Preview - The Last of Us 2 : Endlich angespielt: Darum könnte Teil 2 den Vorgänger sogar übertreffen
- PS4
Fast sieben Jahre nach The Last of Us erscheint am 21. Februar nächsten Jahres endlich die Fortsetzung. Mit dem ersten Teil lieferte Naughty Dog nicht nur eine beklemmende Vision der Zombie-Apokalypse, sondern nutzte diese vor allem als Hintergrund für eine dramatische Geschichte über eine Vater-Tochter-Beziehung. Wir lernten Joel und Ellie kennen und waren Teil ihres Abenteuers, das sie nach und nach zusammenschweißte. The Last of Us gilt in vielen Listen der besten Spiele aller Zeiten als die Nummer 1. Wie soll Naughty Dog das toppen? Nun, zumindest nicht, indem der Entwickler lediglich die Formel Schritt für Schritt kopiert. Dieses Mal steht nämlich Ellie weitaus mehr im Vordergrund und wird als einziger Charakter spielbar sein.
Wie man seit dem Trailer endlich weiß, wird Joel auch dieses Mal mit von der Partei sein und Ellie auf ihrem Abenteuer beistehen. Ellie ist aber nicht mehr das kleine Mädchen von früher. Fünf Jahre sind vergangen. Als mittlerweile 19-jährige führt Ellie ein neues Leben in der kleinen Siedlung Jackson in Wyoming, wo Überlebende sich zusammengerottet haben, um so etwas wie Normalität einkehren zu lassen. Dort lernt Ellie auch Dina kennen. Schon bald sind die beiden nicht nur mehr nur Freunde, sondern es entwickelt sich eine Romanze.
Liebe
In den gemeinsamen Momenten zwischen den beiden merkt man, wie gut Naughty Dog darin ist, Dialoge zu schreiben. Als wir mit den beiden im ersten anspielbaren Segment unterwegs sind, ist es unsere Aufgabe, die Gegend rund um unsere Siedlung zu sichern und nach Klickern Ausschau zu halten. Wir reiten mit unserem Pferd durch eine wunderschöne Schneelandschaft, während sich die beiden Frauen unterhalten. Nicht plakativ darüber, dass alles so hoffnungslos und die Welt am Ende ist. Sie reden über ehemalige Beziehungen und Freunde, darüber was sie am Abend noch unternehmen wollen. Und welche Filme Joel gut findet. Man merkt die zaghaften Schritte einer aufblühenden Liebe und die manchmal durchschimmernde Unbeholfenheit der Jugend damit. Ein starker Kontrast zur rauen, unbarmherzigen Welt in der The Last of Us Part 2 spielt.
Dieser erste Abschnitt, der nach dem berühmten Kuss aus dem ersten Gameplay-Trailer spielt, dient vor allem auch dazu, den Spieler in diese neue Welt von Ellie einzuführen. Spielerisch lernen wir, wie man Klicker ausschaltet, craftet und seine Waffen an Werkbänken verbessert. Dramaturgisch erfahren wir, dass Ellie und Dina mehr sind als Freunde. Die erste Mission kulminiert darin, dass ein Schneesturm aufzieht und wir Unterschlupf suchen müssen. So wird ein alter Keller, der als Hanfgewächshaus dient, zu einem romantischen Ort, wo Ellie und Dina sich näher kommen. Fernab der Dystopie. Charakterlich wunderbar gezeichnet, wie man es von Naughty Dog gewohnt ist.
Hass
In einem krassen Gegensatz dazu steht der zweite Abschnitt, den wir anspielen konnten. Neil Druckmann sagte einst: wenn Teil 1 von der Liebe handelt, dreht sich The Last of Us 2 um den Hass. Doch wie passt das nun zusammen? Nun, oftmals sind Hass und Wut eng mit der Liebe verknüpft. Zum Beispiel wenn Menschen, die man liebt, Schlechtes widerfährt. Wie weit würdest du gehen, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen? Wenn man das im Hinterkopf behält, sich den Anfang des Spiels mit Dina und den neuen Trailer vor Augen führt, dann dürfte klar sein, welcher Vorfall Ellie auf einen Rachefeldzug schicken wird.
Im zweiten Abschnitt, den wir spielen konnten, sind wir nicht mehr in Wyoming. Wir befinden uns in Seattle. Das Problem daran: Seattle ist das Gebiet der WLF, der Washington Liberation Front, eine Fraktion, die sich einst dem Guten verschrieben hatte, aber nun selbst mit eiserner Hand herrscht und Außenseiter jagt. Eine große Gefahr geht vor allen Dingen vor ihnen von ihren trainierten Hunden aus, die mit ihnen patrouillieren. Werden sie von der Leine gelassen, nehmen sie unsere Witterung auf. Leider hinterlassen wir eine Fährte, die erst nach und nach verblasst. Gerade das kann spielerisch einiges an Kopfzerbrechen bereiten. Ungewollt wird man dadurch gezwungen, in Bewegung zu bleiben und die eigene Komfortzone zu verlassen. Ständig gerät man in Bedrängnis. Zwar hilft es, sich immer wieder im hohen Gras zu verstecken, quasi komplett unsichtbar wie bei Assassin‘s Creed wird man dadurch aber nicht.
Der zweite neue Gegnertyp, auf den wir stoßen, ist ein Shambler. Diese schlurfende Klickerkreatur ist mit Pusteln überzogen und etwas größer als seine Artgenossen. Vor allem kann man ihn nicht einfach von hinten meucheln. Kommt es zum Nahkampf, sondert das Vieh eine ekelhafte, tödliche Giftwolke ab. Satte drei Salven aus der Shotgun sind nötig, um ihn zu beseitigen, bevor der Leichnam birst und sein Umfeld vorübergehend vergiftet. Und drei Shotgun-Patronen sind in The Last of Us ein rares Gut.
Die Kämpfe in diesem Abschnitt beben geradezu vor Spannung. Gegner beobachten, lautlos von hinten ausschalten, flüchten und dabei versuchen, keinen Spürhund an die Fersen zu bekommen. Erneut eine gute Position finden und mit Pfeil und Bogen lautlos den Weg freiräumen, während man seinen Rücken mit einer Annäherungsmine deckt. Auf der eine Seite muss man das eigene Vorgehen präzise planen, auf der anderen Seite jederzeit flexibel genug sein, um im Notfall improvisieren zu können. Und das ist schlicht und einfach unglaublich packend umgesetzt.
The Last of Us Part 2 erfindet selbstverständlich das Rad nicht neu, erweitert aber das Spielprinzip seines Vorgängers sinnvoll mit neuen Features. Ebenfalls wie im Vorgänger arten manche Situationen jedoch in Trial and Error aus, weil der Plan einfach nicht so aufgehen will, wie es gedacht war.
Naughty Dog brüstet sich damit, dass The Last of Us Part 2 das bis dato größte Spiel des Entwicklers werden wird, sowohl in Sachen Spielwelt als auch bei der Spielzeit. Heißt das, dass es ähnlich wie bei Uncharted 4 auch größere Areale geben wird, die wie eine kleine offene Welt gestaltet sind? Dazu äußerte sich der Entwickler im Interview ausweichend: Schon möglich, dass da noch was in petto sei, das man zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gebe. Spätestens ab Februar wissen wir mehr.
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