Special - Livestreams – Kommentar : Trendsetter oder Modeerscheinung?
Am Anfang gleich der Hinweis für alle Leser, die sich noch nicht mit dem Thema Livestreaming beschäftigt haben. Auf unserer Seite gibt es bereits eine kleine Einführung anhand von Twitch unter diesem Link nachzulesen. Der Streaming-Dienst ist neben hitbox.tv der führende Anbieter auf dem Gebiet und erreicht jeden Monat mehrere Millionen interessierte Zuschauer. Wahrscheinlich ist das auch einer der Gründe, warum Twitch vor Kurzem vom Versandhausgiganten Amazon erworben wurde. Ich möchte dieses Mal mit euch etwas mehr in die Metaebene gehen. Es geht darum, wie Livestreaming die Spielebranche verändert und warum eigentlich. Wenn ihr eigene Antworten auf diese Fragen habt, dann ab damit in die Kommentare.
Warum streame ich denn überhaupt? Aus dem einfachen Grund, dass ich es eigentlich schon immer gemacht habe. Als ich damals als kleiner Junge ein neues Spiel für meinen Super Nintendo bekam, trafen sich fortan meine Kumpels bei mir und wir hockten gemeinsam vor der Flimmerkiste. Es gab Limo und Chips und jeder konnte was von einem Spiel sehen, auch wenn es sich einer nicht leisten konnte.
Und das ist im Grunde genommen auch der Kern von Livestreams. Ich kann ein Spiel spielen und jemand, der sich dafür interessiert, schaut zu und bekommt im besten Fall einen unterhaltsamen Abend. Außerdem liebe ich es, mit vielen, teils fremden Menschen gleichzeitig über das Spiel im Chat zu diskutieren, Meinungen auszutauschen oder Tipps zu bekommen. Ich bin mir sicher, dass es so oder so ähnlich nicht nur vielen meiner Kollegen bei Gameswelt geht, sondern auch dem einen oder anderen von euch.
Wer hat noch nicht, wer will mal?
Zugegebenermaßen ist mein Freundes- und Bekanntenkreis von sich aus schon sehr spieleaffin. Aber ich kenne auch Leute, die vorher noch nie etwas mit Livestreaming am Hut hatten und jetzt einfach jeden Abend beim Zocken automatisch die Twitch-App auf ihrer Next-Gen-Konsole starten. Auf die Frage „Warum machst du das?“ kommt auch oft ein „Ist doch voll geil, dass mir da einfach so Leute zuschauen können!“ Dank neuer Technik geht das seit der Einführung der aktuellen Konsolengeneration ja sofort per Knopfdruck. Kein stundenlanges Einrichten eines Casting-PCs oder das Einkaufen teurer Zusatzhardware ist mehr notwendig.
Bleibt nur die Frage: „Wer schaut sich so was an?“ Auch bei meinen ersten Streams waren manchmal tagelang keine Zuschauer dabei, aber ich habe trotzdem immer weitergestreamt und mich nicht entmutigen lassen. Irgendwann kommt mal eine Person dazu, die deinen Stream cool findet und dann auch wiederkommt. Lasst euch also nicht entmutigen, wenn ihr am Anfang keine Zuschauer findet. Genießt einfach euer Spiel in dem Fall genauso, als wenn ihr alleine spielen würdet.
Der neue Journalismus
Wie euch vielleicht schon bei uns auf der Seite aufgefallen ist, hat sich auch bei Gameswelt einiges geändert. Zusätzlich zu unseren Reviews in Textform und den Videos auf Gameswelt.tv haben wir seit einiger Zeit auch immer mehr Livestreams im Programm. Dadurch, dass ihr im Chat die Möglichkeit habt, Fragen zu stellen, können wir auch gleich viel direkter und sofort auf diese eingehen. Oder sogar live für euch etwas in einem Spiel ausprobieren. Wieder ein großer Pluspunkt für die direkte Interaktionsmöglichkeit mit euch.
Streams dienen mittlerweile nicht mehr nur der reinen Unterhaltung. Sie sind für viele, auch für mich, eine Kaufberatung geworden. Nehmen wir einfach mal Destiny als Beispiel. Wie der Zufall so wollte, konnten wir den Online-Shooter aus dem Hause Bungie schon einen Tag vor der offiziellem Veröffentlichung spielen und haben es auch gleich gestreamt. Wer da immer noch unsicher war, ob das Spiel etwas für ihn ist, konnte sich so vorab eine Meinung bilden. Ich habe im Chat viel mit euch darüber diskutiert und der eine oder andere hat dann ja auch gesagt, dass er sich das Spiel zum Verkaufsstart erst einmal doch nicht holt. Andere hingegen hat der Stream so überzeugt, dass sie gleich zur Veröffentlichung in den nächsten Elektrofachhandel gerannt sind.
Mal wirklich hinter den Kulissen
Streaming ist schon lange nicht mehr ein Thema nur für Spieler, sondern auch immer mehr für Entwickler. Das niederländische Zwei-Mann-Studio Vlambeer streamt zum Beispiel live von der Entwicklung. Bekannt von Titeln wie Super Crate Box und Ridiculous Fishing arbeiten die beiden Indies derzeit an Nuclear Throne, einem Roguelike-Action-Spiel mit Mutanten. Ich freue mich total auf das Spiel, deshalb ist es unglaublich interessant, dem Entstehungsprozess beizuwohnen. Und auch Minecraft-Urvater Notch streamt fleißig.
Die Gründe dafür sind sowohl bei Vlambeer als auch bei Markus Persson sehr ähnlich. Spielentwicklung ist trotz gelegentlicher Making-ofs und Dokumentationen immer noch ein für den Außenstehenden sehr verwirrendes Gebiet. Mithilfe von Streams, bei denen der Zuschauer direkt Fragen stellen kann, weiß nun jeder, was und vor allem warum da gerade etwas geklickt und gepegelt wird. Es soll die Angst und die Ehrfurcht vor dem Thema genommen werden, sodass sich manch einer während eines Streams vielleicht sogar denkt: „So schwer ist das ja eigentlich gar nicht, ich hätte auch mal total Bock, ein bisschen was zu programmieren.“
Nie mehr abschalten
Livestreams haben ein unglaubliches Potenzial und sind meiner Meinung nach nicht mehr aus der Spielebranche wegzudenken. Von der Konsole, vom PC oder neuerdings auch direkt vom Smartphone: Fast jeder macht es und fast jeder will es. Ich behaupte einfach mal, dass eine Spieleplattform, die jetzt neu auf den Markt kommt, es schwerer haben wird, wenn sie nicht nativ Streaming unterstützt. Warum sollte sie es denn auch nicht, wenn doch das Interesse daran so groß ist? Gerade Twitch ist ja anscheinend darauf bedacht, sein Angebot immer weiter auszubauen und neue Wege zu gehen. Das belegen schon die bereits bestehenden Partnerschaften.
Damit hätten wir die Spieler, die Presse, die Entwickler und auch die Hersteller abgedeckt. Livestreaming ist ein großes Thema und uns wird in den nächsten Jahren bestimmt noch einiges erwarten. Man muss diese Veränderungen nicht alle positiv finden - man kann ja auch einfach wirklich mal abschalten. Aber egal, was uns noch erwartet: Livestreaming verändert die Spielebranche in viele Richtungen und ich muss ehrlich sagen: Ich freue mich darauf.
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