Test - Alienware AW5520QF : 55-Zoll-Monitor – geil, oder?
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Je größer, desto besser. Das scheint zumindest die Prämisse des Alienware AW5520QF zu sein. Es handelt sich nämlich um einen Monitor, der es mit satten 55 Zoll mal eben aufs TV-Format bringt. Das hat allerdings seinen Preis, denn mit aktuell 3.499 Euro ist der Displaybolide wahrlich kein Schnäppchen. Aber ist dieses Ungetüm seinen Preis auch wirklich wert? Und vor allem: warum sollte man einen 55-Zoll-Monitor kaufen, wenn es so viele gute TV-Geräte mit gleicher Größe gibt? Dieser Frage sind wir bei unserem Test nachgegangen.
Die Erwartungshaltung an den Alienware AW55QF ist natürlich nicht gerade klein bei dem Preis. Umso zappeliger waren wir, den Aufbau endlich hinter uns zu bringen und den Boliden bei der Arbeit zu sehen. Doch davor hat Alienware zunächst die Hürde des Auspackens und Aufbaus gestellt. Und die ist allein nicht zu bewältigen, ein zweiter Mann ist unabdingbar, um das gut verpackte und gepolsterte Gerät aus dem Karton zu zerren.
Einiges geht einfach. Den Fuß mit vier Schrauben an den Ständer schrauben ist noch der simpelste Teil. Das Auspacken des Displays ist schon etwas schwieriger, da die obere Hälfte quasi nur aus der Displayscheibe besteht und man ein wenig mit der Panik kämpft, selbige nicht zu schrotten. Endlich ist aber auch der Teil aus den Schutzfolien gepuhlt. Einhängen am Ständer, nochmals sechs Kreuzschlitzschrauben anziehen und fertig. Optional könnt ihr das Ding mittels beigelegtem Adapter auch an einer VESA 200x200 oder 200x300 Wandbefestigung aufhängen.
Ein erster Blick zeigt ein ganz schickes Design, eben dank jener Gestaltung, die den oberen Teil sehr schlank wirken lässt. Das ganze Innenleben verbirgt sich im Displaygehäuse, das die untere Hälfte ausmacht, hübsch in mattem Weiß mit sinnigen Kabelführungen, die es euch ermöglichen, tatsächlich alle Strippen weitgehend unsichtbar zu verlegen. Eine magnetisch befestigte Blende verbirgt abschließend Anschlüsse und Kabelführung. Hübsch. Lediglich die Klammer am Fuß ist wenig Vertrauen erweckend, speziell wenn ihr dickere Kabel hindurch quetschen müsst. Die Rückseite verfügt zudem über AlienFX-Beleuchtung in Form eines waagerechten Streifens sowie des Alienware-Logos. Ganz nett.
Anschlussfreudig ist der Monitor auf jeden Fall. Links seitlich befinden sich gut erreichbar 1x HDMI, 2x USB (davon einer mit Ladefunktion) sowie ein Klinkenanschluss für Kopfhörer. Links an der Rückseite kommen nochmals 2x HDMI 2.0b, 1x DisplayPort 1.4, 2x USB 3, 1x USB-Uplink und 1x SPDIF hinzu. Schade, dass bei dem Preis nicht bereits auf HDMI 2.1 gesetzt wird, was speziell für die kommende Konsolengeneration von Interesse wäre. Dank des SPDIF-Anschlusses könnt ihr optional auch externe Soundanlagen anschließen, sofern ihr die recht ordentlichen Stereolautsprecher nicht nutzen wollt.
Schade ist, dass die HDMI-Anschlüsse weder über CEC noch ARC verfügen. Ansonsten wartet nur noch ein Stromanschluss darauf, per Kabel ohne externes Netzteil bedient zu werden. Positiv: alle nötigen Kabel (HDMI, DisplayPort, USB-Upstream) liegen bei. Fertig aufgebaut nimmt der Monitor einiges an Platz in Anspruch. 1225,9 x 770,6 x 263,91 mm mit Ständer ist nicht gerade wenig, wir haben selbst bei derart großformatigen Displays schon schlankere Lösungen hinsichtlich der Aufstelltiefe gesehen.
Die Bedienung erfolgt wahlweise mittels Tasten an der rechten Unterkante des Gehäuses (buh, wie altmodisch), oder über eine beiliegende Fernbedienung. Deren Batteriefach verbirgt sich hinter einer magnetisch befestigten Klappe, die etwas mehr Halt vertragen könnt. Die Fernbedienung selbst funktioniert fein und steuert bequem das übersichtliche On-Screen-Display, das mit zahlreichen Einstellmöglichkeiten, Presets sowie Gaming-Optionen nicht zu den schlechtesten Vertretern seiner Art gehört.
Kommen wir zum Wesentlichen. Der AW5520QF setzt auf ein 55 Zoll OLED-Panel mit einer Bildwiederholrate von 120 Hz via DisplayPort, bzw. 60 Hz via HDMI. Natürlich bietet der Monitor 4K-Auflösung, alles andere wäre eine Enttäuschung gewesen. Überzeugend ist auch die angegebene Aktualisierungsrate von 0,5 ms, die in einer sehr guten Reaktionszeit mündet. Das Panel unterstützt zudem AMD FreeSync für Radeon-Grafikkarten und steht auch auf der NVIDIA-Liste der G-Sync-kompatiblen Modelle, sodass Tearing und Ruckler kein Thema sind. Schade jedoch, dass Alienware nicht auf FreeSync 2 setzt, auch hier fehlt es an Zukunftsmusik.
Während die Farbraumabdeckung mit angegebenen 98,5% DCI-P3 (gemessen 97%) Punkte sammeln kann und euch dank OLED kräftige Farben, sehr gute Kontraste und ein sattes Schwarz erwarten, häufen sich weitere Schwachpunkte auf. So ist die Beleuchtung mit 400 cd/m² angegeben, die werden jedoch nur in Spitzenwerten erreicht. Im Normalfall dümpelt das Display bei unter 200 cd/m² herum. Dementsprechend hat es auch nicht für eine HDR-Zertifizierung gereicht. Zwar gibt es einen HDR-Modus, der auch von Konsolen oder PC erkannt und genutzt wird, die sichtbare Auswirkung ist aufgrund der mauen Helligkeit aber eher enttäuschend und eines 3.500-Euro-Monitors nicht würdig.
Weitere Schwächen zeigen sich im Betrieb, allem voran die mäßige (oder eher nicht vorhandene) Entspiegelung. In Räumen mit kräftigeren Lichtquellen macht das Panel so nicht viel Freude. Auch ist auffällig, dass die Darstellung via HDMI (in unserem Falle mittels einer Xbox One X) ein wenig verwaschen erscheint. Die Bildschärfe via DisplayPort ist deutlich besser. Wir würden daher primär den Einsatz mit einem PC und nicht mit einer Konsole empfehlen.
Dabei ist allerdings zu beachten, dass selbst der Einsatz mit einem PC nur auf gewisse Entfernung überhaupt sinnvoll ist. Wer meint, sich den Boliden auf den Schreibtisch zu stellen, wird rein physisch wenig Freude haben. Die monumentale Größe ist ergonomisch sehr ungünstig, unter anderem weil die obere Bildkante zu hoch ist. Das geht mit der Zeit gehörig auf den Nacken. Beim Zocken auf Schreibtischentfernung hatten wir zudem ein wenig mit Motion Sickness zu kämpfen.
Dass sich die Nutzung am PC ohnehin nur mit einer High-End-Maschine lohnt, die in der Lage ist, 4K flüssig zu stemmen, sei ebenfalls am Rande erwähnt. Was am PC richtig gut gefällt, sind Kontrast, allgemeine Farbdarstellung und Reaktionszeit. Selbst bei flinken Shootern konnten wir keine Verzögerungen wahrnehmen. Nicht vergessen solltet ihr, dass der Monitor nicht eigenständig Inhalte wiedergeben kann. Apps wie bei TV-Geräten gibt es nicht, sprich, es muss ein PC, eine Konsole oder eine Set-Top-Box angeschlossen sein.
Es haben sich also einige Mankos angesammelt, die angesichts des Preises eigentlich unverzeihlich sind und schlussendlich den Sinn des 55-Zoll-Monitors massiv in Frage stellen. Wenn man dann noch überlegt, dass richtig gute TV-Geräte wie Samsung Q85R oder LG C9 weniger als die Hälfte des AW5520QF kosten, wird es noch deutlicher. Die verfügen zwar nicht über DisplayPort-Anschlüsse, die am PC höhere Bildwiederholraten erlauben, dafür ist deren Ausstattung insgesamt um einiges runder. Neben der Reaktionszeit ein bisschen wenig, um den Mehrpreis des Monitors gegenüber den TV-Geräten zu rechtfertigen.
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