Preview - Agony : Höllisch guter Horror?
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Allmählich fügt sich das Bild zusammen: Lange Zeit kannte man Agony nur für seinen außergewöhnlichen Grafikstil, seine Vision einer Hölle, die aus Fleisch und Knochen erwächst und von entstellten Dämonen mit gespalteten Köpfen und Riesenbusen bevölkert wird. Die ersten Infos zum Spielprinzip klangen hingegen reichlich kryptisch und warfen mehr Fragen auf, als sie beantworteten. Nun konnten wir die erste Stunde des Horrorspiels selbst erleben und ein paar Ratlosigkeiten ausräumen.
Der Geschmack von Rost und Knochen
Um Lust auf Agony zu bekommen, muss man sich eigentlich nur einen der Screenshots aus dem Spiel anschauen. Im Zentrum der Erfahrung steht die Vision einer Hölle, wie sie in ähnlicher Weise vor 20 Jahren der Film Event Horizon vor Augen führte: nicht die Lava- und Feuerlandschaft der christlichen Folklore, sondern ein Ort der Gewalt, der Verwesung und der zügellosen Sexualität. Die Hölle von Agony wirkt, als sei sie aus den Eingeweiden eines Riesen gewachsen, dessen Blut und Knochen seit Jahrhunderten vor sich hin faulen.
Gleich zu Beginn überqueren wir eine Brücke, die aussieht, als habe jemand einen Jahresvorrat Spare Ribs zu eitrigem Gammelfleisch verarbeitet. Warum wir an diesem Ort sind, wissen wir nicht. Lediglich der Traum an eine rote Göttin schwirrt uns im Kopf umher, ein Wesen, das ihren nackten Körper statt mit Kleidung lediglich sporadisch mit verkrustetem Blut bedeckt. Sie ist die Herrscherin und möglicherweise auch Schöpferin dieses Reiches aus verwesenden Körperteilen und gepeinigten Seelen und der einzige Anhaltspunkt, einen Weg aus diesem Albtraum zu finden.
Auch das Gespräch mit dem ersten Leidensgenossen, den wir treffen, stiftet mehr Verwirrung, als es Erleuchtung bringt. Der Wahnsinn, der diesen Ort durchdringt, scheint seinen Verstand bereits fest in der Gewalt zu haben. In seinem wirren Gefasel gibt er jedoch unverkennbar uns die Schuld an seiner Misere. Haben wir diese Hölle möglicherweise durch unsere Taten im Diesseits einst erschaffen? Oder befinden wir uns in einer Art persönlichem Fegefeuer, das uns für die Sünden in einem vorigen Leben richten soll? Wir sind gewillt, das herauszufinden ...
Demon's Souls
Unser ständiger Begleiter in Agony ist die Dunkelheit, die den Ursprung der unablässigen Schreie gepeinigter Seelen in der Ferne wie hinter einem Vorhang vor unseren Blicken verbirgt. Zum besten Freund wird daher schnell die Fackel, die zumindest den Weg die nächsten Schritte hinab in schummriges Licht taucht, während dahinter namenlose Schrecken in Ungewissheit lauern. Agony fühlt sich an wie der nächtliche Gang in den Keller bei Stromausfall im Kerzenschein, bei dem die eigene Vorstellung ihre Ungeheuer in die Ecken und Winkel setzt, die sich in Schwärze hüllen.
Gleichsam ist die Dunkelheit der einzige Schutzpanzer gegen die Dämonen, die hier hausen. Denn Agony ist Survival-Horror in Reinkultur. Ihr habt keine Waffen und auch keine schützende Rüstung. Kommt euch ein Monster zu Nahe, hilft nur: verstecken und Luft anhalten, ähnlich wie in Amnesia: The Dark Descent, in dem sogar der Blickkontakt vermieden werden musste, um das Grauen nicht anzulocken.
Es ist allerdings möglich, die eigene Seele vom Körper loszulösen und damit einen Dämonen in Besitz zu nehmen. Dadurch könnt ihr seine Kraft für eure Zwecke einsetzen, doch ist Vorsicht geboten: Denn der Dämon wehrt sich gegen die Besessenheit und schüttelt euch nach einer Weile wieder ab. Dann schwebt eure Seele haltlos im Raum und muss schleunigst einen neuen Wirt mit einem Körper finden, um nicht zu vergehen. Wart ihr zuvor zu eifrig und habt zu viele Dämonen in der Umgebung aus dem Weg geräumt, so ist bald keine Kreatur mehr übrig, um euch als Seelengefäß zu dienen.
Schön und gut, aber was ist Agony denn nun genau?
Agony lässt sich nicht so leicht in eine Schublade stecken und auch nur schwer mit einem anderen Spiel vergleichen. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, was einen erwartet, nimmt man am besten gleich mehrere Spiele als Beispiel zuhilfe.
Am ehesten lässt sich Agony vermutlich noch mit dem bereits erwähnten Amnesia: The Dark Descent vergleichen. Wie in dem Indie-Horror-Survival-Spiel seid ihr weitgehend wehrlos einer feindseligen Umgebung voller Monster und Gefahren ausgeliefert, geht den Bedrohungen besser aus dem Weg, statt die Konfrontation zu suchen, und bahnt euch zögerlich Schritt für Schritt den Weg durch eine bizarre Albtraumwelt.
Auch die hin und wieder zu lösenden Rätsel erinnern entfernt an Amnesia. Sonderlich schwer sind sie jedoch nicht – Agony ist kein Adventure. Viel eher stellt das Spiel regelmäßig Hürden in den Weg, die dazu anhalten, die Spielwelt zu erkunden. So etwa wenn wir die Herzen zweier Dämonen erbeuten und in eine Waagschale legen müssen, um das Tor zur Halle des Jüngsten Gerichts zu öffnen.
Das Erkunden der Spielwelt ist ein elementarer Aspekt von Agony, den sich das Spiel, wie manch anderes Spielelement auch, vom Vorbild Dark Souls abgeschaut hat. Bereits im Tutorial-Level ist der direkte Weg zum Ausgang zwar schnell gefunden, wer jedoch die Umgebung noch ein wenig genauer erforscht, entdeckt völlig unerwartet ein riesiges Höhlensystem, das sich über mehrere Kilometer zu erstrecken und verästeln scheint und jede Menge wertvolle Beute beherbergt, die ungeduldigeren Spielern leicht entgeht.
Ebenfalls von Dark Souls inspiriert ist die unbarmherzige Spielwelt, die dem Spieler nichts schenkt und alles abverlangt. An einer späteren Stelle stehen wir am Rande einer riesigen Schlucht, die Sackgasse zu bedeuten scheint. Nur durch einen Tipp des anwesenden Entwicklers wagen wir den Sprung den endlosen Abgrund hinab und landen in einem völlig neuen Gebiet – ein Aha-Erlebnis wie damals beim Sprung in den Abyss von Neu-Londo.
Auch das Speichersystem erinnert an die Souls-Spiele, wenngleich – man mag es kaum glauben – in einer Hardcore-Variante davon: Als Checkpunkte dienen dunkle Spiegel, an denen ihr wiederbelebt werdet, solltet ihr sterben – was nicht selten passieren wird. Doch bei jedem Tod splittert das Glas des Spiegels ein Stück, bis er schließlich zerbricht und unbrauchbar wird. Wenn das passiert, müsst ihr fortan auf einen früheren Speicherpunkt ausweichen. Agony tut wahrlich alles daran, euch das Leben zur Hölle zu machen.
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