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Test - Agatha Christie: Mord im Orient Express : Genießt das Adventure in vollen Zügen.

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Auf allzu viele Puzzle werdet ihr nicht treffen und die meisten Kombinationsrätsel sind logisch oder doch mit einigem Nachdenken zu lösen. Eins der wenigen Probleme tauchte in unserem Test mit dem Auffinden von Fingerabdrücken auf. Hier gilt es genau auf den Kommentar Poirots zu hören. Schwieriger ist es da schon mit den Verhören der Passagiere und des Zugpersonals. Hier heißt es aufmerksam zuzuhören und wenn möglich im Hinterkopf zu behalten. Zwar gibt es im Inventar auch eine Auflistung der Verdächtigen inklusive einer Zusammenfassung ihrer Aussagen, aber bei mehr als 20 Personen ist dort eine Suche an dieser Stelle schon recht aufwändig.

Beinarbeit und Fragestunde

Auch die „Beinarbeit“ bei den Ermittlungen gerät häufig tatsächlich zu einer solchen, da ihr im Grunde das komplette Spiel über immer wieder durch alle Waggons gehen müsst, um nach Gegenständen und Personen zu suchen. Da sich das Spiel aber, bis auf drei Ausnahmen, nur im Zug abspielt und zudem eine intelligente „Schnellreisefunktion“ integriert ist, hält sich der Frust in Grenzen. Die Ausnahmen sind zwei Bahnhöfe und ein Ausflug in die verschneite Umgebung. Vielleicht etwas wenig, aber aufgrund des „Closed-Room“-Settings natürlich nachvollziehbar.

Ein besonderes Highlight – aber für manche Spieler vielleicht leider auch etwas ermüdend – sind fraglos die Verhöre der Verdächtigen. Obwohl hier – fast - kein Wort zu viel gesprochen wird, sind alle Gespräche sehr ausführlich. Wer die Vorlage kennt, den wundert das nicht. Das Geheimnis kann aber auf diese Art und Weise nach und nach entschlüsselt werden, da viele der Verhörten, nun, nicht immer ganz die Wahrheit sagen und erst wenn sie mit neuen Hinweisen konfrontiert werden, mit der Sprache herausrücken. Zudem sind alle Gespräche hervorragend synchronisiert, sodass schon das Zuhören Spaß macht. Leider konnten in der deutschen Umsetzung des Spiels nicht alle unterschiedlichen Akzente der verschiedenen Personen umgesetzt werden. Der sonstige Sound ist dezent, es gibt nur wenige Musikpassagen und vor allem die guten Effekte unterstreichen die Atmosphäre.

Ansehnlich bis zum Showdown

Wie nicht anders zu erwarten, kann ein Abenteuer, das ohne eine große Anzahl exotischer Schauplätze auskommen muss, natürlich grafisch nicht wahnsinnig abwechslungsreich sein. Daher haben die Entwickler vor allem Wert auf eine stimmige Atmosphäre gelegt. Diese wird eingefangen durch den bis ins kleinste Detail liebevoll nachgezeichneten 'Orient Express' und die, der Verfilmung nachempfundenen, sehr gut getroffenen Personen. Licht- und Wettereffekte sowie sparsam, aber effektiv eingesetzte Filmeffekte wie Tiefenunschärfe runden das positive Bild ab. Ab und an wird das Spiel durch Zwischensequenzen unterbrochen, die manchmal leider etwas grobpixelig wirken. Ein Vorteil der etwas einfacheren, aber trotz allem sehr schönen Grafik ist, dass das Spiel auch auf eher schwachen Rechnern läuft.

Höhepunkt des Spiels ist natürlich die Auflösung, die nicht nur das bekannte Ende des Romans auf intelligente Art abwandelt, sondern vor allem in jeder Hinsicht meisterhaft umgesetzt ist. Neben der wunderschönen grafischen Darstellung habt ihr auch Teil daran und seid glücklicherweise nicht dazu verdammt, nur zuzusehen. Denn nach guten 20 Stunden Spielzeit ist es an euch, zusammen mit Hercule Poirot die Auflösung (nun, soviel sei verraten: es sind insgesamt eigentlich drei) zu präsentieren. Hier seid ihr noch einmal gefordert, denn Poirot fragt euch immer wieder nach euren eigenen Schlüssen. Hier zahlt es sich aus, immer gut beobachtet und zugehört zu haben.

Fazit

Stephan Fassmer - Portraitvon Stephan Fassmer
'Mord im Orient Express' steht auf meiner Liste der klassischen Adventures zur Zeit ganz oben. Neben der gelungenen grafischen Umsetzung, die den Stil des luxuriösen Zuges und seiner Passagiere hervorragend einfängt und der wirklich tollen Synchronisation, die auch in den langen Gesprächen fesselt, gefällt mir vor allem die Umsetzung der klassischen Detektivgeschichte in ein ebenso klassisches Adventure. Alle Charaktere sind überzeugend adaptiert worden und die Auflösung am Schluss gehört zum schönsten und ausgefeiltesten, was ich je in einem Adventure gesehen hab. Abzüge gibt es in der B-Note für kleine Fehler und Längen im Spielablauf. Adventure-Fans, die den Roman oder Film nicht kennen, aber Detektivgeschichten lieben, sollten unbedingt zugreifen. Alle anderen können sich auf eine interessante Umsetzung des Klassiker freuen.

Überblick

Pro

  • gute Umsetzung der Vorlage
  • passende Atmosphäre
  • faire Rätsel und viel Detektivarbeit
  • gute Sprachausgabe

Contra

  • viel Laufarbeit
  • einige Fehler im Spielablauf

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