Special - Twitch : Willkommen bei Twitch!
Am Anfang war Justin Kan. Die Zuschauer sahen den Justin und der Justin sah, dass es gut war. Dieser versuchte nämlich sein komplettes Leben mithilfe einer um den Kopf gebundenen Webcam 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche zu streamen. Und zwar auf Justin.tv; einem Projekt von ihm, Emmett Shear, Michael Seibel und Kyle Vogt. Nach acht Monaten war das Experiment beendet und Justin.tv wurde eine öffentliche Plattform für alle, die das Bedürfnis hatten auch mal etwas zu streamen. Seien es eigene Video-Aufnahmen, Fernsehserien oder einfach nur Musik. Und nicht zu vergessen Videospiele. Da Live-Übertragungen dieser immer beliebter wurden, veröffentlichten Justin und seine Partner im Sommer 2011 Twitch.tv als eigene Abkopplung der beliebten Streaming-Seite. Diese lockt mittlerweile jeden Monat über 43 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme.
Bei Twitch könnt ihr also Leuten dabei zuschauen, wie sie Videospiele spielen. Und das ist im Grunde genommen auch gar nicht anderes als damals, als sich einer aus eurer Clique ein neues Spiel für den Super Nintendo kaufte und seine Kumpels zu sich nach Hause einlud, damit sie ihm beim Spielen über die Schulter schauen können. Manche Streamer haben zusätzlich noch ein Mikro oder eine Webcam angeschlossen, so dass ihr das Gefühl habt, noch hautnaher am Geschehen zu sein.
Und natürlich ist da noch der Chat. Jeder Channel dient zugleich als eigener Chatraum, in welchem ihr euch mit anderen Zuschauern über den Stream unterhalten könnt. Das Beste ist aber, dass ihr noch nicht einmal ein Konto braucht, um euch auf Twitch etwas anschauen zu können. Nur wenn ihr chatten wollt, dann müsst ihr euch auch registrieren. Alles ist soweit kostenlos, ihr müsst nur gelegentlich mal eine Werbeeinblendung in Kauf nehmen.
Follower! Go Turbo! Subscribe!
Twitch bietet euch aber zudem zwei verschiedene Mitgliedsmodelle. Entweder ihr entscheidet euch für die kostenlose Variante als normaler Nutzer oder geht Turbo. Als normaler Nutzer könnt ihr Streams mit Werbeeinblendungen sehen, chatten und verschiedenen Channels folgen. So bekommt ihr jedes Mal eine Mitteilung, wenn einer eurer Lieblingsstreamer live geht. Und je mehr Follower ein Kanal hat, umso höher taucht er natürlich auch auf der Startseite von Twitch auf.
Ist euch das noch nicht genug, könnt ihr zudem ein monatliches Abo von Twitch an sich abschließen, welches natürlich auch ein paar Vorteile mit sich bringt. Turbo-Nutzer erhalten keine Werbung mehr, dürfen den Chat mit ausgewählten Emoticons vollspammen, können ihren Namen anders einfärben und bekommen ein kleines Abzeichen davor, damit sie von anderen gleich als Turbo-Nutzer erkannt werden.
Die Werbung ist die Haupteinnamequelle der meisten Streamer. Denn für jede wiedergegebene Anzeige erhält der Streamer einen kleinen Anteil ausgezahlt. Immerhin sorgt er für die benötigte Reichweite. Kein Geld erhält er allerdings, wenn ihr einen Adblocker benutzt oder eine Turbo-Mitgliedschaft besitzt. Deswegen gibt es die Möglichkeit, als Streamer eine Partnerschaft mit Twitch einzugehen. Dann gibt es die Option, dass Zuschauer euren Channel abonnieren können.
Diese Subscriber müssen unabhängig von einer bereits vorhandenen Turbo-Mitgliedschaft eine kleine monatliche Gebühr zahlen. Diese bringt euch ähnliche Vorteile wie bei Turbo, allerdings begrenzt auf den einen speziellen Kanal, den ihr abonniert. Manche Streamer, wie zum Beispiel MANvsGAME, schalten ihren Chat als eine Art Dankeschön dauerhaft auf Subscriber-Only-Mode, so dass nur Leute chatten können, die den Kanal abonniert haben. Der Erlös aus den Subscriptions geht dann 50/50 an den Streamer und Twitch.
Achtung Zuschauer, der Subtrain zum Donationhype fährt gleich ab!
Ihr habt richtig gehört: der Subtrain. Denn ihr als Zuschauer seid für einen Streamer wahre Goldesel. Und mittlerweile wissen manche Twitcher schon ganz gut, wie sie euch das Geld aus der Tasche ziehen können. Mit Hilfe bestimmter Programme kann während eines Livestreams ein neuer Abonnent mit Namen audiovisuell auf dem Bildschirm angezeigt wird.
Dafür bedankt sich der Streamer meistens persönlich bei euch und liest euren Namen vor. Das unterbricht natürlich den Spiel- und Redefluss des Streams. Deswegen kann es bei größeren Kanälen dazu kommen, dass mehrere Zuschauer hintereinander den Kanal abonnieren und für längere Zeit lahm legen. Dies bezeichnet man im Chat dann als Subtrain und bedeutet für den Streamer natürlich bare Münze.
Sind die Einnahmen aus dem Werbeanteil und die Hälfte der Subscription-Gebühr noch nicht genug, greifen viele Streamer auf Spenden zurück. Bei bekannten Streamern werden hier auch gern mal Summen von bis zu tausend US-Dollar gespendet. Um die Spenden etwas anzukurbeln, ziehen manche Streamer für eine bestimmte Summe auch mal ihr Shirt aus oder singen ein Lied.
Spätestens wenn man diesen Bekanntheitsgrad erreicht hat, kann man wohl ruhigen Gewissens seinen normalen Job kündigen und den ganzen Tag Videospiele streamen. Ganz schön geldgeil könnte man jetzt denken, aber ein Großteil der Streamer sammelt Spenden für gemeinnützige Organisationen oder einen bestimmten karitativen Zweck.
SANDSTORM OR RIOT
Endlich sind wir beim 90er-Techno angelangt! Der finnische DJ Darude veröffentlichte im Jahr 1999 den Hit "Sandstorm", der sich in Deutschland, England und Finnland mehrere Wochen in den oberen Charträngen hielt. Seitdem darf dieser Klassiker auf keiner guten 90er-Party fehlen und hat mittlerweile einen ungewöhnlichen Kultstatus im Internet erreicht. Er ist vielleicht nicht das originellste oder lustigste Meme, aber welches ist das ist schon.
Der Ursprung des "Sandstorm"-Hypes fing bei Reddit an, als ein Nutzer eine eigene Version des Liedes verlinkte, das sein Kumpel auf einer Spielzeugtrompete spielte. Kurz darauf fand ein anderer Reddit-Nutzer den finnischen Hit auch noch als Hintergrundmusik zu einem japanischen Schmuddelfilmchen. Die Internet- und Spielergemeinde ist dann aber endgültig dem Sandstorm-Hype verfallen als League-of-Legends-Streamer TheOddOne es schaffte, zu dem Lied vier feindliche Mitspieler hintereinander auszulöschen. Seitdem ist es fast schon Tradition geworden, bei wichtigen eSports-Events diesen Song als Opener zum Stimmung machen und Aufpumpen der Turnierteilnehmer zu spielen.
Und weil der gemeine Nutzer des Twitch-Chats gerne trollt, beantwortet er seitdem jede Frage zu der Hintergrundmusik damit, dass es sich dabei um Darude mit "Sandstorm" handelt. Auch wenn in Wahrheit ein ganz anderes Lied läuft. Und wer auch nur einige Zeit im Chat eines beliebigen Twitch-Kanals verbracht hat, der weiß auch, dass der Chat einem nach kurzer Zeit Folgendes entgegenschreit: „SANDSTORM OR RIOT“ - bis das besagte Lied endlich gespielt wird. Manchmal kann man sich seinen Hype halt doch nicht aussuchen.
Ist euch auch schon einmal etwas Lustiges oder Bizzares bei Twitch passiert? Schreibt es in die Kommentare! Vielleicht sind wir ja schon dem nächsten Hype direkt auf den Fersen. Wollt ihr den Gameswelt-Redakteuren live zuschauen und mitchatten, speichert euch einfach folgende Adresse: live.gameswelt.de
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