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Special - Nintendo : Weg in die mobile Zukunft

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    Anfang des Jahres ging ein Raunen durch die Videospielbranche: Industriegigant Nintendo plant mit seinen etablierten Marken den Einmarsch in den Mobile-Sektor. Jenen Bereich, den man aufgrund der eigenen mobilen Hardware-Basis bisher gemieden hat. Das soll sich nun ändern: Gemeinsam mit dem enorm erfahrenen Mobile-Entwicklerhaus DeNA möchte Nintendo eure Smartphones erobern und gleichzeitig einen neuen Qualitätsstandard für die Plattform etablieren. Ein Vorhaben, das nicht nur Nintendo, sondern der ganzen Videospielwelt zugutekommen könnte.

    Vorab die Entwarnung: Nintendo wird sein Kerngeschäft nicht vernachlässigen und nach wie vor Software für seine Konsolen produzieren. Das wollte man den Fans unmissverständlich mitteilen und kündigte noch am selben Tag eine völlig neue Heimkonsole mit dem Projektnamen NX an. Zwar wissen wir von der neuartigen Konsole bis auf ein paar wenige Gerüchte so gut wie nichts, dennoch ist die Intention des Konsolenherstellers klar: „Liebe Spieler, kein Grund zur Sorge. Wir werden zwar Mobile-Spiele entwickeln, unser Konsolengeschäft wird dabei jedoch nicht vernachlässigt. Ihr wollt einen Beweis? NX.“ Sehr smarter Zug, Nintendo.

    Mit Kehrtwende zum Erfolg?

    Dennoch bleiben Fragen offen. Wieso möchte Nintendo plötzlich in den Mobile-Sektor? Was hat diese Kehrtwende ausgelöst? Als Hauptgrund kann man vermutlich an erster Stelle die Verkäufe der Wii U nennen. Nintendo kann aktuell nicht mit den Verkäufen der Konsole zufrieden sein. Die Absatzzahlen stagnieren und liegen im Vergleich zur Vorgängerkonsole deutlich unter dem Schnitt. Es müssen neue Einnahmequellen her, um den Verlust zu kompensieren. Da der Mobile-Sektor zum lukrativsten Markt in der Videospielindustrie zählt, ist dieser Schritt im Grunde nur konsequent.

    Darüber hinaus hält sich das Gerücht, dass NX sowohl eine mobile als auch stationäre Konsole sein soll und zudem die Android-Software-Struktur unterstützt. Damit würde man Mobile-Spiele nicht nur für Smart-Geräte, sondern auch für die eigene zukünftige Plattform entwickeln, womit man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen hätte. Analysten sind dementsprechend von Nintendos Mobile-Plänen sichtlich begeistert und prophezeien dem Entwickler großen Erfolg. Eine kleine Übersicht über die utopischen Vorhersagen der Analytiker:

    • Der Aktienkurs kann innerhalb von zwei Jahren um rund 50 Prozent zulegen.

    • Bis März 2017 könnten die Verkäufe um rund 17 Prozent (5,25 Milliarden Dollar) steigen.

    • Man traut Nintendo zu, 25 Prozent des Smartphone-Marktes zu gewinnen, was einen Umsatz von 40,5 Milliarden Dollar bis 2018 bedeuten würde.

    • In den nächsten zwei bis drei Jahren könnte Nintendos Aktienkurs seinen Höchstwert von 2007 erneut erreichen.

    Enorm hohe Erwartungen – dabei ist das nur ein Ausschnitt aus den Spekulationen. Tatsächlich kommen solche Mutmaßungen nicht von ungefähr. Nintendo hat im Rahmen seiner Aktionärsversammlung viele und aufschlussreiche Antworten bezüglich seiner Mobile-Pläne gegeben, die einen Erfolg wie beschrieben keinesfalls ausschließen. Der wohl wichtigste Punkt, um dieses Ziel zu erreichen: Nintendo möchte sich laut eigenen Aussagen auch auf sogenannte Free-to-start-Spiele konzentrieren. „Free to start“ beschreibt im Grunde nichts anderes als Free-to-play-Spiele – Titel, die zunächst kostenlos angeboten werden.

    „Free to start“ oder „free to play“?

    Ein Schritt, der viele Spieler im Internet verärgerte. Keine Überraschung, zumal Free-to-play-Spiele seit jeher den Ruf inne haben, Abzocke zu sein und lediglich hergestellt zu werden, um dem Spieler möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Konkrete Beispiele wie Dungeon Keeper, Candy Crush und Co. rechtfertigen die Sorge der Community. Um die Situation zunächst nüchtern zu betrachten: Nintendo muss für den Erfolg der Mobile-Strategie möglichst viele Nutzer ansprechen. Da die Konkurrenz in den hiesigen App-Stores unsagbar groß ist und kostenpflichtige Apps in der Regel weniger einnehmen als ihre Free-to-play-Pendants, ist dieser Schritt durchaus nachvollziehbar.

    Viel wichtiger als die Tatsache, dass Nintendo Free-to-play-Spiele entwickelt, ist doch, was der Entwickler aus diesem Konzept macht. Demnach möchte man mit den Free-to-start-Spielen primär nicht zu vielen kleinen Käufen motivieren, sondern größere Inhaltspakete anbieten und so für einen qualitativen Mehrwert sorgen. Das kann man sich im Grunde wie die Expansion-Pakete aus Hearthstone vorstellen. Ein Beispiel: Ihr spielt einen Mario-Ableger – angepasst an euer Smartphone und mit insgesamt 20 Leveln. Statt euch viele kleine Level dazuzukaufen, möchte Nintendo für einen bestimmten Preis ein Inhaltspaket mit weiteren 20 Level anbieten.

    Diese Auslegung des Free-to-play-Prinzips kommt nicht nur Nintendo zugute, sondern dem ganzen Mobile-Sektor. Trotz Sensibilisierung investieren Spieler nach wie vor unzählige Euro in zusätzliche Waffen, Skins und Farben, ohne einen spielerischen Mehrwert zu erhalten. Sollte sich die Vorgehensweise von Nintendo Zuspruch finden, könnte eine natürliche Reform stattfinden, die die Abzocker-Apps wegrationalisiert und damit das Spielen auf Smartphones und Tablets deutlich fairer und hochwertiger werden ließe. Eine Entwicklung, die wir mehr als begrüßen würden.

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