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Test - Alan Wake 2 : Test: Es ist kein Spiel. Es ist eine Erfahrung!

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„Es ist kein See. Es ist ein Ozean.“ Das waren die letzten Worte, die Schriftsteller Alan Wake am Ende des ersten Teils den Spielern mitgegeben hatte. Ein Hinweis darauf, dass seine Geschichte viel größer ist, als man bisher dachte, und ein Versprechen für eine Fortsetzung. Die hat allerdings ganz schön auf sich warten lassen! Kann die Reihe nach mehr als einem Jahrzehnt Pause noch zu einem strahlenden Ende kommen oder sollte die Fortsetzung lieber auf alle Ewigkeit auf dem dunklen Grund eines Sees verschwinden?

So ungefähr einmal im Jahr, wenn es Abends wieder früher dunkel wird und der Wind ums Haus peitscht, packt mich die Sehnsucht nach einer Runde Alan Wake. Die düstere Atmosphäre der dichten Wälder im amerikanischen Nordwesten bei Nacht, eine Gruselgeschichte mit Einflüssen von Twin Peaks sowie Romanen von Stephen King und mittendrin Bestsellerautor Alan Wake, der die Realität nicht mehr von der Fiktion seiner eigenen Werke unterscheiden kann.

Perfekt ist das Spiel definitiv nicht. Auf dem Weg durch den Wald trifft man auf die immer gleichen Gegner, die mit der Taschenlampe solange beleuchtet werden müssen, bis ihnen die Dunkelheit vom Leib gebrannt wurde – erst dann kann man sie mit Blei durchlöchern. Die Weiten des Waldes sind oft eher aufgeblasene Schlauchlevel und es gibt sicher auch Leute, die die Story als verworren und prätentiös bezeichnen würden.

Aber auf mich übt Alan Wake mit seiner dichten Atmosphäre und dem Spiel mit der Realität eine ungemeine Faszination aus. Darum habe ich mir natürlich sofort den zweiten Teil geschnappt, darauf gewartet, dass es draußen dunkel wird, dem Wind gelauscht, der ums Haus pfeift und bin nach Bright Falls zurückgekehrt.

Die Saga beginnt

In den 13 Jahren seit den Ereignissen von Teil 1 kam es in der Region um Cauldron Lake immer wieder zu ungewöhnlichen Morden. Den Opfern fehlten oft Organe oder sie waren mit unleserlichen Tattoos überzogen. Einzige Gemeinsamkeit der Leichen war, dass sie alle vor exakt 13 Jahren in der Gegend verschwanden. FBI-Agentin Saga Anderson und ihr Partner Alex Casey machen sich also auf den Weg in das beschauliche Küstenstädtchen Bright Falls, um die Fälle zu untersuchen. Noch während sie unterwegs sind, kommt es erneut zu einem Mord. Nach ersten Ermittlungen scheint eine lokale Sekte, der Cult of the Tree, hinter den Tötungen zu stecken und irgendwie führen die Spuren immer wieder zum Cauldron Lake und Alan Wake.

Der sitzt seit dem ersten Teil im sogenannten Dark Place fest: Dieser übernatürliche Ort am Grunde des Sees verleiht Künstlern die Macht, mit ihren Werken die Realität zu verändern. Was zunächst nach einem wahrgewordenen Traum klingt, ist für Alan aber eher ein Albtraum. Die düstere Präsenz, die den Ort bewohnt, zwingt ihn nämlich dazu, eine Geschichte zu schreiben, in der sie den See verlassen kann, um so die ganze Welt in Dunkelheit zu hüllen.

Neben Alt-Held Alan ist Saga als komplett neuer spielbarer Charakter dabei. Später könnt ihr sogar jederzeit zwischen den Geschichten der beiden Protagonisten wechseln. Es bleibt also euch überlassen, ob ihr zuerst nur mit Saga Bright Falls erkundet und in den Mordfällen ermittelt, mit Alan versucht, aus dem Dark Place zu entkommen oder einfach nach jedem Kapitel zwischen den Figuren wechselt.

FBI-Agentin Saga ist in der Gegend um Bright Falls und dem Nachbarstädtchen Watery unterwegs, untersucht Tatorte, befragt Anwohner und versucht, der Sekte auf die Schliche zu kommen. Um bei den ganzen Indizien den Überblick nicht zu verlieren, verfügt sie über einen Mind Place, einen fiktiven Raum in ihrer Gedankenwelt mit eigener Falltafel. Die sieht ein bisschen so aus wie bei Serienkillern in Hollywood-Filmen: Fotografien und Notizzettel sind an eine Wand gepinnt und mit dem wortwörtlichen roten Faden verbunden.

Alan Wake 2 - Und hier ist der Launch-Trailer zum Release

Ab Freitag ist Alan Wake 2 offiziell erhältlich; auf dem Xbox Showcase heute Abend gab es vorab den Launch-Trailer zu sehen.

Zwar müsst ihr die Hinweise selber an die richtige Stelle ziehen, aber falsch machen kann man dabei nichts. War eure Entscheidung daneben, dann lehnt Saga die Idee einfach ab und ihr könnt es solange neu versuchen, bis die richtige Stelle gefunden ist und die Agentin selbstständig Schlüsse zieht. Während der Ermittlungen könnt ihr jederzeit in den Mind Place wechseln und euch alles nochmal anschauen, allerdings läuft die Zeit währenddessen weiter. Mitten im Kampf eben schnell nochmal die letzte Zeugenaussage durchlesen, ist also eine eher schlechte Idee.

Wach auf, Alan!

Schreiberling Wake hat sowas wie einen Mind Place gar nicht nötig, schließlich verfügt er über seinen Writer’s Room im Dark Place inklusive eigener Schreibmaschine. Statt des pazifischen Nordwestens der USA geht es für Alan in eine albtraumhafte Version von New York. Hier funktioniert auch die Rätselmechanik ein bisschen anders als bei Saga. Betritt Alan einen Ort, der für eine Geschichte interessant sein könnte, dann erscheint dieser auf der Handlungstafel im Writer’s Room als potentieller Handlungsort. Aus Echos vergangener Ereignisse kann der Autor dann Inspiration ziehen und somit die Umgebung verändern.

Zum Beispiel findet sich Alan während der Geschichte in der Lobby eines Hotels wieder und bekommt in einem Echo mit, dass es hier mal eine Theateraufführung gab, bei der das ganze Hotel als Kulisse diente. Per Handlungstafel könnt ihr nun zwischen zwei Varianten der Lobby umschalten: dem normalen Zustand oder dem Zeitpunkt der Aufführung, in dem bestimmte Türen verschlossen respektive geöffnet sind oder Requisiten vielleicht einen Gang versperren. Jede Version bietet also andere Wege und Gegebenheiten.

Auf diese Art puzzelt ihr euch durch die Räumlichkeiten, sammelt neue Inspiration und Orte, bis ihr schließlich an Alans Ziel angekommen seid. Das kann auch mal ein wenig verwirrend werden, wenn ihr vier verschiedene Räume mit jeweils fünf Varianten vorfindet, die nach Belieben kombiniert werden können. Aber sobald ihr den Dreh raus habt und alle Puzzleteile an der richtigen Stelle sind, macht das Wechseln der Realität definitiv Laune.

The Poet and the Muse

Vor allem auch, weil jede Location so unfassbar gut aussieht. Grafisch hat Alan Wake 2 viel zu bieten – wenn eure Hardware es mitmacht. Da Licht und Schatten und der damit verbundene Kampf gegen die Dunkelheit zentrale Elemente der Reihe sind, findet zwar der Großteil der Kapitel (vor allem die gruseligen Stellen) bei Nacht statt. Aber wenn das flackernde, rote Licht einer Signalfackel zwischen den Bäumen herumtanzt und ein halbes Dutzend wütender Schattengestalten enthüllt, die gerade auf euch zustürmen, schnellt der Puls schlagartig in die Höhe.

Erst wenn sich die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne ihren Weg durch die dichten Baumkronen suchen, weicht die Anspannung für einen kurzen Augenblick der Stille. Wenn es um Stimmung und Atmosphäre geht, hat Remedy in den letzten Jahren definitiv nichts verlernt, sondern nutzt die moderne Technik, um Bilder un Momente zu schaffen, die man sich im ersten Teil nur erträumen konnte.

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Die Musik stammt erneut von der finnischen Band Poets of the Fall – oder besser gesagt ihrem Gegenstück im Spiel, den Old Gods of Asgard. Ich muss mir gerade auf die Zunge beißen, um nichts zu spoilern, aber wie schon beim ersten Teil ist der Soundtrack nicht nur gut anzuhören (The Poet and the Muse und War sind bis heute in meiner alltäglichen Playlist), er spielt auch eine zentrale Rolle in der Story.

Eine bestimmte musikalische Einlage in Alan Wake 2 gehört für mich sogar zu den besten Szenen, die ich jemals in einem Videospiel gesehen habe. Ich will euch die Überraschung nicht nehmen, aber damit ihr beim Spielen wisst, was gemeint ist, sage ich nur: Musical. Normalerweise muss ich Stellen nur viermal spielen, weil mich die Gegner überrennen und nicht, weil ich nicht fassen kann, was da gerade Geniales auf dem Bildschirm abgeht.

Überhaupt merkt man an jeder Ecke die Leidenschaft und Liebe aller Beteiligten für das Spiel. Poets of the Fall liefern nicht nur Musik, sondern schlüpfen sogar für Realfilm-Sequenzen in ihre Rollen als Old Gods of Asgard. Ilkka Villi, der finnische Schauspieler, der schon im ersten Teil Alan Wake sein Gesicht geliehen hat, spielt den Schriftsteller im Nachfolger mit einer Intensität, als dürfte er danach nie wieder vor eine Kamera. Und Sam Lake, der Erfinder von Alan Wake, hat sich kurzerhand selbst die Rolle als Sagas Partner Alex Casey geschnappt. Dabei erinnern seine Auftritte jedoch manchmal eher an eine Self Insert Fan Fiction, aber gut.

Am Ende eines Kapitels wollte ich gerade einen Kinosaal verlassen, als auf einmal etwas Neues über die Leinwand flimmert: ein 20-minütiger Kurzfilm mit so ziemlich allen Schauspielern des Spiels – und natürlich Sam Lake in der Hauptrolle. Der Streifen trägt nichts zur eigentlichen Handlung bei und die meisten Spieler werden ihn wahrscheinlich nicht mal mitbekommen, aber natürlich habe ich mich hingesetzt und bis zum Ende zugeguckt. Diese und viele weitere Details sind es, die Alan Wake 2 so besonders machen.

It’s not the fall that kills you

Ironischerweise ist es aber genau diese Leidenschaft für ihre Spiele, die mich zum größten Kritikpunkt führt. Alan Wake 2 ist der offizielle Auftakt zum Remedy Connected Universe, also einer übergreifenden Welt, in der alle Spiele des Entwicklers stattfinden sollen. Zwar gab es bereits in Control einen DLC, der auf die Ereignisse im ersten Alan Wake Bezug nahm, aber mit Alan Wake 2 verschmelzen die beiden Universen nun endgültig.

Das Federal Bureau of Control, die Regierungsorganisation, die in Control für das Eindämmen übernatürlicher Phänomene verantwortlich ist, beeinflusst maßgeblich Alans und Sagas Schicksal. Eigentlich bin ich großer Fan von solchen Überschneidungen, doch aus meiner Sicht opfert Remedy eine gut erzählte und runde Story letztendlich dem großen Ganzen. Nach über 20 Stunden Spielzeit bleiben wichtige Fragen, die das Spiel bis dahin aufgeworfen hat, unbeantwortet. Und der Umgang mit dem größten Twist des Spiels gefällt mir ebenfalls gar nicht.

Alan Wake 2 - Video fasst die Handlung des ersten Teils zusammen

Wer sich die Handlung von Alan Wake ins Gedächtnis rufen will, bevor es ab 27. Oktober an Alan Wake 2 geht, kann einfach einen Blick in das neue Video von Remedy Entertainment werfen.

Ich habe das Gefühl, dass man sich möglichst alle Türen für ein Control 2 oder Alan Wake 3 offenhalten wollte. Es mag sein, dass all diese Fragen und Probleme schon im New Game Plus ausgeräumt werden, aber das soll frühestens einen Monat nach Release verfügbar sein. Laut Remedy wird es beim zweiten Durchlauf tatsächlich neue Story-Inhalte geben. Das würde zwar im Hinblick auf das Finale durchaus Sinn ergeben, aber wer will einen Monat nach Release gleich nochmal 20 Stunden ins gleiche Spiel stecken, nur um (möglicherweise) das tatsächliche Ende zu sehen? Ich will das! Zum Glück wird es ja auch in einem Monat noch recht früh dunkel und der Wind pfeift noch immer ums Haus. Bright Falls und ich haben uns nicht zum letzten Mal gesehen ...

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