Test - Razer Huntsman V3 Pro : Test: High-End-Tastatur für ambitionierte Spieler
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Die Razer Huntsman hat sich schnell als edelstes Ross im Tastaturengestüt des Herstellers etabliert. Das Tastenbrett geht nunmehr in die dritte Generation und Razer hat sich einiges einfallen lassen, um die fast 290 Euro für das Edelkeyboard zu rechtfertigen und anderen Herstellern, die mit Halleffekt-Switches punkten, den Stinkefinger zu zeigen. Das Ergebnis ist eine Vorzeigetastatur, die aber nicht für jeden etwas ist und das nicht nur aufgrund des exorbitanten Preises.
Lange Zeit hat sich bei Tastaturen herzlich wenig getan, doch spätestens seit es optische Schalter oder Halleffekt-Switches gibt, haben die Hersteller wieder einen Grund, neue Exemplare ihrer Keyboards auf den Markt zu bringen. Das hat sich auch Razer gedacht und mit der Huntsman V3 Pro das hauseigene Flaggschiff auf den neusten technischen Stand gebracht. Razer lässt sich das Vergnügen, das vor allem E-Sportler ansprechen soll, ordentlich etwas kosten. Ein UVP von satten 289,99 Euro steht an, um das edle Brett an den heimischen Rechner zu klemmen.
Das Zielpublikum ist bei knapp 300 Euro eng eingegrenzt. Entweder handelt es sich um (semi-)professionelle Spieler, die hinsichtlich ihrer Hardware nichts dem Zufall überlassen wollen und jede Möglichkeit nutzen, noch ein paar Sekundenbruchteile schneller zu sein als die Konkurrenz. Oder eben größenwahnsinnige Amateure, die fehlenden Skill durch Technik ersetzen wollen. Oder halt Spieler, die einfach zu viel Geld auf dem Bankkonto haben. Nun, egal welche Gruppe es sein soll, es wird einiges geboten.
Die 445 × 139 × 39 mm große Huntsman V3 Pro ist eine kabelgebundene Volltastatur mit Nummernblock, die sauber verarbeitet und mit edler Alu-Decklatte daher kommt. Razer spendiert euch direkt einige Extras, von den drei Mediensteuerungstasten nebst Drehregler bis hin zur magnetischen Handballenauflage. Die besteht aus Kunststoff und Kunstleder und ist ein wenig zu hart, um wirklich bequem zu sein, wirkt aber deutlich haltbarer als ihre schaumstoffigen Pendants. Razer setzt nun endlich auch auf PBT-Tastenkappen, welche die RGB-Chroma-Beleuchtung sehr hübsch zur Geltung bringen.
Soweit alles gut. Das eigentliche Highlight sitzt unter den Kappen, denn Razer hat die neue Huntsman mit hauseigenen, analogen optischen Schaltern der zweiten Generation bestückt. Während normale optische Schalter lediglich eine Lichtschranke als Ersatz für mechanische Bauteile haben, gehen diese Schalter weiter, denn ähnlich wie Halleffektschalter erkennen die Switches, wie weit eine Taste gedrückt wird und können zudem in vielerlei Hinsicht konfiguriert werden.
Los geht es mit dem Auslösepunkt. Während selbiger bei herkömmlichen Schaltern fest definiert ist, kann er bei diesen Schaltern im Bereich von 0,1 bis 4,0 mm eingestellt werden. Sprich, ihr könnt eure Tastenanschläge pro Taste (!) individualisieren von „superempfindlich“ bis hin zu „voll draufhauen“. Da die Tasten ohnehin nur 40G Auslösekraft benötigen, könnt ihr euch, wenn ihr wollt, ein echtes Sensibelchen bauen. Die analogen Schaltern ermöglichen zudem auch beispielsweise analoge Bewegungen mit den WASD-Tasten oder Triggerverhalten eines Controllers. Nachteil: dies muss vom jeweiligen Spiel unterstützt werden.
Auch ein Schnellfeuer-Trigger-Modus (oder auch Rapid-Trigger-Modus) ist im Aufgebot. Normale Schalter haben einen festen Reset-Punkt. Sprich, lasst ihr die Taste los, muss dieser Punkt überschritten werden, damit die Taste erneut genutzt werden kann. Bei den analogen optischen Schaltern gibt es das nicht. Hier wird der Reset bereits durchgeführt, wenn die Schalter erkennen, dass sich die Taste wieder nach oben bewegt. Diesen Spielraum könnt ihr zwischen 0,1 und 1,0 mm selbst festlegen. Ergebnis: die optischen Schalter können deutlich schneller erneut betätigt werden.
Und weiter geht es. Pro Taste kann nicht nur ein Auslösepunkt definiert werden, sondern ihr könnt zwei Aktionen festlegen. Ihr könnt beispielsweise konfigurieren, dass ihr bei einem Druck von 1 mm eine Granate ausrüstet und sie bei 3 mm auf den Gegner werft, mit ein und derselben Taste. Das braucht natürlich einiges an Übung und viel Feingefühl, kann aber ebenfalls bei schnellen Spielen äußerst nützlich sein, um einfach noch ein paar Millisekunden einzusparen.
Noch nicht genug? Dann reden wir über Snap-Tap. Üblicherweise ist es so, dass sich gegensätzliche Eingaben egalisieren. Wenn ihr also gleichzeitig A und D in einem Shooter drückt, wird sich der Charakter nicht bewegen. Mit Snap-Tap ist das dank der Switches etwas anders. Hier wird schlicht die letzte Eingabe priorisiert, auch wenn ihr beide Tasten gedrückt haltet. Auch dazu gibt es Feineinstellungen bei der Huntsman V3 Pro. Es gibt also eine Menge an Features für ambitionierte Spieler, einige Millisekunden durch clevere Konfiguration einzusparen und sich dadurch einen kleinen Vorteil zu verschaffen.
Außergewöhnlich ist, dass ihr all diese Features nicht nur wie üblich über die Synapse-Software konfigurieren und in Form von bis zu sechs Profilen auf der Tastatur bunkern könnt. Es gibt sogar eine Möglichkeit, viele der Einstellungen direkt per Tastatur vorzunehmen. Mittels Funktionstasten und dem erwähnten Drehregler könnt ihr beispielsweise Auslösepunkte oder Schnellfeuer-Trigger manuell on-the-fly einstellen.
Eine LED-Leiste oberhalb der Pfeiltasten leitet euch dabei sinnvoll an. Zudem seht ihr dort auch den Status beispielsweise von Profil, NumLock oder CapsLock. Im Karton der Tastatur liegt auch direkt eine entsprechende Karte, auf der alle wichtigen Infos zur Konfiguration enthalten sind, sodass ihr sie stets griffbereit habt, solange noch nicht alles in Fleisch und Blut übergegangen ist. Das ist schon ziemlich genial und derzeit noch eine echte Seltenheit.
Einen Nachteil hat die Huntsman V3 Pro trotz aller High-End-Technik: sie klingt furchtbar. Zwar ist das Tippverhalten selbst über jeden Zweifel erhaben, aber der Klang … die Huntsman ist nicht nur relativ laut, sondern klingt wie ein 20-Euro-Tastenbrett vom Grabbeltisch. Immerhin, es scheppert nichts und Federhall ist dank leichter Dämmung und geschmierten Schaltern auch nicht zu hören, aber für eine 300-Euro-Tastatur klingt die Huntsman wirklich erbärmlich.
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