meisten als viel zu schwer.
Tatsächlich verstand Frédérick Raynal, Erfinder des Originals, der nun auch dem Reboot beratend zur Seite stand, sein Spiel eher als Adventure und die Kämpfe als Rätsel, wie er vor ein paar Jahren auf einem Vortrag auf der Game Developers Conference verriet: Denn jeder Gegner hatte eine Schwachstelle, die es herauszufinden galt, um ihn zu besiegen. Hinweise dazu fanden sich in Schriftstücken und der Geschichte des Spiels. Und auch das Reboot von THQ wird sich an dieser Mischung aus Action und Rätseln orientieren und dem Spieler die Wahl lassen, ob er sich in schweißtreibenden Ballereien den Weg durch die Monster schießt oder die Spielwelt nach Hinweisen absucht, diese entschlüsselt und die Gegner überlistet.
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Besonders gefallen hat uns auch die musikalische Richtung, die Alone in the Dark im Reboot einschlägt. Mit dissonanten Jazz-Klängen will es Assoziationen zum Film noir wecken, dem das Spiel auch stilistisch mit seinen Schlapphüten, langen Schatten und verkorksten Männlichkeitsbildern nacheifert. Einen Release-Termin gibt es mittlerweile auch: Alone in the Dark erscheint am 25. Oktober für PC, PS5 und Xbox Series X|S.
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