Test - Octodad: Dadliest Catch : Tentakeltastisch
- PC
Als Vater zweier Kinder hat man es nicht leicht. Erst recht nicht als Tintenfischpapa, der schon beim Kaffeekochen drei seiner Ärmchen verknotet. Die Idee, in einem Videospiel einen Oktopus zu steuern, stammt aus den Köpfen von neun Studenten, die offenbar ein Faible für glitschige Meeresbewohner haben. Doch Octodad: Dadliest Catch ist mehr als nur ein Fan-Projekt von Fischliebhabern.
Alles beginnt in der Kirche. Dort hockt nämlich der namensgebende Octodad in einem Kämmerlein, um sich für die Hochzeit schick zu machen. Weil die Zeit drängt und sich der Kopffüßler wie Wackelpudding bewegt, wird schon die Suche nach der Krawatte zum mittelschweren Problem. Anschließend wollen noch der Hut und der Ring gefunden werden, bevor der Fischkopf in seinen Smoking schlüpft, seiner Liebsten einen Schmatz aufdrückt und wie eine verhedderte Marionette zum Traualtar torkelt. Schon das Zugucken ist eine helle Freude.
Der ganz normale Alltag
In Octodad: Dadliest Catch steuert ihr alle Tentakel des Oktopus einzeln. Mit den Maustasten kontrolliert ihr die beiden Beine, wohingegen ihr per Druck auf das Mausrad zur Armsteuerung wechselt. Das fühlt sich anfangs an, als versuche man mit Fäustlingen Stifte aus einem Becher zu greifen. Trotzdem kommt ihr um eure Aufgaben als Familienmitglied nicht herum: Das Frühstück muss gemacht, der Kaffee gekocht werden. Also schlurft ihr unbeholfen in die Küche, vorbei an zwei jauchzenden kleinen Kindern und dem Abziehbild einer Hausfrau, und kämpft gegen den Eigenwillen eurer Tentakel, die euch wie Spaghetti um die Ohren flattern. Dabei geht ihr dem typischen Alltag einer amerikanischen Kleinstadtfamilie nach: Burger grillen, Rasen mähen, Unkraut rupfen und Lebensmittel einkaufen.
Trotz der cleveren und intuitiven Bedienung geht es gar nicht anders: Während ihr nacheinander diverse Gegenstände sammelt und Aufgaben erledigt, zieht ihr die halbe Levelarchitektur in Mitleidenschaft. Die abwechslungsreichen Kulissen sind gespickt mit allerhand Objekten und Hindernissen, sodass es sich nicht vermeiden lässt, Chaos anzurichten. Da wirbeln Kartons durch die Luft, Flaschenpyramiden stürzen in sich zusammen und beim Klettern auf ein Regal purzeln euch Milchbehälter und Cornflakes-Schachteln entgegen. Ein irrer Spaß.
Zwischen Physik und Wahnsinn
Allerdings dürft ihr nicht alles zerdeppern, was euch vor die Saugnäpfe kommt. Stellt ihr euch allzu ungeschickt an, füllt sich eine Tintenleiste. Ist diese voll, startet ihr beim letzten Speicherpunkt. Das kann gerade im späteren Spielverlauf frustrieren, da ihr mit immer kniffligeren Aufgaben konfrontiert werdet. Wer schon einmal sturzbetrunken auf die obere Matratze eines Doppelstockbetts gekrabbelt ist, ohne sich mit den Händen festzuhalten, hat eine ungefähre Vorstellung vom Tintenfischdasein. Aber egal wie fummelig die Steuerung auch ist, die witzigen Animationen und die skurrilen Situationen entschädigen dafür vollkommen.
Octodad: Deadliest Catch strotzt vor Situationskomik. So quetscht ihr euch im Supermarkt etwa durch Kühltruhen und werdet durch das Lüftungssystem geschleudert, um euch schließlich die letzte Pizza zu schnappen. An anderer Stelle beschweren sich Aufseher, woher denn der Fischgestank komme, und ein wild gewordener Koch will euch zu Octo-Sushi verarbeiten. Da bleibt kein Auge trocken. In den besten Momenten ist das Spiel ein wundervoller Lachmuskeltrainer, zumal der Held jegliche Kommentare seiner Mitmenschen mit einem unverständlichen Brabbeln quittiert. Vor allem im Koopmodus, in dem zwei Spieler den Fischkumpel steuern, kamen wir aus dem Lachen nicht mehr heraus. Leider schlägt die Geschichte gegen Ende eine seltsame Richtung ein und verliert dabei an Charme. Schade drum.
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