Test - Tales from the Borderlands: EP1 – Zer0 Sum : Shooter trifft Adventure
- PC
Wir waren schon etwas überrascht, als Telltale Games seinerzeit Tales from the Borderlands ankündigte. Ein Adventure in einem Shooter-Universum? Doch eigentlich passen Telltale und Borderlands gut zusammen. Eine originelle Welt, gefüllt mit skurrilen Charakteren, dazu der Comic-Stil, mit dem Telltale seit Ewigkeiten arbeitet und der bei Borderlands ebenfalls Programm war. Ob diese Ehe auch spielerisch funktioniert, können wir nun anhand der ersten von fünf Episoden feststellen.
Rhys ist ein kleiner, aber durchaus überheblicher Angestellter in der Raumstation der Firma Hyperion. Ja genau, die Firma, die von Bösewicht Handsome Jack in Borderlands 2 angeführt wurde. Der ist allerdings Geschichte und mit Vasquez sitzt ein neuer Boss am Ruder, der kurzerhand seine Konkurrenz aus dem Weg geräumt hat. Das Ergebnis: Statt wie erhofft zum Manager befördert zu werden, wird Rhys ausgebootet und zur Putzkolonne abgeschoben. Beim Personalgespräch konnte Rhys allerdings noch aufschnappen, dass Vasquez für satte zehn Millionen Dollar einen Vault-Schlüssel auf dem Planeten Pandora kaufen will. Die Vaults sind geheimnisvolle, versteckte Schatzkammern auf Pandora – Borderlands-Spieler kennen das, sie waren lang genug als Vault Hunter unterwegs.
Zusammen mit seinem Kumpel Vaughn beschließt er, den Deal zu sabotieren und Vasquez eins auszuwischen. Ein Hack stellt die nötigen Mittel aus der Kasse von Hyperion bereit und ab geht es im Wagen des Chefs auf die Oberfläche. Dort muss Rhys schnell feststellen, dass es hart zugeht und zwei Bürotrottel dort gänzlich falsch aufgehoben sind. Doch irgendwie schaffen sie es zum Verkäufer des Vault-Schlüssels. Hier trifft Rhys auf viele skurrile und gefährliche Charaktere, aber auch auf Fiona, die einen ganz anderen Hintergrund hat und sich mit Betrügereien durchs Leben schlägt. Ab dem Zeitpunkt werdet ihr immer wieder mal zwischen den beiden Charakteren wechseln – sowohl Rhys als auch Fiona sind spielbar. Mehr wollen wir gar nicht verraten, aber so weit die Basis für das kommende Abenteuer, das fünf Episoden umfassen wird.
Mit viel Augenzwinkern
Der Planet Pandora entpuppt sich als wunderbare Grundlage für das Spiel. Rein optisch liegen die beiden Varianten von Gearbox und Telltale nicht weit auseinander. Beide nutzen den Comic-Stil, beide sind detailverliebt, beide verfügen über diese wunderbar skurrilen Gestalten, die euch ähnlich wie bei Borderlands mit einem Splashscreen vorgestellt werden. Und beide nutzen den zuweilen brachialen Humor, der die Serie auszeichnet. Allerdings handelt es sich hier eben um ein Adventure im typischen Telltale-Stil, das vor allem in der zweiten Hälfte der Episode überraschend rasant in Szene gesetzt wird. Die erste Hälfte zieht sich ein wenig, aber natürlich müssen Vorgeschichte, Charaktere und Spielwelt vorgestellt werden, um Borderlands-Neulinge nicht zu überfordern.
Die Figuren dieses Spektakels bleiben dank der typischen Erzählkunst keine faden Abziehbilder, sondern beginnen schon in der ersten Episode einige Facetten zu zeigen. Das gilt sowohl für die gesteuerten Charaktere als auch für ihre Kontrahenten oder Begleiter. Zum Ende hin kommen auch emotionale Momente nicht zu kurz. Natürlich treffen wir auf typische Gegner dieses Universums wie Psychos, Skags oder Banditen, denen deutlich mehr Persönlichkeit verpasst wurde als in der Shooter-Reihe, wo sie nur als Kanonenfutter dienten. Anleihen an und Anspielungen auf die Shooter-Reihe sind ohnehin reichlich vorhanden, zum Beispiel wenn wir in einem etwas skurrilen Museum ausgestopfte Monster entdecken, die wir in den Shootern ins Jenseits geballert haben.
Leicht ergänzte Spielmechanik
Die Szenen und Dialoge reichen von albern bis hin zu skurril, fallen aber auch mal ruhiger und nicht ganz ernst gemeint aus. Wie gewohnt habt ihr verschiedene Antwortmöglichkeiten mit Auswirkung auf die Beziehungen - natürlich mit einem Zeitlimit. Die inszenierten Action-Sequenzen verlangen die obligatorischen Quick-Time-Events, bei denen ihr rechtzeitig die richtigen Tasten drücken müsst. Typische Telltale-Mechanik also, allerdings etwas ergänzt. Rhys verfügt über ein kybernetisches Auge nebst einem Roboterarm. Mit ersterem kann er Objekte in der Gegend scannen, um Informationen einzuholen.
Ein Inventar ist nun ebenfalls vorhanden. In einer Sequenz könnt ihr zudem einen Loader (einen Kampfroboter) als Verstärkung holen, ihn ausrüsten und ihn für euch kämpfen lassen. Erfreulich, dass Telltale den Mut hat, endlich mal mehr Spielelemente einzubringen. Es hätten gern noch ein Paar mehr sein können. Vor allem mangelt es wieder einmal an Rätseln oder der Möglichkeit, durch Erkundung etwas mehr aus den Umgebungen herauszuholen. Und das Spiel ist in sich sehr einfach gehalten, zumal der Reaktionszeitraum bei den Quick-Time-Events deutlich länger scheint als bei früheren Titeln. Aber nun gut, Telltale-Spiele der letzten Jahre waren immer schon eher spielbare Zeichentrickfilme.
Das Ende der Episode, das mit einem ausgedehnten und rasant inszenierten Action-Abschnitt mit besagten Elementen endet, lässt auf weitere interessante Episoden hoffen. Der Spielabschnitt der ersten Episode ist in sich recht gut abgeschlossen. Das Ende lässt aber Telltale-typisch viele Fragen offen, bietet so manche Überraschung und einige Ansätze zu Handlungszweigen, die auf eine vielschichtige Geschichte hoffen lassen, in der noch einiges passieren kann und wird. Auf jeden Fall zeigt die Folge bereits, dass typische Elemente von Borderlands und den Telltale-Spielen nicht fehlen werden.
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