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Test - The Beginner's Guide : Das neue Stanley Parable?

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Spieleentwickler gibt es wie Sand am Meer. Damit sind weniger die etablierten Hersteller und mehr die vielen Hobbyprogrammierer gemeint, die in ihrem stillen Kämmerlein kleine wie große Werke vollbringen. The Beginner's Guide erlaubt euch einen Einblick in das fortlaufende Bestreben eines Einzelnen, Spiele ohne Konventionen zu erschaffen.

Eine kleine Geschichte eines Spiele-Designers

Davey Wreden ist der Erfinder von The Stanley Parable, einer der besten und beliebtesten Interactive Novels überhaupt. Während er seinerzeit einen professionellen Synchronsprecher engagierte, griff er für sein neues Spiel The Beginner's Guide selbst zum Mikrofon und fungiert persönlich als Erzähler.

Wobei: “Sein“ neues Spiel ist nicht ganz richtig. Wreden schickt euch vielmehr auf eine Reise voller kleiner Projekte, die sein Freund Coda entworfen haben soll. Es sind allesamt Spiele aus der Ego-Perspektive, die größtenteils unfertigen Prototypen gleichen und chronologisch präsentiert werden. Sprich: Beginnend mit einer schlichten Map für den Klassiker Counter-Strike seht ihr Stück für Stück den Lern- und Entwicklungsprozess, den Coda selbst beim Entwerfen seiner Arbeiten durchgemacht hat.

Achtung: Infokasten mit Spoiler

Eigentlich müssten wir hier unseren Bericht abbrechen und euch mit der Entscheidung alleine lassen, ob The Beginner's Guide ein empfehlenswertes Spiel ist. Denn die eigentliche Stärke ist eine Pointe, die an Persönlichkeit nicht zu überbieten ist. Wreden erklärt recht früh, dass Coda niemals seine Werke der Öffentlichkeit gezeigt habe. Des Weiteren habe er 2011 einfach aufgehört und keine weiteren Spiele mehr gemacht. Mit The Beginner's Guide möchte Wreden für eine positive Resonanz sorgen und somit Coda dazu bringen, seine Arbeiten wieder aufzunehmen. Alles Weitere müsst ihr selbst herausfinden.

Interactive Novel in Reinkultur

The Beginner's Guide ist rein spielerisch betrachtet kaum gehaltvoller als Dear Esther oder Gone Home. Ihr spaziert stumm durch die erstellten Werke von Coda und hört Wreden zu, wie er versucht, den Sinn hinter diversen Elementen zu erklären. Warum steht da am Ende eines jeden Spiels stets die gleiche Straßenlaterne? Wieso kommt immer wieder dasselbe Rätsel vor? Weshalb sollen bestimmte Design-Entscheidungen den Spieler bewusst vergraulen, weil sie das Spiel unspielbar machen?

Die Grafik ist simpel und die Technik entspricht dem Niveau von vor fünf Jahren. Dafür ist die Architektur mancher Spiele durchaus faszinierend und beinhaltet eine schlichte wie beinahe magische Faszination. Richtig professionell ausgearbeitet ist nur der Sound, der abseits Wredens sehr guter Erzählerstimme von seinen ruhigen, stimmungsvollen Musikstücken lebt.

Fazit

Andreas Altenheimer - Portraitvon Andreas Altenheimer
Ein einmaliges Experiment

The Beginner's Guide zu testen ist für mich ähnlich problematisch wie damals Gone Home. Es lebt von einer “Pointe“, die euch von den Socken hauen kann. Die grundlegende Bedingung hierfür ist jedoch, dass ihr euch auf die Schlichtheit der unfertigen Prototypen einlasst und gebannt Wredens Stimme lauscht. Wer ungeduldig auf böse Monster oder fiese Rätsel wartet, der wird am Ende bitter enttäuscht sein. Gleiches gilt für alle Fans von The Stanley Parable, die ein ähnlich humorvolles Abenteuer erwarten und das glatte Gegenteil erhalten.

Allen anderen steht ein unvergleichliches Erlebnis bevor, das mich persönlich zerreißt. Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten, wie The Beginner's Guide entstanden ist: Entweder Davey Wreden hat sich das alles komplett ausgedacht und Coda ist eine fiktive Person. Dann möchte ich ihm für die perfekt gelungene Glaubwürdigkeit gratulieren. Oder Coda existiert wirklich und Wreden erzählt die wohl persönlichste Geschichte, die ich je in einem Spiel gesehen habe. Dann wäre sein Mut allein für diese Form der Präsentation nicht in Gold aufzuwiegen. So oder so ist The Beginner's Guide ein kleines Meisterwerk.

Überblick

Pro

  • ein einzigartiges und ungeheuer persönliches Experiment
  • wunderschöne Musik
  • eine schlichte, aber teilweise faszinierende Spielweltarchitektur

Contra

  • praktisch keine Spielelemente im klassischen Sinne
  • die einzelnen Spiele sind kaum mehr als unfertige Prototypen
  • eine Spielzeit von maximal anderthalb Stunden

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