Test - Razer Huntsman Elite : Optomechanische Tastatur? Hä? Was?
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Dass Razer seine Tastaturen schon seit geraumer Zeit mit eigens konzipierten mechanischen Switches bestückt statt mit der Standardware von Cherry oder Kailh, dürfte einigen bekannt sein. Zur Computex kündigte Razer eine neue Schaltervariante an, nämlich optomechanische Switches. Zu diesen Schaltern gibt es nun erste Tastaturen. Die Razer Huntsman Elite ist mit den Neulingen ausgestattet, aber mit einem UVP von 209,99 Euro derzeit alles andere als preiswert. Ist die Huntsman den Preis dennoch wert?
Für den stolzen Preis sollte man einiges erwarten können und zumindest optisch wird die Razer Huntsman dem auch gerecht. Die 44,5 x 14,0 x 4,2 mm große und 1.351 g schwere Tastatur ist picobello verarbeitet und hinterlässt mit ihrer Aluminiumplatte einen durch und durch robusten Eindruck. Die Antirutschgummis leisten hervorragende Arbeit, egal ob mit oder ohne aufgestellte Füße.
Die beiliegende Handballenablage ist dank Schaum und weichen Kunstleders extrem bequem. Die etwas schärferen Kanten an der Unterseite stören nicht weiter, da die Hände damit nicht in Berührung kommen. Auch der magnetische Anschluss überzeugt. Er hält die Ablage sicher an der Tastatur und versorgt Erstere mit Strom. Warum, dazu gleich mehr. Der Anschluss des Keyboards erfolgt über ein dickes USB-Kabel mit zwei USB-Steckern. Wer aufgrund dessen erwartet, dass die Huntsman über USB-Passthrough oder gar Audiostecker verfügt, sieht sich allerdings getäuscht. Schade, bei Tastaturen dieser Preisklasse ist zumindest ein USB-Passthrough eigentlich Standard.
Das Layout der Volltastatur überzeugt ebenfalls. Die Abstände der erhaben montierten Tasten sind genau richtig, die Ergonomie ist nahezu perfekt. Sondertasten gibt es nur begrenzt in Form dreier Multimediatasten und eines Drehrads mit Schalter. Letzteres dient in der Standardeinstellung dazu, die Lautstärke zu regeln oder die Lautsprecher stumm zu schalten. Alle Tasten können natürlich mittels Razer Synapse Software programmiert werden.
Schade: Während bei vielen Keyboards mittlerweile alternative Tastenkappen für FPS- oder MOBA-Belegungen beiliegen, hat Razer auch hier gespart. Immerhin nutzt Razer aber eine gängige Kreuzbefestigung für die Keycaps, sodass sich auch Kappen anderer Hersteller verwenden lassen. So konnten wir problemlos die aufgerauten, roten Tastenkappen einer HyperX Alloy FPS montieren. Insgesamt muss man allerdings festhalten, dass die Ausstattung der Tastatur für diese Preisklasse ein wenig dünn geraten ist. Wer auf die Handballenablage verzichten kann, sollte daher über die rund 50 Euro preiswertere Standardversion der Razer Huntsman nachdenken.
Das Wichtigste an der Razer Huntsman steckt aber ohnehin im Inneren. Während normale Switches mittels eines mechanischen Mechanismus einen Kontakt bewirken, arbeiten die optomechanischen Schalter quasi mit einem Lichtsensor, der durch das Drücken einer Taste ausgelöst wird. Natürlich ein sehr verschleißarmes Verfahren, weswegen die Haltbarkeit des Keyboards mit 100 Millionen Anschlägen angegeben wird – eine halbe Ewigkeit also.
Eine Stabilisatorleiste sorgt für eine gleichmäßige Auslösekraft von 45 g. Der Auslösepunkt liegt mit 1,5 mm etwas niedriger als bei den meisten anderen Switches mit ihren 2,0 mm. Der Tastenhub insgesamt beträgt 3,5 mm. Auf ein mechanisches Klickgeräusch wurde aber nicht verzichtet, sodass die Schalter ein wenig wie die Blue-Schalter anderer Hersteller oder die Razer Green klingen, aber weitaus leichtgängiger sind und schneller reagieren.
Das Ergebnis ist ein anfangs etwas gewöhnungsbedürftiges, weil sehr sensibles Tippverhalten. Hat man sich aber daran gewöhnt, ergibt sich ein hervorragendes Tippgefühl. Die Schalter reagieren enorm flink und präzise, ohne großen Kraftaufwand zu erfordern. Gerade wer viel tippt oder spielt, wird schnell glücklich mit den neuen Switches. Die Lautstärke des mechanischen Klicks muss man allerdings mögen, zumal gerade die Leertaste leider extrem laut geraten ist. Bei ihr wäre noch ein wenig Nachbesserung nötig, sie fällt im Klangbild doch negativ auf. Alles in allem aber klasse.
Natürlich hat Razer nicht auf die Chroma-RGB-Beleuchtung verzichtet, die ihr mit der Razer-Synapse-Software steuert. Nicht nur ist jede einzelne Taste steuerbar, auch ein LED-Streifen rings um das Gehäuse ist mit an Bord, wobei auch die Handballenablage nicht ausgelassen wird. Darum auch der zweite USB-Stecker und die stromführende Verbindung zwischen Tastatur und Ablage. Das sieht schickt aus, muss man zugeben. Auch die Beleuchtung der Tasten ist nahezu makellos. Allerdings befinden sich die LEDs der einzelnen Tasten im oberen Bereich, sodass lediglich die Hauptbeschriftung beleuchtet wird, nicht aber die Symbole der Zweitbelegungen. Aber das ist kein Beinbruch.
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