Test - theHunter: Call of the Wild : So schön und (ent-)spannend kann Open World sein
- PC
Gemeinsam mit Astragon laden die Just-Cause-Macher Avalanche in theHunter: Call of the Wild zum Open-World-Jagdausflug. Trotz dichter Atmosphäre und Mehrspielermodus kann das Simulationsspiel im Test aufgrund einiger Schwächen nicht vollends überzeugen.
Bei theHunter: Call of the Wild handelt es sich um den Nachfolger des erstmals 2009 erschienenen theHunter. Auf das Free-to-play-Modell des Vorgängers verzichtet das schwedischen Entwicklerstudio Expansive Worlds bei der Jagdsimulation dieses Mal. Damit fallen zusätzlich erwerbbare Jagdlizenzen weg und euch stehen bei den Ausflügen in die beiden großen Gebiete theoretisch keine Hindernisse im Weg.
Stimmungsvoller Jagdausflug
Voll und ganz Simulationsspiel, verzichtet theHunter: Call of the Wild auf eine Story. Bei Spielbeginn entscheidet ihr euch für euren Avatar und eines von zwei Jagdgebieten. Ihr könnt entweder im mitteleuropäischen Hirschfelden oder im Layton Lake District im pazifischen Nordwesten auf die Pirsch gehen. Die beiden Jagdareale unterscheiden sich nicht nur in der Landschaft, sondern auch bezüglich der Tiere, die dort leben. So trefft ihr im pazifischen Nordwesten etwa auf Schwarzedelhirsche oder Kojoten, während Mitteleuropa beispielsweise von Rotfüchsen oder Rehen bevölkert wird.
Die Grafik der Umgebungen kann sich durchaus sehen lassen. Die hauseigene APEX-Engine sorgt für stimmungsvolle Jagdausflüge in beiden Gebieten. Dichte Wälder, wild bewachsene Ufer und steinerne Berghänge erwecken durch kleinere Tiere wie Hasen oder Vögel und sich im Wind bewegendes Gras den Eindruck einer lebendigen Welt. Dank guter Licht- und Schatteneffekte sowie der gelungenen Soundkulisse kommt eine dichte Atmosphäre auf. Allerdings erkennt man bei genauerer Betrachtung schwache Texturen und fehlende Rundungen bei Bäumen, Steinen und anderen Objekten.
Schwächelnde Spielmechaniken
Doch so stimmungsvoll die Jagd auch ist, ihr benötigt viel Geduld. Vorsichtig müsst ihr euch fortbewegen, teilweise sogar über den Boden kriechen, um nah genug an die Tiere heranzukommen, ohne sie zu verschrecken. Leider funktioniert das nicht so einwandfrei, wie man es sich wünschen würde. Die Tiere wirken teilweise zu empfindlich und nehmen euch trotz Gegenwind und geduckter Haltung aus großer Entfernung wahr, auch wenn ihr sie noch gar nicht sehen könnt. Erkennbar wird das durch die optisch sichtbaren Warnrufe der Tiere. Das sorgt zu Beginn des Spiels gerade bei Einsteigern für Frustmomente, da Erfolgserlebnisse mitunter lange auf sich warten lassen.
Zu einem gewissen Teil liegt das auch an der fragwürdigen Entscheidung, neue Waffen und Ausrüstungsgegenstände mit ungewöhnlich hohen Freischaltvoraussetzungen zu versehen. Grundlegende Objekte wie Medipacks stehen euch erst nach langer Spielzeit zur Verfügung, da beispielsweise ein hohes Charakterlevel erforderlich ist. Bei neuen Waffen müsst ihr gar erst genügend Punkte in der jeweiligen Kategorie gesammelt haben, bevor ihr euch die übermäßig teuren Jagdgerätschaften kaufen dürft. Allgemein sind die Preise sehr hoch angesetzt und ohne Jagderfolge lässt sich Geld schwer verdienen. Lediglich die optionalen Missionen und das anstrengende Erkunden bieten zusätzliche Verdienstmöglichkeiten.
Dazu gesellen sich Fragwürdigkeiten, die den Spielspaß trüben. So wirkt die Standardmunition des Anfangsgewehrs überaus schwach, weswegen bisweilen mehrere Schüsse nötig sind, um ein Tier zu erlegen. Zudem fällt negativ auf, dass selbst eindeutige Treffer in der Auswertungsübersicht nicht gelistet werden und die Tiere auf sie auch nicht reagieren. Sogar Schüsse aus nächster Nähe können demnach danebengehen. Überdies werden eindeutig tödliche Treffer nicht immer als solche gewertet und Tiere flüchten trotz Kopfschuss oder verletzter Lunge und eine lang währende Verfolgung ist notwendig. Das ist frustrierend und nervig.
Umständliches Erkunden
Eine weitere Schwäche offenbart sich beim Menü. Es ist nicht nur hässlich, sondern auch frickelig und unübersichtlich. Nicht jeder Klick wird sofort erkannt, Texte überlappen sich und das Wechseln von Munition und Ausrüstung wird zur umständlichen Herausforderung. Immerhin sind die Skilltrees ordentlich, sodass neue Vorteile und Fähigkeiten leicht freizuschalten sind. Damit könnt ihr beispielsweise besser Spuren lesen, seid schwerer zu entdecken oder verbessert eure Gesundheit und den Umgang mit der Waffe.
Frustrierender wird es bei der Erkundung der Umgebung. Teils lange Laufwege sind erforderlich, um Missionsziele oder interessante Punkte wie Aussichtstürme, die ähnlich wie in manchem Ubisoft-Spiel die Umgebungskarte freilegen, zu erreichen. Da die Schnellreisepunkte teilweise recht weit voneinander entfernt sind, ist es besonders ärgerlich, wenn man bereits über eine halbe Stunde unterwegs ist und dann getötet wird. Noch störender fällt allerdings auf, dass durch einen Bug die Interaktion mit der Umgebung manchmal nicht möglich ist. Dadurch lassen sich entdeckte Hochstände oder Jagdunterstände nicht errichten und die zurückgelegte Strecke war für die Katz.
Etwas mehr Abwechslung verspricht der für bis zu acht Spieler ausgelegte Multiplayer-Modus. In diesem könnt ihr kooperativ oder kompetitiv auf die Jagd gehen. Allerdings gibt es hierbei eine maßgebliche Einschränkung: Lediglich der Host des Spiels darf mit der Umgebung interagieren. Das bedeutet, die Mitspieler können Aussichtstürme, Wahrzeichen oder Hochstände nicht aktivieren und erhalten demnach auch keine Erfahrungspunkte oder Geld. Lediglich die gemeinsame Jagd im Gebiet des Hosts ist somit möglich. Das kann mit den richtigen Mitspielern trotzdem unterhaltsam sein, ist als Design-Entscheidung aber fragwürdig.
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