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Preview - Ryse: Son of Rome : Hausaufgaben gemacht?

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Die Ursprünge von Ryse liegen einige Jahre zurück. Damals sollte Cryteks Projekt stark auf die Kinect-Funktionen setzen und mit Körperbewegungen gesteuert werden. Von diesen Plänen nahmen die Entwickler, wie man auf der E3 sehen konnte, deutlich Abstand. Dann kam jedoch heraus, dass die rabiaten Exekutionsangriffe ausgeführt werden, auch wenn man keine Knöpfe drückt. Das Geschrei war groß. Ist Ryse etwa ein seichtes Prügelspiel für die Generation Faulpelz? Nein.

Die gamescom hat noch nicht mal richtig Fahrt aufgenommen, da lädt Microsoft schon zu einer Sitzung mit Ryse und der Xbox One ein. Mit im Raum befinden sich zwei Entwickler, die auf einer grafisch schicken Wiese ihren schwer bewaffneten Römer gegen Wellen von Barbaren kämpfen lassen. Kein Abschnitt aus der Kampagne oder ein eigener Spielmodus, sondern ein Spielplatz, auf dem man das Kampfsystem auf Herz und Nieren testen kann. Kurz stellen sie einige Merkmale vor, bevor man selbst in die Schlacht ziehen darf. In den ersten Runden bekommen wir ordentlich den Hintern versohlt.

Hinterlistig

Was sofort auffällt, sind die clever agierenden Barbaren. Stets versuchen sie, euch zu umkreisen und einzukesseln. Zwar wehrt ihr Angriffe mit eurem Schild ab und könnt Angriffen ausweichen, trotzdem ist äußerste Vorsicht angesagt. Die Barbaren warten nicht einfach ab und attackieren euch brav nacheinander, sondern möglichst immer dann, wenn ihr es nicht kommen seht oder keine Chance habt, darauf zu reagieren.

Dabei versucht die Kamera, möglichst viel von der Action einzufangen. Steht ihr einer großen Gruppe von Feinden gegenüber, zoomt das Bild heraus und fängt alle Protagonisten ein. Bleibt nur noch ein Widersacher übrig, fährt die Kamera dichter ans Geschehen heran und vermittelt so mehr Dramatik. Besonders, wenn beide Kämpfer sich noch mal motivieren und schreien oder mit ihrem Schwert gegen den Schild schlagen. Schön, dass die Bildschirmanzeigen auf ein Minimum reduziert werden. Schade, dass Ryse immer noch nicht hundertprozentig flüssig läuft und ganz zarte Ruckeleinlagen das Bild ein wenig trüben. Und das, obwohl das Spiel für eine neue, leistungsstarke Konsole erscheint.

Eine Frage des Scheiterns

Bearbeitet ihr euren Gegner so lange, bis ein Totenkopf über seinem Körper erscheint, könnt ihr ihm mit einer Exekution den Rest geben. Vier unterschiedliche Kategorien geben euch nach dem Sieg über Gegner entweder mehr Energie, Erfahrung oder Fokus. Letzteres benötigt ihr, um die Zeit zu verlangsamen und so richtig auszuteilen. Alternativ teilt ihr bei der Exekution mehr Schaden aus. Die Wahl lässt sich jederzeit mit dem Steuerkreuz ändern. Leitet ihr die besondere Attacke ein, wird nicht mehr der Knopf angezeigt, den ihr drücken müsst. Crytek fährt einen subtileren Weg: Stattdessen leuchtet die Silhoutte des Feindes in der Farbe des zu drückenden Buttons. Je besser das Timing, desto größer ist eure Belohnung in der jeweils ausgewählten Kategorie. Diese Finisher lassen sich aber nicht versemmeln, sobald ihr sie einmal initiiert haben. Auch wenn ihr falsche Eingaben macht oder gar nichts drückt - euer Widersacher stirbt so oder so.

Ryse: Son of Rome - gamescom 2013 Gladiator Mode Trailer
In der Arena von Ryse: Son of Rome geht es beim Kampf um die Gunst des Volkes mitunter ganz schön heiß zur Sache.

Ist das jetzt gut oder schlecht? Nun, einige von euch wird das sicherlich ärgern. Vielleicht hätte Crytek ja auch für höhere Schwierigkeitsgrade eine erbarmungslosere Variante einbauen können. Tatsache ist: Die Kämpfe sind kein Zuckerschlecken und erfordern Übersicht, Ausdauer und taktisches Vorgehen. Wer einfach nur wild auf alle Tasten hämmert, segnet schnell das Zeitliche. Unterschiedliche Einheiten erfordern spezielle Vorgehensweisen. Dicke Barbaren mit Schilden müssen mit Speeren oder schweren Schwerthieben attackiert werden, da sie sonst alles rigoros abwehren.

Ab in die Arena

Im Mehrspielermodus kommt es auf Teamwork an. Mit einem weiteren Gladiator kämpft ihr in der Arena um die Gunst der Zuschauer. Dabei müsst ihr verschiedene Runden überstehen und Aufgaben erfüllen. Mal geht es einfach nur darum, die gegnerischen Barbaren zu verprügeln, mal müsst ihr bestimmte Objekte verteidigen oder in Brand setzen. Euren Kämpfer wertet ihr zwischen den Runden auf, allerdings halten diese Verbesserungen nur für die jeweilige Sitzung. Dadurch sollt ihr euch je nach Partie immer auf bestimmte Attribute spezialisieren können, ohne euch auf einen Spielstil zu versteifen. Vor dem Spielstart wählt ihr einen von vier verschiedenen Göttern, die euch unterschiedliche Belohnungen für die Exekutionen geben.

Fazit

Christian Kurowski - Portraitvon Christian Kurowski

Selbstablaufende Finisher hin oder her: Das Kampfsystem in Ryse ist nichts für Knöpfchenklopper. Nur wer seine Gegner studiert und mit Übersicht zu Werke geht, kann gegen die Barbarenhorden bestehen, was besonders der hinterlistigen KI zu verdanken ist. Die Handgreiflichkeiten sind wuchtig und nicht zu rasant. Dank der dynamischen Kamerafahrten seid ihr immer mitten im Geschehen. Allerdings wird man abwarten müssen, ob Crytek die unterhaltsamen Mechanismen in ein stimmiges Komplettpaket packen kann. Noch macht der Protagonist einen blassen Eindruck. Der Mehrspielermodus ist ein netter Zeitvertreib für zwei Spieler. Es ist schön, dass die Entwickler entgegen anfänglichen Befürchtungen nicht auf 08/15-Spielmechaniken setzen. Wer nach der E3 dachte, dass Ryse ein Prügelspiel ohne Anspruch wird, lag falsch. Ob Cryteks römische Geschichtsstunde am Ende allerdings aus der Masse hervorstechen kann, bleibt gegenwärtig weiter offen.

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