Test - Virtua Pro Football : Virtua Pro Football

Dass es neben ’FIFA’, ’PES’ & Co. noch Platz für neue Fußball-Simulationen gibt, will Sega mit ’Virtua Pro Football’ beweisen. Weshalb der PS2-Titel allerdings eher an FC Altenheim erinnert, erfahrt ihr im Review.

Die WM im eigenen Land bringt auch rund drei Monate nach dem Finale noch so manche Kuriosität mit sich, die wir nicht unbedingt gebraucht hätten: beleidigte Schiedsrichter, neue Bundestrainer und eine Fülle an zweifelhaften Fußballsimulationen. Unter letztere Kategorie fällt auch Segas 'Virtua Pro Football', das gerade rechtzeitig aufläuft, um sich der Konkurrenz aus den Häusern EA Sports und Konami zu stellen. Die Kraftverhältnisse sind allerdings schon nach wenigen Spielminuten klar abgesteckt. Das technisch weitaus beschlagenere 'Pro Evolution Soccer 5' und selbst das unter Kiebitzen als grobschlächtig verschriene 'FIFA 06' führen Segas Fußballsimulation nach Belieben vor und zeigen, wo sie spielerisch einzuordnen ist: auf unterstem Kreisklassen-Niveau.

Derweil hat sich 'Virtua Pro Football' alle Mühe gegeben, den Superstar im Konami-Trikot möglichst detailliert nachzuahmen. Das äußere Erscheinungsbild und einige Menügrafiken wurden nahezu 1:1 von 'Pro Evolution Soccer 5' übernommen. Zudem teilen beide Programme den Verzicht auf die kostspielige Lizenz des Fußball-Weltverbandes und setzen stattdessen lieber auf die Genehmigung der Spielergewerkschaft FIF Pro. Für deutsche Fans natürlich ein Stimmungskiller. Statt des FC Bayern München kickt eben nur "Bayern" um die deutsche Meisterschaft. Wenigstens hören die Spieler im Dress des Rekordchampions auf ihre Originalnamen. Ansonsten gibt 'Virtua Pro Soccer' kaum Anlass zur Freude. Die eigentliche Umsetzung des Fußballsports ist nämlich schlicht und ergreifend katastrophal. Der Spielaufbau ist statisch, der Fußball bewegt sich wie ein irrer Gummiball über das Feld und die von physikalischer Trägheit losgelösten Animationen werden so schnell ausgeführt – sie sind für das menschliche Auge kaum zu erfassen. Bei den aufgezählten Kritikpunkten ist es schließlich auch wenig verwunderlich, dass die KI-Kicker in der Defensive weder eigenständig die Räume schließen noch das Spielgeschehen clever verlagern. An schnittige, schön herausgespielte Angriffsszenen oder tolles Direktpass-Spiel ist erst gar nicht zu denken.

Abgerundet wird der in jeder Hinsicht negative Gesamteindruck schließlich durch eine schwache technische Umsetzung, die in keinster Weise dem aktuellen Genrestandard gerecht wird. Der integrierte Kommentar erreicht dabei mühelos das Niveau der 'FIFA Soccer'-Serie – aus dem Jahre 1996. Völlig aus dem Zusammenhang gerissene, stockende Sprachsamples möchte ich mir in Zeiten eines 'Pro Evolution Soccer 5' nicht mehr anhören müssen. Wenigstens stimmen die schönen Fangesänge in den Stadien etwas versöhnlich.