Test - Sydney 2000 : Sydney 2000
- PSone
Verantwortlich für Fingerkrämpfe und aufgearbeitete Joypads im Zeichen von Sydney sind die Fussball-Spezialisten von Attention to Detail ('Sega Worldwide Soccer', 'Rollcage'), die jedoch trotz zahlreicher Kicker-Spiele noch deutlich Probleme bei der Modellierung der Athleten zu haben scheinen. Die Sprinter, Hammerwerfer und Turmspringer können mit den auf Perfektion abzielenden Muskelpaketen aus dem Konami-Lager nicht annähernd mithalten. Man hat das Gefühl, selbst bei der Dreamcast-Version übersteige der Polygon-Count eines einzelnen Sportlers etwa beim Hammerwerfen nicht die Werte einer der namenlosen 22 Kicker in 'Worldwide Soccer'.
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Aber gut - Grafik ist nicht alles. Obwohl, hatten wir nicht gerade im Vorspann grossspurig angedeutet, die Konsolen-Umsetzungen könnten ernsthaft mit den TV-Bildern mithalten? Hehe. Der Spielspass stimmt auf jeden Fall schon mal, wenn auch einige Grundpfeiler dieses Nischen-Genres wie die 'Button Tap'-Power-Balken optisch nicht sonderlich reizvoll ausgefallen sind. Zumindest in den Leichtathletik-Disziplinen konnte das gut implementierte Gameplay grösstenteils überzeugen. Die Koordination zwischen Sprint- und Jump-Buttons funktioniert beim 110-Meter-Hürden-Lauf bestens und auch zum Überspringen der Hürden sind keine übermenschlichen Reaktionen erforderlich. Selbst beim ersten Versuch deklassierten wir das gesamte Feld und powerten den Weltrekord um eine satte Sekunde nach unten.
Was die Disziplinen angeht, so einigt man sich mit dem grossen Konkurrenten Konami stillschweigend auf ein Unentschieden - 12:12. Einige exklusive Sportarten kann jedoch jeder von beiden für sich verbuchen. 'Sydney 2000' offeriert die Standard-Events 100-Meter-Lauf, Freistil, Hochsprung und Radsprint. Eher ungewöhnlich sind dagegen Dreisprung, Kajak-Slalom und Tontaubenschiessen. Beim Dreisprung kommt ihr zudem in den Genuss eines witzigen, von 'Matrix' inspirierten Slow-Motion-Kameraschwenks, während ihr versucht, zweimal einen 45-Grad-Absprungwinkel für maximale Weite zu erreichen, bevor euer Crack den Sand in der Grube aufwirbelt.
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Leider haben es die Entwickler jedoch im Gegensatz zu den beiden DC-Konkurrenten versäumt, vor jeder Disziplin eine kurze animierte Erklärung abzugeben. Da viele Disziplinen (vor allem Turmspringen, Kajak und Dreisprung) alles andere als intuitiv ausfielen, vergrault ihr euch eure Kumpels bei 'Sydney 2000' viel eher als bei der Konami- und Sega-Konkrrenz.
Für das offizielle Spiel spricht immerhin der ausgedehnte 'Career'-Modus, in dem ihr ein zunächst schwächliches Dutzend Weicheier an über zwanzig speziellen Kraft-, Technik- und Ausdauermaschinen trainiert, damit sie die drei Disziplinen umfassende Qualifikation für Olympia überstehen. Jeder muss quasi einzeln auf seinen Einsatz vorbereitet werden. Das Ergebnis ist nicht nur in schnöden Tabellen, sondern auch visuell in Muskelpaketen sichtbar, wie ihr sie in einem realen Bodybuilding-Studio erst nach Jahren schweisstreibenden Trainings aufgebaut hättet.
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Insgesamt stehen 32 verschiedene Modelle für jeden Charakter zur Verfügung, welche die unterschiedlichen Stadien des Trainings repräsentieren. Die andere Frage ist natürlich, ob ihr wirklich Lust habt, in lieblos gestalteten Kraft- und Ausdauerübungen die eh schon strapazierten Finger zusätzlich zu quälen, wenn sämtliche Power eigentlich für den Wettkampf selbst benötigt wird. Die zugkräftige Lizenz hat sich Eidos übrigens für insgesamt sechs Jahre geschnappt - Sportfans dürfen sich also auch auf je eine weitere Winter- und Sommer-Joypad-Olympiade freuen. Warum allerdings keine echten Olympioniken mit von der Partie sind, wissen wohl nur die Lara-Erfinder. Dafür hat Eidos mal wieder sein Gespür für dumpfbackige Moderatoren-Quatschköpfe bewiesen, die jede Bewegung mit hirnlosen Kommentaren begleiten, welche sich zudem oft noch im Sekunden-Rhythmus wiederholen. Dann doch lieber eine atomsphärische Zuschauerkulisse wie bei 'VA2K'.
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