Test - Rango : Django-Klon für die Kleinsten
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Wie üblich steht passend zu einem neuen Animationsfilm ein Videospiel im Händlerregal. Diesmal dreht sich alles um ein Chamäleon namens Rango. Es ist unstrittig, dass der sympathische Hauptcharakter eine Anspielung auf „Django" darstellt, einen Italo-Western von Regisseur Sergio Corbucci aus dem Jahr 1966.
Reptilienwestern für Kinder
Die Handlung folgt nicht eins zu eins der Kinovorlage, sondern nimmt den Pseudo-Django und die Stadt Dirt lediglich als grobe Vorlage. Im Mittelpunkt steht das titelgebende Chamäleon Rango, das als Sheriff für Recht und Ordnung sorgt. Als Beans' Vater von Oberfiesling Bad Bill und seiner Bande entführt wird, schreitet Rango zur Tat. Hinzu kommt, dass ein Meteroiteneinschlag Verwirrung in Dirt stiftet und Bad Bill sich das radioaktive Material unter den Nagel reißen will. Rangos Reise geht über neun Spielkapitel im Wilden Westen, wobei ihr die Geschichte in Rückblenden erlebt. Sie werden in nett gemachten Zwischensequenzen präsentiert und überzeugen durch viele Anspielungen auf den Wilden Westen und humorige Einlagen, die typische Westernklischees durch den Kakao ziehen. Leider zünden nicht alle Witze.
Die Reise führt euch durch allerlei sandige Wüstengebiete, Canyons und die Gassen der Westernstadt Dirt, wo ihr auf viele und gut in Szene gesetzte schrullige Charaktere aus der Filmvorlage trefft - darunter Rattlesnake Jake und, wie erwähnt, Beans. Ihr blickt Rango in der Third-Person-Ansicht über die Schulter und müsst die meiste Zeit Ganoven von Bad Bills Bande mit eurer Maispistole aus dem Weg räumen oder kleinere Plattformeinlagen meistern.
Ein paar gute Ideen haben die Entwickler durchaus einfließen lassen, um Abwechslung einzustreuen. So muss Rango in einigen Spielpassagen explodierende Golfbälle auf anstürmende Ganoven schlagen, in bester Splinter-Cell-Manier Lichtkegeln ausweichen oder auf einem Vogel durch einen Hindernisparcours fliegen. Ferner schwingt ihr euch auf euren Gaul, um einen Zug zu erreichen, während ihr anrollenden Felsbrocken ausweicht und Bad Bills Bandenmitglieder aufs Korn nehmt.
Blick auf die Konkurrenz
Rango bedient sich somit ungeniert bei großen Toptiteln. Man nehme eine Schießerei auf einem Zugwagon im Stile von Uncharted, ein paar Klettereinlagen aus Prince of Persia und das Szenario aus Red Dead Redemption und bereite das Ganze kindgerecht auf. Das klappt anfangs auch ganz gut, allerdings gehen den Entwicklern nach etwa dem ersten Drittel des Spiels die Ideen aus und der Spielablauf wird repetitiv. Die Duelle laufen stets nach dem gleichen Strickmuster ab. Eine Horde Feinde stürmt auf euch zu, während ihr in der Umgebung nach Power-ups sucht, um eure Waffe temporär zu verbessern. Insgesamt mangelt es Rango ab der zweiten Spielstunde an Abwechslung. Das ist fast schon eine Meisterleistung im negativen Sinne, denn das Abenteuer umfasst nicht mehr als fünf Stunden.
Wichtig sind auf eurem Abenteuer die sogenannten Sheriff-Sterne, die ihr von erledigten Gegnern erhaltet oder in Holzkisten findet. Sie dienen dazu, beim Händler frische Verbesserungen für eure Waffen zu erwerben. So erhöht ihr die Anzahl an Patronen im Pistolenlauf und verbessert dessen Streuweite. Aber auch Rangos Lebensenergie kann gegen den Tausch von Sheriff-Sternen erhöht werden.
Viele Spielspaßbremsen
Auf kindgerechtem Niveau bewegen sich auch die Rätseleinlagen. Über das Verschieben von Kisten und das Betätigen von Schaltern geht die Spielmechanik nicht hinaus. Selbiges gilt für die Schießereien, die auf den großen Konsolen viel zu einfach geraten sind. Auf Nintendos DS ist das Spiel hingegen viel zu schwer und überfordert euch. Überdies plagen einige handwerkliche Fehler den Ablauf auf allen Plattformen.
So sind beispielsweise die Hüpfeinlagen eine mittelmäßige Katastrophe. Aufgrund der ungenauen Steuerung und der schlechten Kollisionsabfrage plumpst ihr des Öfteren in den Abgrund - immerhin wurden die Rücksetzpunkte mehr als fair verteilt. Frustrierend sind die unnötigen Tode aber allemal. Den Vogel schießen die Entwickler mit der miserablen Kameraführung ab. Die Gegnergruppen habt ihr nur in den seltensten Fällen in eurem unmittelbaren Blickfeld.
Grafisch hält sich Rango eng an das Kinovorbild, schneidet unterm Strich allerdings dürftig ab. Matschige Texturen und Detailarmut gehen einher mit gleich aussehenden Spielabschnitten. Akustisch nerven vor allem die vielen Fehler bei der Vertonung der Bildschirmtexte. Nicht selten weichen die Untertitel vom synchronisierten Wortlaut ab. Nicht einmal die deutschen Synchronsprecher aus der Zelluloidvorlage hat EA angeheuert.
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