Test - Tatsunoko vs. Capcom: Ultimate All-Stars : Voll auf die Zwölf!

Tatsunoko vs. Capcom: Ultimate All-Stars könnte es schaffen, eines der besten Beat'em-ups der Wii zu sein.

Wer oder was ist Tatsunoko? Eine gerechtfertigte Frage, die beim Erblicken des Spiel-Covers eifrig grübeln lässt. Es gab ja bereits Marvel vs. Capcom, in dem man mit bekannten Comic-Figuren wie Wolverine gegen Ryu antreten kann, und Capcom vs. SNK, doch der Begriff Tatsunoko dürfte den meisten von euch doch eher weniger sagen. Da auch die Figuren auf dem Cover keine Erinnerungen wecken, sei mal kurz nachgeforscht. Tatsunoko Ltd. ist ein japanisches Zeichentrickstudio, das im fernen Asien seit Jahrzehnten bekannte Fernsehserien produziert. Aus ihrer Schmiede stammen illustre Reihen wie Gatchaman, Tekkaman und Samurai Pizza Cats, von denen der eine oder andere schon mal gehört haben könnte.

Nun mag Tatsunoko hierzulande nur Nischenthema sein, trotzdem dürfte der Titel zahlreiche deutsche Konsolen erreichen, da er einer der Besten für die Wii ist. Das fängt schon bei der opulenten Grafik an. Als erster Vs.-Titel bietet Tatsunoko vs. Capcom: Ultimate All-Stars echte drei Dimensionen, die ähnlich wie bei Street Fighter IV mit leichtem Cel-Shading verfeinert wurden. Grafisch könnte das Spiel kaum opulenter sein, was sich vor allem in der farblichen Umsetzung zeigt. Feuerbälle, die den halben Fernseher einnehmen, grelle Blitze in allen Farben und knallbunte Kämpfer und Hintergründe machen den Titel zu einem echten Hingucker. Die Wii mag technisch zwar die Schwächste im Bunde der stationären Konsolen sein, Capcom beweist hier allerdings sensationell, dass Design und Präsentation viel ausmachen können. Dass die Figuren nicht besonders hoch aufgelöst oder texturiert sind, fällt bei der Bildgewalt gar nicht erst auf.

Neben dem grafischen Spektakel ist die Spielmechanik natürlich letzten Endes der entscheidende Faktor, und auch hier macht man im Hause Capcom alles richtig. Während sich das Kampfsystem an Vorgängertiteln orientiert, hat man die Steuerung grundlegend vereinfacht. Dies kommt vor allem Einsteigern sehr entgegen, bedeutet im Gegenzug aber nicht, dass das Spielprinzip dadurch weniger zu bieten hätte - im Gegenteil.

Selbstverständlich gibt es wie immer die Möglichkeit, verrückte Kombo-Attacken mit gigantischen Einzelangriffen auszuführen, die echten Profis das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Mit etwas Übung bekommen so auch Neulinge erste Spezialmanöver hin, die vor allem eins wecken: Langzeitspielspaß. Weil ein solcher Titel natürlich nicht für Einzelspieler allein konzipiert ist, überzeugt Tatsunoko vs. Capcom: Ultimate All-Stars vor allem im Duell und Teamkampf.

Der Mehrspielermodus lässt sich mit bis zu vier Leuten bestreiten, wobei Auseinandersetzungen jeweils aus Tag-Team-Kämpfen bestehen. Das heißt, dass jeweils zwei Spieler warten, um sich eine kleine Verschnaufpause zu gönnen, und wie bei Tekken Tag Tournament nach Bedarf eingewechselt werden können. Wer will, stellt sich auch online anderen Kämpfern, wobei Spieler aus der ganzen Welt zur Verfügung stehen.

Während Grafik und Optik hervorstechen, wollen zwei andere Aspekte des Spiels nicht ganz so gefallen. Da wäre zum einen die Soundkulisse, die aus schrägem Spielhallengetöse und schneller Genremusik besteht und mit ihrer hibbeligen Aufdringlichkeit auf Dauer gehörig auf die Nerven gehen kann. Makel finden sich auch bei den Charakteren, da Capcom entgegen dem Spieltitel nicht wirklich auf All-Stars zurückgreift und auch die Figuren aus dem Tatsunoko-Universum wenig hergeben. Es fehlt also an echten Persönlichkeiten, was etwas schade ist. Highlight des Spiels dürften zwei große Roboter - einer von beiden stammt aus Lost Planet: Extreme Condition - sein, die sich als harte Gegner erweisen und vor allem im Duell unterhalten.

Inhaltlich bietet der neueste Vs.-Titel keine großen Überraschungen, das Menü zeigt die üblichen Modi: Arcade, Versus, Survival, Time Attack und Training. Natürlich ist es zufriedenstellend, dass der Prügler im wichtigsten Feld - der Spielmechanik - spielerisch wie auch optisch brilliert, allerdings darf man sich im Jahr 2010 nach zahlreichen Genrevertretern schon mal ein paar Neuerungen wünschen. Tatsunoko vs. Capcom: Ultimate All-Stars ist dennoch einer der besten Titel des Genres und Pflicht für jeden Wii-Besitzer.

Fazit

von Christian Mester

Mein lieber Scholli, damit hab ich nicht mehr gerechnet. Capcoms Neuester ist eine echte Granate. Nicht vom Namen abschrecken lassen – das ist ein Referenztitel!

Überblick

Pro

• eingängige Steuerung
• starke Grafik

Contra

• keine Überraschungen
• kaum Persönlichkeiten