Test - Persona 3 & 5: Dancing in Moonlight & Starlight : Ein Persona-Fangirl erliegt dem Tanz-Fieber
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JRPGs gibt es wie Sand am Meer. Oft spielen wir darin den Helden eines Teams mit cooler Frisur, stylischen Klamotten und Fähigkeiten, die man sich schon immer gewünscht hat. Und ich stehe drauf! Deshalb hat mich auch das Persona-Franchise sofort in seinen Bann gezogen. Viele Jahre und Spielstunden später tischt mir Atlus einen neuen Teil auf, der auf den ersten Blick ziemlich merkwürdig anmutet: Persona als Tanzspiel ...
Ach, Persona, was habe ich für schöne Erinnerungen an dich! Während ich in Deutschland zu einer Nische von Spielern gehöre, die sich für diese spezielle Art der JRPGs begeistern kann, ist die Serie im Land der aufgehenden Sonne ein wahrer Verkaufsschlager. Schon kurz nach der Veröffentlichung von Persona 5 bereisten die Fans des Rollenspiels die Orte in Tokyo, denen das Spiel nachempfunden wurde, und machten Selfies in Cosplays.
Was anfangs noch ganz lustig war, wurde mit der Zeit zu einer regelrechten Belastung für die Ladenbesitzer. Im Rückblick betrachtet, lassen sich die Auswüchse dieses Phänomens durchaus mit Pokémon GO vergleichen: In meiner Wahlheimat Düsseldorf etwa gab es zu Beginn des Hypes einige Pokéstops, die sehr dicht beieinanderlagen, und jeden Samstag war diese Brücke mit ihren vier Pokéstops derart überfüllt, dass keine Fußgänger, geschweige denn ein Auto daran vorbeikonnte.
Bild: Persona 5
Genau wie der Pokémon-Irrsinn hat sich auch die Persona-Manie in Japan mit der Zeit wieder aufgelöst. Touristen, die Fans der Serie sind, werden aber sicherlich weiterhin an dem einen oder anderen Platz ein Foto machen. Das steht übrigens auch auf meiner To-do-Liste für den nächsten Urlaub, der mich hoffentlich nach Japan führen wird.
Wie alles begann
Meine intensivsten Erinnerungen an die Serie verbinde ich mit Persona 3 und den Nachmittagen nach der Schule, an denen mein Freund und ich sofort nach dem Läuten der Schulglocke nach Hause eilten, um weiterzuspielen. Nun, genau genommen spielte nur er, ich sah begeistert zu. Ich kannte damals Rollenspiele wie Final Fantasy X oder X-2 sehr gut, aber sie unterscheiden sich doch stark von den Persona-Spielen. Im dritten Teil der Reihe schoss sich der Protagonist übrigens im Kampf jedes Mal in den Kopf, um so die ausgewählte Persona zu beschwören. Brutal? Zweifellos. Extrem cool? Oh ja!
Das harte Leben der (Alltags-)helden
Die Persona-Reihe hebt sich von üblichen JRPGs ab, indem sie von dem Drahtseilakt zwischen einem normalen Leben als Teenager und dem heimlichen Heldendasein handelt. Tagsüber die Schulbank drücken, trainieren und romantische Beziehungen pflegen – das frisst eine Menge Zeit. Ein Besuch im Onsen oder beim XXL-Burger-Wettessen dauert gut und gern den halben Tag. Dieses permanente Gefühl, so viel Verschiedenes zu erleben und doch ständig befürchten zu müssen, etwas zu verpassen,, hat mich fasziniert. Dass Persona 5 dann um einiges farbenfroher als seine Vorgänger war, kam mir gerade recht. Die Dungeons boten mehr Abwechslung und zogen mich mit ihren unterschiedlichen Themen und kleinen Rätseln in ihren Bann.
Da bis heute noch kein Nachfolger angekündigt wurde, bleibt mir als Fans nichts weiter übrig, als traurig auszuharren und zu hoffen, dass es eines Tages passieren wird. Das Burger-Wettessen, der legendäre Fisch und der letzte Dungeon sind schließlich schon längst abgehakt.
Ab jetzt wird getanzt
Dann geschah es: Meine Wünsche schienen erhört worden zu sein. Neue Persona-Games wurden angekündigt. Gleich zwei Stück auf einmal sollten erscheinen. Mit einem Countdown wurden sie schließlich enthüllt: Persona 3: Dancing in Moonlight und Persona 5: Dancing in Starlight. Kauft ihr beide Spiele im Paket, gibt es sogar noch ein weiteres dazu: Persona 4: Dancing all Night. Meine Gefühlslage wechselte im Sekundentakt zwischen Freude und Skepsis hin und her. Ein ... Rhythmusspiel?!
Tja, und jetzt ist das gesamte Paket auf meiner Playstation installiert und ich sitze hier schon seit ein paar Tagen mit dem Controller in der Hand und drücke hochkonzentriert auf die vier bunten Tasten. Ohne Ton sehe ich dabei wahrscheinlich total bekloppt aus – und dennoch: Eine solche Konzentration hat vorher kaum ein Spiel von mir verlangt. Dabei klingt es zunächst ganz einfach: Einer der Charaktere tanzt eine Choreografie zu einem der beliebtesten Songs aus dem zugehörigen Spiel. Dazu müssen im richtigen Moment lediglich die vier Tasten oder der Stick gedrückt werden, und schon geht die Party so richtig ab.
Hier ist Konzentration gefragt
Mein größtes Problem: Ich möchte eigentlich dabei zusehen, wie meine Lieblingscharaktere tanzen, teilweise auch gemeinsam, und lasse mich daher von den Geschehnissen in der Bildmitte ablenken. Dadurch schwindet regelmäßig meine Konzentration, und schon darf ich das Lied noch mal starten. Respekt an die Menschen, die peripheres Sehen besitzen! Denen fällt das bestimmt viel leichter. Aber habe ich Spaß daran, die mehr oder weniger gut sitzenden Lyrics gegen den Fernseher zu trällern und dabei bunte Knöpfchen zu drücken, damit sich die animierte Figur im Takt bewegt? Auf jeden Fall!
Während solche Musik- und Rhythmusspiele in Japan total beliebt sind, werden sie hierzulande eher als Kuriosität wahrgenommen. Das mag an Kulturunterschieden und zweitausend anderen Gründen liegen. Die Spielhallen in Fernost sind jedenfalls prall gefüllt mit Tanzmatten, Gesangs- und Musikspielen, während man dergleichen in Deutschland mit der Lupe suchen muss. Wer also nicht gerade meine tiefe Verbundenheit mit dem Persona-Franchise teilt oder einen ausgeprägten Hang zu Musikspielen hat, wird dem Ganzen sicherlich skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen.
Positiv finde ich, dass ich das Spiel allen Freunden gleichermaßen in die Hand drücken kann, denn Vorwissen ist nicht nötig. Alle drei Dancing-Games haben den nahezu gleichen Beginn: Die Charaktere aus dem jeweiligen Teil befinden sich in einer Traumparallelwelt und sollen dort auf einem Ball tanzen. Am nächsten Morgen werden sie wieder vergessen haben, dass sie überhaupt dort waren. Eine nette Idee, um klarzustellen, dass diese Zwischengames nichts mit der Hauptstory zu tun haben. Trotzdem ist es ein bisschen nervig, dass ich mir ein und dieselbe Geschichte gleich mehrere Mal anhören musste.
Ein Hauch von Story
Ein kleiner Leckerbissen für alle Hardcore-Fans: Mit dem erfolgreichen Abschließen der einzelnen Songs werden weitere Remixe, neue Outfits und sogar kleine Zwischensequenzen freigeschaltet. Ja, ihr habt richtig gelesen: Neben den reinen Tanzszenen gibt es tatsächlich so etwas Ähnliches wie eine Story. Nichts aufwendig Animiertes, aber doch ein netter Zusatz. Darin sprechen die Charaktere zumeist über völlig belanglose Sachen und geben dem Geschehen auf diese Weise einen charmant persönlichen Hintergrund.
Diese Sequenzen erinnern in ihrem Stil zudem an die Abenteuer der Hauptserie, und das ist doch genau das, was wir Fans wollen: noch mal kurz in Erinnerungen schwelgen an das, was uns damals so gefallen hat, bevor die Party weitergeht. Und das nicht allein! Spielt ihr nämlich richtig gut, entfacht ihr ein regelrechtes Fieber und ein weiterer Charakter stürmt die Bühne für einen gemeinsamen Auftritt. Aber Achtung: Augen auf die Tastenkombinationen. Lasst euch nicht wie ich vom Tanzfieber packen und wackelt auf dem Sofa hin und her, während eine Eingabe nach der anderen an euch vorbeifliegt. Ein kleines Trostpflaster gibt es aber trotzdem: Habt ihr es oft genug versucht, könnt ihr die Tänze irgendwann – Achtung, Wortwitz – im Schlaf.
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