Test - Total War: Three Kingdoms : Chinas berühmteste Epoche als komplexes Strategiemonster
- PC
Die Han-Dynastie zerbricht, der Thron von China ist umkämpft: Creative Assembly erkundet mit Total War: Three Kingdoms eine wichtige Epoche in der Geschichte Chinas. Wer irgendwann mal einen Dynasty-Warriors-Teil gespielt hat, dem werden viele Namen bekannt vorkommen. Doch anstatt Musō-mäßig Tausende von Feinden zu verdreschen, leitet ihr, wie bei Total War üblich, die Geschicke einer ganzen Fraktion. Das macht eine ganze Menge Spaß, aber gerade Einsteiger sollten sich warm anziehen.
Die Epoche der drei Reiche im alten China bietet sich ideal für einen Total-War-Ableger an und Entwickler Creative Assembly nutzt die Gelegenheit, um der Serie einen Hauch frischen Wind zu verpassen. Ihr entscheidet euch zunächst für einen von elf unterschiedlichen Kriegsherren. Da sind historische Persönlichkeiten wie Cao Cao, Liu Bei oder Sun Jian, die zum Beispiel die Grundsteine für die Wei-, Shu- und Wu-Dynastien legten.
Aber auch andere wichtige Figuren wie Gangsun Zan oder Yuan Shao dürfen ausgewählt werden. Jeder Kriegsherr und jede Kriegsherrin hat eigene Spezialisierungen, die gewisse Spielstile unterstreichen. Während Gangsun Zan einen militärischen Fokus besitzt und mit einzigartigen Elitetruppen in die Schlacht ziehen kann, ist Yuan Shao in der Lage, bereits am Anfang Bündnisse zu schließen. Seine Stärken liegen vor allem in der Diplomatie.
Historische Genauigkeit wohlportioniert
Habt ihr euch einen Protagonisten ausgesucht, steht eine wichtige Entscheidung an: Wählt ihr die Spielvariante "Geschichte" oder "Aufzeichnungen"? Erstere lässt eure Generäle wie legendäre Helden über das Schlachtfeld marschieren. Sie sind stärker und widerstandsfähiger und können andere Generäle zum Duell herausfordern. Im Aufzeichnungsmodus müssen sie ohne die besonderen Fähigkeiten auskommen. Des Weiteren sind sie auch nicht alleine unterwegs, sondern werden von Leibwächtern begleitet.
Wer also eher auf historische Genauigkeit steht, ist bei den ″Aufzeichnungen der drei Reiche″ deutlich besser aufgehoben, weil durchdachte Taktiken noch wichtiger sind. Andererseits werden Einsteiger sicherlich die ″Geschichte der drei Reiche″ zu schätzen wissen, da ihr mit den Generälen in den Schlachten sehr viel bewirken könnt und nicht historische Kriegstaktiken studiert haben müsst, um Erfolge zu feiern. Dadurch erinnert Total War: Three Kingdoms ein bisschen an den Warhammer-Ableger. Es ist schön, dass Entwickler Creative Assembly an beide Spielertypen gedacht hat.
Chinas Schicksal liegt in euren Händen
Startet ihr in eure Kampagne, zeigt sich das typische Total-War-Gameplay, das in zwei Rubriken unterteilt ist. Auf der Kampagnenkarte schmiedet ihr in rundenbasierter Form einen Plan, um China Stück für Stück zu erobern. Ihr bewegt eure Armeen, belagert wichtige Punkte oder baut eure eigenen Städte und Ortschaften aus. Dabei ist es wichtig, eure Schatzkammern mit Kupferbargeld und eure Vorratskammern mit Nahrung zu füllen. Neben dem Ausbau eurer Siedlungen, Minen oder auch Höfe geschieht das durch Reformen. Alle fünf Runden wählt ihr eine weitere aus. Die Reformen bilden sozusagen den Fähigkeitenbaum eures Reiches.
Ohnehin ist der neueste Total-War-Sprössling, wie nicht anders zu erwarten, komplex. Da der Fokus verstärkt auf den Persönlichkeiten und Kriegsherren liegt, spielen Beziehungen eine wichtige Rolle. Zum einen innerhalb eurer Fraktion, zum anderen könnt ihr aber auch Personen verheiraten. Oder ihr schickt sie als Spione in andere Reiche, um ein Netzwerk mit Agenten aufzubauen und so vielleicht Chaos zu stiften. Ihr könnt ihnen auch wichtige Ämter an eurem Hof geben, damit sie zufrieden bleiben. Das bringt spezielle Vorteile mit sich, treibt aber auch die Gehälter in die Höhe.
Egal ob ihr eure Gefolgsleute in den Schlachten einsetzt oder sie wichtige Positionen bekleiden, mit den gewonnen Erfahrungspunkten schaltet ihr neue Spezialfähigkeiten frei. Ihr habt ebenfalls freie Hand bei der Ausrüstung, Reittieren, möglichen Anhängern und dem Zubehör. Alles, was ihr ausrüstet, beeinflusst die Attribute Wissen, Entschlossenheit, List, Instinkt oder Autorität. Mehr Entschlossenheit verleiht zum Beispiel mehr Gesundheit, mit größerem Instinkt macht der Charakter mehr Nahkampfschaden.
Außerdem spielt Diplomatie eine enorm wichtige Rolle: Ihr verhandelt mit anderen Kriegsherren über Nahrung oder finanzielle Unterstützung. Bündnisse lassen sich ebenso schließen wie Abkommen. Die diplomatischen Möglichkeiten in Total War: Three Kingdoms, um andere Kriegsherren zu manipulieren oder das eigene Reich zu erweitern, sind enorm. Doch je größer euer Reich wird, desto schwieriger wird es, die Übersicht zu behalten.
Teil einer Koalition werden, andere Kriegsherren als Vasallen unter die Fittiche nehmen oder umfangreiche Kriege anzetteln: Mit der Zeit verändern sich die Machtverhältnisse auf der Karte gravierend, was aber einen Großteil des Spaßes von Total War: Three Kingdoms ausmacht. Schlachten bleiben zwar nicht aus, aber auch mit cleverem Gebrauch eures Einflusses und geschickter Diplomatie lässt sich euer Reich erweitern.
Stil über Funktionalität
Wenn es jedoch darauf ankommt, schnell wichtige Informationen angezeigt zu bekommen, gerät Total War: Three Kingdoms etwas ins Straucheln. Gerade im Diplomatiebildschirm müsst ihr manchmal ganz genau hinsehen, welcher Kriegsherr mit wem befreundet ist oder wer gerade mit wem auf Kriegsfuß steht.
Bei Verhandlungen zwischen den Runden, wenn der Computer an der Reihe ist, wird ebenfalls mit wichtigen Informationen gegeizt, sodass ihr erst umständlich den Diplomatiebildschirm aufrufen müsst, um zu sehen, mit welchen Kriegsherren euer Handelspartner verbandelt ist. Eine Übersicht, welche Spezialisierungsgebäude in welchem eurer Gebiete zu finden sind, fehlt leider ebenso. Grundsätzlich wirkt das Interface etwas klobig und überladen, auch wenn es eine dicke Portion Stil aufweist. Für meinen Geschmack der falsche Fokus.
Während ihr nach einiger Zeit herausfindet, wo ihr alle relevanten Informationen oder Statistiken findet, ist aktuell ein Bug, der bei den Ereignissen auftaucht, deutlich nerviger: Manchmal kann es passieren, dass, wenn ihr aus mehreren Entscheidungen wählen müsst, ihr zwar den entsprechenden Button anklicken könnt, daraufhin aber nichts passiert. Dann bleibt nur der Neustart der Spiels, da ihr auch nicht ins Pausenmenü kommt oder dieses Ereignis auf irgendeine andere Art und Weise verschwinden lassen könnt. Derzeithilft es nur, einen früheren Spielstand zu laden und zu hoffen, dass dieses Ereignis nicht erneut auftaucht oder zumindest nicht den Fortschritt blockiert.
Taktische, aber altbekannte Schlachten
Auf dem Schlachtfeld gibt sich Total War: Three Kingdoms konservativ. Entscheidet ihr euch für den Geschichtsspielmodus mit den heldenhaften Generälen, dann könnt ihr andere im Kampf zum Duell herausfordern. So kommt es zu Eins-gegen-eins-Kämpfen, die aus Martial-Arts-Filmen stammen könnten. Doch Vorsicht: Wird euer General geschlagen, kann es gut sein, dass er stirbt. Dann sinkt auch die Moral eurer Armee.
Die Schlachten in Total War waren in den vergangenen Ablegern immer ein Aushängeschild, vielleicht bleibt deswegen die große Revolution in Three Kingdoms aus. Es gibt neue Formationen, die Anzahl der Einheiten pro Armee kann auf Wunsch noch mehr vergrößert werden und die Karten sind etwas abwechslungsreicher. Abgesehen davon sollten eingeschworene Fans aber keine größeren Änderungen oder Überarbeitungen erwarten.
Im Kampf verhält sich die KI der feindlichen Kriegsherren solide. Gerade in Situationen mit ähnlich starken Truppen versucht euch der Feind oftmals eins auszuwischen und zu flankieren oder eure Schwachpunkte auszunutzen. Gerade Fernkampfeinheiten können schnell zum Problem werden, wenn ihr unachtsam seid. Wer auf KI-Gegner keine Lust hat, kann unabhängig von der Kampagne auch gegen andere Spieler in den Kampf ziehen. Da es keine richtigen Fraktionen gibt, könnt ihr drei Kriegsherren wild zusammenwürfeln und in die Schlacht gegen andere schicken.
Die Rebellion der gelben Turbane
Wer Total War: Three Kingdoms vorbestellt hat oder das Strategiespiel innerhalb der ersten Verkaufswoche erwirbt, erhält kostenlos auf eine weitere Fraktion Zugriff: die Rebellion der gelben Turbane. Diese Fraktion soll sich in vielen Aspekten von den anderen Kriegsherren unterscheiden, vor allem auch deswegen, da ihr von Anfang an mit so ziemlich allen anderen Kriegsherren im Clinch steckt.
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