Test - Until Dawn : Lasst uns ein Spiel spielen
- PS4
Until Dawn wurde bereits lange vor der Veröffentlichung belächelt und wieder vergessen. Dementsprechend war auf das Spiel niemand scharf – es stand auf keiner Topliste und wegweisend konnte es aufgrund seiner grundsätzlichen Thematik rund um ein paar rollige Teenager schon gar nicht sein. Und doch sitze ich hier nach neun Stunden Spielzeit und bin begeistert. Mit Until Dawn hatte ich so viel Spaß wie mit kaum einem anderen Titel in diesem Jahr. Zeit, dem Spiel die Beachtung zu schenken, die es verdient.
Woran liegt das? Warum konnte mir der Titel so viel Freude bereiten? Immerhin sind die acht Teenager, die sich in einer Berghütte ein paar schöne Tage machen wollen, vor lauter Klischees und Stereotypen kaum auszuhalten. Das würde man nach den ersten Trailern und Videos zumindest behaupten.
Tatsächlich verbirgt sich hinter Until Dawn jedoch ein unheimlich interessantes System, das mit einer überraschend fesselnden Handlung daherkommt, die dem Horror-Genre Tribut zollt, wo es nur geht. Until Dawn ist eine Liebeserklärung – Filme wie „Cabin in the Woods“, „Scream“, „Saw“, „Freitag der 13.“ und viele mehr kommen in der Handlung mit einer Hommage vor, die Fans in Nostalgie schwelgen lassen.
Liebeserklärung
Der Titel aus dem Hause Supermassive Games kann jedoch weitaus mehr, als euch lediglich mit Referenzen aus dem Horror-Genre zu bewerfen. Dank des Butterfly-Effekts gestaltet ihr die komplette Handlung auf Basis von diversen Entscheidungen selbst. Dabei gilt es, die Teenager vor einem mysteriösen Serienmörder zu retten. Jeder Charakter ist spielbar. Wie ihr euch mit den jeweiligen Persönlichkeiten verhaltet, hat direkte Konsequenzen auf den umfassenden Handlungsstrang. Damit gleicht das Abenteuer einem Quantic-Dream-Spiel – mit dem entscheidenden Unterschied, dass Until Dawn tatsächlich konsequent ist und keine Scheu davor hat, euch den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
Dabei gilt die Faustregel, dass jeder der einzelnen Charaktere sterben kann. Habt ihr euch unklug oder egoistisch verhalten, ist das Spiel für einer der Protagonisten vorbei. Dieser Umstand sensibilisiert euch für das eigene Spielverhalten umgehend. In prekären Situationen ertappt man sich dabei, wie man innerhalb weniger Sekunden alle möglichen Ausgangssituationen im Kopf durchgeht, um eine möglichst gute Entscheidung zu treffen. Dabei ist die Handlungsstruktur so clever verzahnt, dass stets eure Neugier geweckt wird und ihr euch nach jeder Entscheidung in einer moralischen Zwickmühle wiederfindet.
Auf Neugier folgt Tod oder Leben
Bleibt ihr lieber bei der Gruppe oder geht ihr den mysteriösen Stimmen nach? Was hat es mit der geheimnisvollen Tür auf sich? Was erwartet mich dahinter? Jede wichtige Entscheidung öffnet einen neuen Strang. Dadurch kommt es zu interessanten Wendungen in der Geschichte, die euch immer wieder packen und zum Weiterspielen motivieren. Das ist auch der Atmosphäre zu verdanken. Zwar war uns für ein Horrorspiel zu wenig echter Horror vertreten, dennoch kann Until Dawn mit starken Szenerien, Lichteffekten und Klangkulissen ein beeindruckendes Bild des Albtraums zeichnen, den unsere Teenager durchleben.
Da sich Until Dawn cineastisch präsentiert, ist das spielerische Konzept recht simpel gehalten. Ihr steuert die Charaktere mit dem Analog-Stick und müsst sie in hektischen Situationen mittels Quick-Time-Events in Sicherheit bringen. Hier wird zwar nicht das Rad neu erfunden, die Eingabemöglichkeiten erfüllen jedoch ihren Zweck und funktionieren jederzeit zuverlässig. Das kann man leider nicht von der Bewegungsteuerung behaupten, die einem ebenfalls als Steuerungselement zur Verfügung steht. Die Erkennung ist zu schwammig, um reibungslos durch die stellenweise hektischen Situationen zu navigieren. Dementsprechend empfehlen wir die klassische Steuerung.
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