Special - Nintendo Switch : Meinung: Top oder Flop? Wir haben die neue Nintendo-Konsole ausprobiert
- NSw
Das war also die große Switch-Präsentation. Irgendwie fand ich sie komisch. Viel Gerede über die kleinen Joy-Cons. Doch zu zeigen, wie gut und schnell die Transformation von stationärer zu portabler Konsole klappt, hielt Nintendo wohl erst mal für nicht so wichtig. Genauso wenig wie die Antwort auf die Fragen, wie groß die Festplatte der Switch ist (32 GB, erweiterbar auf 2 TB mit Micro-SDXC-Karten), wie das Speichermedium aussieht, auf dem die Spiele erhältlich sind (ein proprietäres, ähnlich der 3DS-Spiele), oder wie der Online-Service funktioniert. Informationen, die so nah am Release eigentlich konkreter behandelt werden sollten. Nun ja, zum Glück konnte ich dann in Frankfurt Hand anlegen und mir selbst ein Bild von ein paar Spielen machen.
Der erste Eindruck zählt
Die Hardware macht einen ziemlich wertigen Eindruck. Der Bildschirm hat eine gute Qualität und das Bild der Spiele sah darauf schön knackig scharf und durchaus kontrastreich aus. Auch fasst sich die Switch in ihrem portablen Modus sehr gut an. Die Oberfläche der Joy-Cons ist matt und fühlt sich leicht seidig an. Sehr angenehm. Weniger ergonomisch wird es, sobald man die Joy-Cons abkoppelt und als singuläre Pads benutzt. Hier liegt schon alles recht eng beieinander. Ist nicht unspielbar, aber man muss sich erst mal dran gewöhnen. Zudem ist der Bildschirm arg klein, wenn man mit den Joy-Cons davorsteht. Bei einem Mario Kart 8 Deluxe geht definitiv die Streckenübersicht flöten, wenn man im Splitscreen spielt. Da muss man schon ganz nah ranrücken.
Je nachdem, ob ihr die Spiele mobil oder per Docking-Station spielt, hat dies Auswirkungen auf die Grafik. Ein Zelda läuft im stationären Modus mit einer Auflösung von 900p, Mario Kart Deluxe 8 sogar mit 1080p. Mobil laufen beide mit 720p. Das liegt daran, dass dies die höchste Auflösung des Bildschirms ist. Allerdings lief die Demoversion von Zelda stationär nicht immer flüssig.
1-2-Switch ist eine kleine Minispielsammlung, die aus fünf Spielchen besteht, die vor allem die kleinen Joy-Cons in den Vordergrund rücken – und auch Spiele beinhalten, bei denen man nicht unbedingt auf den Bildschirm gucken muss. An sich eine tolle Idee, um Freunden zu zeigen, wie man die Controller einsetzen kann. Doch auch hier gibt es leider ein „Aber“: Warum liegt dieser Titel der Konsole nicht bei? Diese Minispiele sind kleine Techdemos, die man sich einmal anschaut und dann höchstens noch hervorkramt, wenn Besuch da ist. Warum sollte man für lediglich zehn Minuten Extraspaß Geld ausgeben? 1-2-Switch hätte ein wunderbares Pendant zu Wii Sports sein können.
Nicht viel anders stehe ich zu Arms. Auch hier habe ich das Gefühl, eine Techdemo für Bewegungssteuerung zu spielen. Aber Bewegungssteuerung ist nicht mehr so originell wie einst. Abgesehen davon bin ich der Meinung, dass Boxspiele dieser Art eher in chaotisches Gefuchtel ausarten und zu wenig Substanz bieten, als dass sie lange fesseln könnten.
Alle Augen auf Link
So blieb für mich vor allem noch The Legend of Zelda: Breath of the Wild. Leider gab es keine neue Szenen zum Spielen. Im Endeffekt ist das aber DER Launch-Titel der Switch. Überdies ist es auch der einzige AAA-Titel, der zum Launch veröffentlicht wird. Und tatsächlich, stationär zu Hause zu zocken, die Switch aber jederzeit von der Docking-Station abkoppeln zu können, um dann in Sekundenschnelle weiterzuspielen, hat schon seinen Reiz. Überhaupt ist dieser mobile Ansatz das große Alleinstellungsmerkmal. Im Zusammenspiel mit dem überzeugenden Bildschirm kann ich mir schon vorstellen, auf Reisen immer mal wieder zu zocken. Wer aber primär stationär spielt, wird von der Power enttäuscht sein. Doch etwas anderes war bei der Größe der Hardware auch nicht zu erwarten.
Das große Problem von Zelda ist allerdings, dass es auch für die Wii U kommt. Somit wird dieser Titel für diejenigen, die eine Wii U besitzen, als Kaufargument wegfallen. Klar, es gab damals bei GameCube und Wii eine ähnliche Zelda-Situation, aber die Wii war etwas gänzlich Neues und zeigte einen bis dahin nie dagewesenen Weg auf, wie man spielen kann. Das sehe ich dieses Mal nicht. Nintendo tut sich meines Erachtens keinen Gefallen damit, ein Spiel, das im Endeffekt das Argument schlechthin für neue Hardware liefern könnte, auch auf der älteren Generation zu veröffentlichen.
Gemischte Gefühle
Ich bin ein wenig ratlos. Ich würde mir so sehr wünschen, dass Big N wieder erfolgreich ist. Doch irgendwie habe ich das Gefühl, der Launch der Switch wird mit der heißen Nadel gestrickt. Das Launch-Line-up ist sehr mager. Kann da noch was kommen? Sicher. Aber dann muss man sich auch fragen, warum Nintendo dies nur sechs Wochen vor der Einführung der Konsole nicht ordentlich bewirbt? Zwar wurde noch einiges gezeigt, wie etwa Splatoon 2 und auch ein neues Mario, aber diese Titel kommen erst später im Jahr.
Natürlich ist es schön, wenn EA und Bethesda sagen, dass sie auch mit an Bord sind, doch diese Treuebekundungen gab es auch bei jeder Generation davor. Wie es nach einem Jahr aussieht, steht dann auf einem anderen Blatt. Vor allem nach dem Debakel mit der Wii U wäre es entscheidend gewesen, dass Nintendo ordentlich ranklotzt, und das von Anfang an, um zu zeigen: „Hey! Wir sind wieder da!“ So hab ich leider das Gefühl, dass uns statt einer neuen Generation eher eine recht teure Wii U 2.0 bevorsteht.
Hoppis Meinung:
Quasi jeder, den wir auf dem Switch-Event zur Konsole befragten, zog ein zwiespältiges Fazit. „Ja, die Switch ist ganz cool geworden, aber … “, war dann meist zu hören. Im Grunde gibt das auch meine Haltung zu Nintendos neuer Konsole wieder. Die Ansätze sind spannend und könnten, wenn alles gutgeht, ein fehlendes Bindeglied zwischen mobilem und stationärem Spielen darstellen. Allerdings hat Big N meiner Meinung nach ein paar taktisch unkluge Entscheidungen getroffen, die Felix bereits dargelegt hat.
Auch frühere Nintendo-Plattformen hatten ein eher maues Launch-Line-up, aber eine halbgare Minispielsammlung und ein neues Zelda, das zwar sehr gut werden dürfte, aber eben doch nur ein Wii-U-Port ist, reichen meiner Meinung nach nicht aus. Verständlich, dass man sich ein paar große Titel wie Super Mario Odyssey für das wichtige Weihnachtsgeschäft aufheben will, doch die Switch könnte bis dahin schon wieder ihren ersten Schwung verloren haben.
Aber ich bin ganz ehrlich: Breath of the Wild alleine ist trotzdem Grund genug für mich, mir am 3. März eine Switch ins Wohnzimmer zu stellen. Eine neue Nintendo-Konsole und ein neues Zelda – das gehört für mich irgendwie zusammen. Außerdem – und auch das war auf dem Event von fast allen Seiten zu hören – wünscht man es Nintendo einfach, dass das Unternehmen mit der Switch in die Spur zurückfindet. Den kräftezehrenden Kampf mit Sony und Microsoft mag man in Kyoto aufgegeben haben, aber ein starkes Nintendo wäre als Gegenpol wichtiger denn je.
Kommentarezum Artikel