Test - Nikoderiko: The Magical World : Zwischen Donkey Kong und Crash Bandicoot liegt das Mittelmaß
- PC
- PS5
- XSX
- NSw
Zwei Mungos begeben sich auf Schatzsuche und lösen dabei einen Nostalgie-Flash nach dem anderen aus. Der Plattformer Nikoderiko: The Magical World aus dem Hause VEA Games fährt nicht nur einen zungenverknotenden Namen auf, er wurde auch eindeutig von Klassikern wie Donkey Kong Country und Crash Bandicoot beeinflusst. Aber wie viel Hommage verträgt ein Spiel, ohne dreist zu wirken?
Habt ihr jemals in eurem Leben ein Jump-and-Run gespielt, wisst ihr, was euch in Nikoderiko: The Magical World erwartet. Den größten Teil eurer Zeit bewegt ihr euch von links nach rechts, hüpft lustigen Gegnern wie wandelnden Kobras, Krabben und Vögeln auf die Birnen und erfreut euch in regelmäßigen Abständen an 3D-Abschnitten. Abgerundet wird das Debüt von VEA Games von einem angenehm unkomplizierten Couch-Koop-Modus, dank dem jederzeit Nikoderikos Freundin Luna ein- oder aussteigen darf.
Déjà-vus am laufenden Band
Abgesehen vom altbekannten Spielgefühl kommen Kennern des Genres sicherlich auch andere Aspekte in Nikoderiko: The Magical World vertraut vor. Selten fühlte ich mich so sehr an „die Konkurrenz“ erinnert wie hier. Das Motto der Entwickler lautete wohl „Lieber gut kopiert als schlecht selbst gemacht“. In diesem konkreten Fall standen eindeutig Crash Bandicoot und Donkey Kong Country Modell.
Ihr düst in einem Lorenwagen über Gleise und weicht dabei allerhand Gegnern und Fallen aus, was selbstverständlich Nintendos berühmtem Primaten entliehen wurde. Schwenkt die Kamera plötzlich um und ihr müsst vor einem heranrollenden Felsen flüchten, verwandelt sich Nikoderiko vor dem geistigen Auge plötzlich in Crash Bandicoot. Auch die überall verteilten Kisten erinnern an den frechen Beuteldachs.
Die Reittiere könnten auch direkt aus Donkey Kongs Privatzoo stammen, den er mit Yoshi gemeinsam betreibt. Denn es gibt tatsächlich eine Kröte, die Gegner mampft und anschließend als Geschoss wieder ausspuckt. Das Seepferdchen hingegen transportiert euch schnell durch Unterwasser-Levels, denn natürlich geht es regelmäßig auf Tauchstation.
Bei den Collectibles stand ebenfalls Nintendos Äffchen Pate, denn ihr müsst tatsächlich in jedem Level vier Buchstaben einsammeln, deren Gestaltung frappierend an den ikonischen K-O-N-G-Schriftzug erinnert. Was euch das letztlich als Vorteil bringt? Keine Ahnung, es wirkt mehr wie eine Beschäftigungstherapie. Selbiges gilt für Kristalle und Schlüssel. Immerhin die Glühwürmchen haben einen Zweck: Mit ihnen kauft ihr im Shop Reittiere, die ihr jederzeit herbeirufen dürft, was fraglich für das Balancing ist.
Move it, Mungo!
Nikoderiko und Luna haben aber mehr auf der Pfanne als laufen und springen. Die beiden Figuren rutschen auf Knopfdruck schnell nach vorne, zerstören so Kisten oder besiegen Gegner. Den Vergleich zu Donkey Kongs Roll-Angriff spare ich mir an dieser Stelle einfach mal. Durch einen Wandsprung oder das langsame Herunterrutschen an selbiger erreicht ihr versteckte Collectibles oder geheime Levelabschnitte.
Die versteckten Minispiele schwanken in der Qualität massiv. Manchmal handelt es sich um knackige Herausforderungs-Levels, die zudem spaßig ausfallen. Allerdings setzt euch Nikoderiko: The Magical World auch einige simple Sammel-Aufgaben vor, bei denen ihr alle Sterne im entsprechenden Abschnitt innerhalb eines Zeitlimits aufgabeln müsst. Auch das fühlt sich nach Beschäftigungstherapie an, die ihr aber problemlos auslassen könnt. Denn als Belohnung winken die erwähnten Schlüssel, die eben keine Vorteile bringen.
Bei all dem Gemecker muss ich Nikoderiko: The Magical World aber doch attestieren: Die zusammengesammelten Mechaniken greifen weitestgehend gut ineinander, kommen sich nie wirklich in die Quere und ergeben einen interessanten Mix. Die Steuerung fällt angemessen präzise aus, das letzte Quentchen Genialität fehlt jedoch. Manchmal reagiert Niko etwas zu zickig auf eure Eingaben, zudem lässt sich die Höhe eures Sprunges nicht immer angemessen einschätzen. Das liegt in erster Linie daran, dass sich der normale Hüpfer und seine höhere Variante durch einen längeren Tastendruck fast gleich anfühlen.
Besonders ärgerlich fällt das bei den Bosskämpfen am Ende einer jeden Welt auf. Die setzen teilweise extrem stark auf gutes Timing und präzise Sprünge. Außerdem lässt sich im dreidimensionalen Raum nicht immer sauber einschätzen, wo ihr landet – trotz eines Markers unter eurer Figur. Alles keine großen Probleme, doch im direkten Vergleich mit den genannten Vorbildern muss sich Nikoderiko: The Magical World deutlich geschlagen geben.
Während ihr durch die Levels rennt, gleitet und hüpft, begleitet euch eine fantastische musikalische Untermalung, die seltsam vertraut klingt. Sie schmiegt sich perfekt an die hübschen Umgebungen mit ihren detaillierten Hintergründen an. Bewegt ihr euch durch einen idyllischen Dschungel, hält sich die Klangkulisse dezent zurück, auf der Flucht vor euch verfolgenden Fallen dreht sie auf, unter Wasser setzen in hitzigen Passagen elektrische Gitarren ein – es ist eine helle Freude. Kein Wunder, schließlich schwang David Wise den Taktstock. Der Komponist wirkte maßgeblich an der Donkey-Kong-Country-Reihe mit, außerdem schuf er die Musik für Yooka-Laylee.
Ganz allgemein präsentiert VEA Games das Jump-and-Run in sehr schicker Optik. Zudem bleibt alles in Sachen Design sehr gut lesbar. Nur selten habe ich Hinter- und Vordergrund verwechselt, eine leider noch immer oft gesehene Genre-Krankheit. So erfreut ihr euch an kreativen Gestaltungen mit anthropomorphen Gegner und Charakteren, ohne von einer Frustfalle in die nächste zu rennen.
Kommentarezum Artikel