Test - Sekiro: Shadows Die Twice : Test: Durchgespielt! Anders als Dark Souls, aber richtig gut
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From Software schlägt wieder zu: Unter der Flagge von Activision serviert das Entwicklerstudio, das für knallharte und düstere Action-Rollenspiele bekannt ist, ein Abenteuer, das euch ins feudale Japan des 16. Jahrhunderts entführt. Mit Sekiro: Shadow Die Twice probiert sich From Software gehörig aus, bleibt den Wurzeln aber auch treu.
Nach knapp 57 Stunden und 50 Minuten war der letzte Gegner geschlagen. Die Geschichte vom einarmigen Wolf, dem göttlichen Erben Kuro und dem Reich Ashina, hat sein Ende gefunden. Bis dahin war es eine turbulente Reise. Voll von mächtigen Gegnern, wunderschönen Gebieten, wundersamen Charakteren und jeder Menge klirrenden Klingen, die aufeinander prallten.
Gier, Rache, Macht
In Vergangenheit zeichneten sich Werke von From Software durch, klar, den hohen Schwierigkeitsgrad aus. Doch auch die mysteriöse und fast schon schüchterne Erzählstruktur bildet ein Markenzeichen. Nicht umsonst tummeln sich zu Dark Souls und Bloodborne zahlreiche Videos im Internet, die die Geschichte erklären und interpretieren, weil man sie alleine wohl nie in ihrer Gänze erfassen würde. Die wird es zu Sekiro: Shadow Die Twice sicherlich auch geben, dennoch: Ihr werdet beim Spielen großzügiger an die Hand genommen. Wenn ihr Sekiro zockt, werdet ihr mit der Zeit wissen, was in dieser Welt passiert.
Vielleicht liegt das an der Thematik: eine Rachegeschichte ist möglicherweise einfacher zu erzählen, als der sich stets wiederholende Zyklus aus Feuer und Dunkelheit. Anstatt sich durch unzählige Beschreibungen von Gegenständen wühlen zu müssen, erzählen euch die Charaktere in der Welt, was vor sich geht. Wer noch eine weitere schmackhafte Kelle voller Überlieferungen haben möchte, der kann sich aber auch durch die Texte lesen. Es lohnt sich!
Im ersten Moment sehr ungewohnt für langjährige Dark-Souls- und Bloodborne-Spieler ist der festgelegte Protagonist, den ihr spielt. Ihr erstellt nicht euren eigenen Helden, sondern spielt den “einarmigen Wolf”. Das hat den Vorteil, dass ihr in die Haut von jemanden schlüpft, der tatsächlich einen Charakter hat. Der Wolf ist gewiss kein Freund vieler Worte, dafür von großen.
Grenzen werden eingerissen
Zu den größten spielerischen Veränderungen von Sekiro: Shadows Die Twice zählt sicherlich die Tatsache, dass ihr in der Haut des Shinobis Wolf eine deutlich größere Bewegungsfreiheit genießt. Anstatt einfach nur durch die Welt zu stampfen, schleicht ihr durch hohes Gras, hangelt an Dachkanten entlang oder werft den Greifhaken, um entlegene Stellen zu erreichen. Hier kommt Tenchu-Spirit auf.
Das funktioniert in den meisten Fällen außerordentlich gut und macht eine Menge Spaß. Da auch die Levelstruktur diese neuen Bewegungselemente mit offenen Armen begrüßt, lohnt es sich, außerhalb bekannter Soulsborne-Strukturen zu denken und sich auszutoben. Nicht selten findet ihr alternative Routen, versteckte Gegenstände oder eine Möglichkeit, einen Gegner unbemerkt per Todesstoß auszuschalten.
Trotzdem verderben Kinderkrankheiten hin und wieder den Spaß: Während der Greifhaken in den meisten Fällen seinen Job ordentlich verrichtet, kommt es vor, dass die Anzeige im letzten Moment von einem Punkt zum anderen springt. Dadurch hüpft man manchmal ins Leere. In hektischen Situationen, wenn ihr aus einer misslichen Lage entkommen wollt, kann es dann auf die Mütze geben. Jene Frustmomente hielten sich allerdings in Grenzen. Auch weil der Sturz in einen Abgrund freundlicherweise nicht den Tod bedeutet, falls ihr volle Energie habt. Stattdessen kommt ihr wieder an den Ort des Geschehens zurück, mit halbierter Gesundheit.
Das Schleichen ist ein tolles Spielelement. Es macht viele Gegenden zu einer Art Puzzle: Wie und in welcher Reihenfolge lassen sich die Feinde ausschalten, ohne dass Alarm ausgelöst wird? Ein kleiner Indikator über den Köpfen eurer vermeintlichen Beute zeigt an, falls diese euch auf den Trichter kommen. Scherben aus Keramik lassen sich in geworfener Form nutzen, um Feinde anzulocken. Die sind zwar nicht die hellsten, doch einmal alarmiert, lassen sich euch nicht so schnell vom Haken.
Die Werkzeuge des Shinobis
Neben dem Schleichen ist das Fehlen von neuen Waffen oder Rüstungen ein weiteres großes Unterscheidungsmerkmal von Sekiro: Shadows Die Twice. Als großer Fashion-Souls-Freund finde ich es einerseits schade, dass ich meinen Shinobi nicht in neue Gewänder stecken kann, andererseits habe ich es auch nicht wirklich vermisst. Dafür bietet euch From Software andere Möglichkeiten zur Individualisierung eures Spielstils an.
Eine zweite Primärwaffe findet ihr zwar nicht, dafür jedoch Module, die ihr in eure Armprothese installiert. Auf Knopfdruck entfacht ihr dann etwa ein Feuerwerk, um Gegner abzulenken, werft Wurfsterne oder reißt mit einer Axt die Holzschilde von Feinden ein, die sich zuvor noch in Sicherheit wähnten. Der Einsatz kostet Geistembleme, die ihr allerdings an jeder Figur des Bildhauers (das Sekiro-Pendant zu den Leuchtfeuern aus Dark Souls) günstig kaufen und in der Spielwelt finden könnt. Gefallene Gegner lassen diese Embleme ebenfalls fallen, sodass man meistens mehr als ausreichend davon besitzt (vergleichbar mit den Quecksilberkugeln in Bloodborne).
Die Anzahl der Prothesen-Module ist bereits üppig, vervielfältigt sich allerdings nochmal, wenn ihr schließlich die Möglichkeit erhaltet, sie aufzuwerten und mit neuen Funktionen auszustatten. Dafür braucht ihr entsprechende Ressourcen. Das alles erinnert ein bisschen an die verschiedenen Titanitsteine aus Dark Souls, nur halt mit einem eigenen kleinen Twist.
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