Special - Playstation Plus : Meinung: Ist das endlich der Game-Pass-Konkurrent?
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Lange hat es gedauert, aber nun bekommt Playstation Plus endlich seine Generalüberholung. Mit einem deutlich vergrößerten Spieleangebot startet der Service ab Juni in ein neues Zeitalter. Wir klären, was euch erwartet und ob die frische Ausrichtung eine echte Konkurrenz zum beliebten Microsoft Game Pass werden kann.
In Sachen Preis und Leistung ist der Microsoft Game Pass ein absoluter Knaller. Für knappe zehn Euro monatlich stehen auf Xbox oder PC über 100 Spiele zum Download bereit – von exklusiven Krachern wie Halo Infinite und Forza Horizon 5 über feine Indie-Titel wie Tunic bis hin zu Klassikern à la Fable. Alle vier Wochen wechselt das Angebot, sodass ständig neue Titel verfügbar sind, darunter auch eine Menge von Drittherstellern. Für schmale drei Euro mehr gibt es die Ultimate-Variante, die den Zugriff auf PC- und Konsolentitel gewährt und noch eine Goldmitgliedschaft fürs Online-Zocken oben drauflegt. Das ist ein schönes Gesamtpaket!
Dagegen wirkt der Umfang von Playstation Plus regelrecht mickrig. Klar, wer regelmäßig online zockt, kommt um das Abo nicht herum. Das dürfte bei vielen aber auch der Hauptgrund sein, rund fünf Euro pro Monat zu investieren. Denn die Spiele, die sich ohne Aufpreis herunterladen lassen, erscheinen oftmals eher kurios als klasse. Im April stehen beispielsweise Hood: Outlaws & Legends, Slay the Spire und Spongebob Squarepants: Battle for Bikini Bottom Rehydrated parat – die dürfte nicht unbedingt jeden ansprechen. Also werden diese in der Spielebibliothek geparkt, für alle Fälle. Aber tatsächlich herunterladen und zocken? Eher nicht, hat man in der Regel doch aktuellere und damit interessantere Sachen auf der Festplatte liegen.
Was häufig übersehen wird: Mit Playstation Now verfügt Sony bereits zumindest auf dem Papier über einen Game-Pass-Konkurrenten. Mit über 700 Spielen kann das Abo-Paket zumindest zahlenmäßig punkten. Doch befinden sich darunter hauptsächlich alte PS3-Spiele und kleinere, von denen selbst wir häufig noch nie etwas gehört haben. Größere Blockbuster-Titel wie Horizon: Zero Dawn oder God of War haben schon einige Jahre auf dem Buckel und sind einzeln in der Regel bereits als vergünstigte Budget-Editionen zu haben. Als Herausforderer auf Augenhöhe kann dieses Angebot also nicht gewertet werden - Zeit also, dass Sony nachzieht, bevor man zu weit ins Hintertreffen gerät ...
Mehr Spiel, mehr Geld
Nach langer Untätigkeit steuert Sony nun aber dagegen. Der Umfang von Playstation Plus wird ab Juni deutlich ausgebaut. Zum bisherigen Modell, das inhaltlich wie preislich unverändert bleibt, gesellen sich zwei frische Varianten mit zusätzlichen Leistungen. Playstation Plus Extra bietet bis zu 400 herunterladbare Spiele für die PS4 und PS5, darunter Blockbuster der Playstation Studios. Dafür werden 13,99 Euro pro Monat fällig.
Die nächste Stufe nennt sich Playstation Plus Premium. Dabei werden im Vergleich zum Extra-Tarif etwa 340 Titel draufgelegt, vorrangig Klassiker von der Playstation, PS2, PS3 und Playstation Portable – spielbar entweder via Streaming auf PS4, PS5 und PC oder nach dem Download. Ebenfalls mit dabei sind zeitlich begrenzte Testversionen kommender Software. Der Preis für diese Kombination aus Playstation Plus und Playstation Now: monatlich 16,99 Euro. Sowohl Extra als auch Premium bieten zusätzlich alle Inhalte des Basis-Tarifs, also die monatlichen Spiele, diverse Rabatte, den Cloud-Speicher und natürlich das Online-Gaming.
Keine Frage, die Preisgestaltung erscheint fair. Jederzeit mehrere hundert Spiele im Katalog – das ist eine Ansage an die 100 Titel, die der Game Pass auffährt. Doch so nett ein Metal Gear Solid, Killzone, God of War III oder Knack auch sein mögen: Den meisten wird es vorrangig um möglichst aktuelle Games für die PS4 und PS5 gehen. Wie sieht es also in dieser Richtung aus? Zur Markteinführung soll es unter anderem Death Stranding, Spider-Man: Miles Morales sowie Returnal im Abo geben – ein guter Auftakt, denn diese Spiele kamen erst in den letzten drei Jahren auf den Markt. Genauso wurden zahlreiche Titel von Drittherstellern angekündigt, unter denen ebenfalls einige Knaller sein werden.
Doch nun kommt das große Aber: Im Gegensatz zu Microsoft wird Sony seine hauseigenen Spiele nicht zum Release im Abo anbieten. Wer ein God of War: Ragnarök ab dem ersten Tag zocken will, muss es also ganz klassisch zum Vollpreis kaufen. Playstation-Boss Jim Ryan erklärte in einer Stellungnahme, dass man sehr zufrieden mit diesem Geschäftsmodell sei und darum keinen Grund für Veränderungen sehe.
Diese Nachricht ist für viele sicher eine herbe Enttäuschung. Nach einer Konkurrenz für den Game Pass sieht das auf den ersten Blick nicht aus, zumal dessen Umfang in Zukunft noch kräftig wachsen dürfte: Mit dem Kauf von Bethesda und der bevorstehenden Übernahme von Activision Blizzard kommen enorm starke Marken wie The Elder Scrolls oder Call of Duty ins Microsoft-Portfolio – und damit sicher auch ins Spiele-Abo. Bleibt dazu noch der monatliche Preis stabil, sehen Xbox- und PC-Besitzer äußerst rosigen Zeiten entgegen.
Die starken Marken
Ist das neue Plus also ein Fehlschlag mit Ansage? Ganz und gar nicht, denn Sony wird seine Stärken darin voll ausspielen: exklusive Titel und Partnerschaften. Im Blog rund ums Plus-Upgrade werden mehrfach die einzigartigen Playstation-Marken betont. Damit dürfte das Unternehmen vor allem langjährige Fans im Blick haben. Sie freuen sich darüber, legendäre Spiele aus der Kindheit und Jugend ganz entspannt erneut erleben zu können, ohne dafür die tatsächlichen Konsolen und Discs anschaffen zu müssen.
Das gilt genauso für die exklusiven PS4-Knaller der Ära. Uncharted 4, Bloodborne, Shadow of the Colossus, The Last of Us, Horizon: Zero Dawn, Final Fantasy VII Remake, Ghost of Tsushima und weitere hauseigene Titel sind nach wie vor sehr gut spielbar und stehen für die hervorragende Qualität, die Sony und seine Studios abliefern. Wer einige davon nachholen oder erneut spielen will, muss fast schon zum Abo greifen, denn der Preis ist einfach top!
Mit den Spielen anderer Hersteller könnte man dagegen jene überzeugen, denen eine möglichst breitgefächerte Auswahl wichtig ist. Unzählige bekannte Marken sind untrennbar mit Sonys Konsolen verbunden und haben den Namen Playstation zu einem Synonym fürs Zocken im Allgemeinen werden lassen. Entsprechend viele dürften sich daher zumindest anschauen, was PS Plus zu bieten hat – allein aufgrund der Menge an Spielen, die verfügbar sind. Stimmt das Angebot, kann Sony sicherlich auch einige Leute abwerben, die bisher auf den Game Pass gesetzt haben.
Nicht vergessen werden darf man außerdem, dass in Bezug auf das neue Modell noch längst nicht alle Karten auf dem Tisch liegen. Unter anderem ist unklar, wie lange es dauert, bis Spiele ein Teil des Abos werden. Würde man beispielsweise zeitnah weitere PS5-Titel aus dem ersten Jahr der Konsole verfügbar machen, wäre das ein sehr starkes Zugpferd. Genauso könnten exklusive Demos oder In-Game-Extras für große Spiele gute Gründe liefern, sich für PS Plus zu entscheiden. Die eine oder andere Überraschung hat Sony dabei sicher in der Hinterhand.
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Die Chancen, mit dem PS-Plus-Upgrade erfolgreich zu sein, stehen also ziemlich gut. Die großen Hausmarken und das üppige Dritthersteller-Portfolio legen ein mehr als solides Fundament, auf das mit exklusiven Partnerschaften und Angeboten aufgebaut werden kann. Auf jeden Fall bietet sich mit dem neuen Modell künftig eine echte Alternative zum Game Pass. Ob es auch zur großen Konkurrenz reicht? Wir werden sehen ...
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