Test - The Witness : Brillanter Rätselspaß
- PS4
Gut sieben Jahre arbeitete Jonathan Blow an seinem nächsten Spiel The Witness. Ein Titel, der in seinen Trailern eher Skepsis bei den Kritikern hervorrief. Besteht das gesamte Spiel tatsächlich nur aus Knobelheft-Labyrinth-Rätseln?
Immer wieder erleben wir, dass Indie-Entwickler aus dem Nichts kommen und ein grandioses Spiel abliefern. Doch viel wichtiger ist eigentlich der zweite Titel eines Entwicklers. Spätestens dann stellt sich heraus, ob es sich bei der Premiere um ein One-Hit-Wonder gehandelt hat oder ob die Macher mehr als nur eine gute Idee auf Lager haben. Nicht ohne Grund lastet auf Jonathan Blows Schultern viel Druck. Braid ist mittlerweile ein Indie-Klassiker. Die Trailer von The Witness und die darin enthaltenen Rätsel sorgten erst mal für Stirnrunzeln. Das soll das neue Spiel von Jonathan Blow sein? Ja, ist es – und es ist verdammt gut.
Es ist ... wunderschön!
Bei The Witness beginnt ihr in einem düsteren Tunnel, an dessen Ende ihr Licht seht. Natürlich lauft ihr darauf zu und steht kurz darauf in einer wunderschönen Welt, deren Farben kräftig leuchten und die zum Erforschen einlädt. Man kann nicht oft genug betonen, wie grandios dieses Spiel aussieht und wie abwechslungsreich die Umgebung gestaltet ist. Satte Wiesen, blühende Bäume und trockene Wüsten sind nur einkleiner Ausschnitt eines Spiels, das optisch immer wieder für Aha-Momente sorgt.
Zwar ist der Grafikstil bewusst recht simpel gehalten und er verzichtet auf einen realistischen Look mit detaillierten Texturen, dennoch oder gerade deshalb ist das Ergebnis so traumhaft schön. Es ist ein tolles Erlebnis, sich in dieser Umgebung zu bewegen und neue Areale zu entdecken. Schade nur, dass es keine begleitende Musik gibt. Man hört nur die Geräusche seiner Schritte und die der Umgebung. Zwar ist das Spiel dadurch sehr atmosphärisch, aber gerade bei den Rätseln wäre es angenehm gewesen, sanfte musikalische Untermalung zu haben wie bei The Talos Principle.
Doch bevor ihr so weit kommt und frei herumlaufen könnt, müsst ihr die ersten Rätsel an diversen Terminals lösen. Die haben alle die gleiche Grundregel: Es gibt einen Startpunkt und einen Endpunkt. Nun müsst ihr den richtigen Weg einzeichnen. Welcher das ist, gilt es herauszufinden. Hört sich simpel an, wird aber immer komplexer.
Einfach mal über den Tellerrand blicken
Auf einmal kommen neue Elemente, die ihr beachten müsst, zum Raster hinzu. Zum Beispiel müssen weiße von schwarzen Steinen durch eine Linie getrennt werden oder alle Steinchen, die in der Laufbahn liegen, müssen eingesammelt werden. Danach werden Elemente kombiniert. Die eigene eingezeichnete „Fahrspur“ könnt ihr dabei nicht kreuzen. Nach und nach müsst ihr immer mehr über den Tellerrand blicken.
Beispielsweise beziehen die Rätsel später eure Blickrichtung und die Umwelt mit ein. Das sorgt für weitere Aha-Momente, wenn man erkennt, dass auf diese Weise eine Meta-Ebene entsteht, die das normale Muster der Rätsel durchbricht. Das ist richtig gut gemacht und stellt euch immer wieder vor neue Herausforderungen.
Nichts für Ungeduldige
Aber seid gewarnt: Das Spiel ist nichts für Ungeduldige. Zwar werden neue Elemente spielerisch eingeführt, doch das heißt nicht, dass das Spiel leicht ist. Teilweise ist es ziemlich erbarmungslos. Nicht selten kam es vor, das wir Stunden damit verbrachten, über ein Rätsel nachzudenken. Hilfe innerhalb des Spiels dürft ihr nicht erwarten.
Und warum das alles? In jedem Areal schaltet ihr einen Laser-Strahl frei, der auf einen Berg gerichtet ist. Das ist quasi euer Ziel. Das bedeutet aber nicht, dass ihr das Spiel durchgespielt habt, sobald ihr alle Laser-Strahlen der Insel auf den Berg gerichtet habt. Es gibt nämlich unglaublich viel zu entdecken.
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