Test - Moza TSW Truck Wheel : Test: Ein Traum für Bus-, Truck- und Landwirtschafts-Sims
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Luxusanschaffungen für Konsolen und PCs gibt es nicht erst seit gestern. Teure Joysticks, die nur bei einem einzigen Spiel funktionieren? Ein alter Hut, fragt mal Sega-Fans, die damals Virtua On auf dem Sega Saturn zockten. Aber das muss nicht mehr sein. Wer nicht nur Rennspiele mag, sondern auch Bus-, Truck- und Landwirtschaftssimulatoren, wird nun bei Moza fündig. Der TSW Truck Wheel Lenkradaufsatz mag nicht billig sein, aber er steigert den Spielspaß gewaltig.
Moza-Lenkräder kauft man normalerweise, um virtuelle Rennwagen in halsbrecherischer Geschwindigkeit über Profi-Rennkurse zu dirigieren. Das Direct Drive Sortiment des Herstellers kann sich sehen lassen, ist allerdings vornehmlich für PCs ausgelegt. Lediglich ein Modell funktioniert mit der Xbox. Juckt PC-Spieler natürlich wenig, zumal sie hochwertige Ware zu vertretbaren Preisen bekommen.
Beim optionalen Zubehör wird es schon teurer, aber man bekommt auch was dafür, wenn man den Luxus zu schätzen weiß. Siehe etwa die Auswahl an Formel-1-Lenkrädern, die extravagant mit großen Screens und viel Beleuchtung daherkommt. Wer sich hingegen für stolze 329 Euro den optionalen Lenkrad-Aufsatz namens TSW Truck Wheel besorgt, wird damit selten schneller als 80 Km/h unterwegs sein. Aber auch das hat seine Daseinsberechtigung.
Großer Radius, dafür weniger Force Feedback
Dazu gleich mal eine Warnung: Mit dem Ding werdet ihr nur noch halb so viel Force Feedback spüren wie sonst, denn der große Durchmesser von 40cm entschärft die Kraft der Kontersteuerung gehörig. Einfach Physik: je mehr Hebelwirkung, desto weniger Kraft müsst ihr aufwenden, um etwas zu bewegen. Aber darum geht es ja auch nicht. In einem echten Linienbus, Traktor oder LKW möchte kein Fahrer der Welt acht Stunden gegen den Widerstand seiner Reifen ankämpfen. Servolenkung heißt das Zauberwort, und so spielt auch das Force Feedback in den jeweiligen Sim-Games eine untergeordnete Rolle.
Trotzdem hatten wir das Gefühl, dass Mozas kleinste Motorbasis - das Moza R3, dessen Test ihr schon bald hier auf gameswelt findet – mit seinen 3,9 Newtonmetern Drehmoment ein wenig zu schwachbrüstig daherkommt. Auch ein R5 bring nicht die erwünschte Steigerung. Ein R9 oder R12 sollte es schon sein, damit ihr wenigsten irgendeine Form von Widerstand spürt, wenn ihr euren tonnenschweren Straßenkoloss um die Ecke lenkt.
Alternativ könnt ihr das Lenkrad an jede beliebige Basis eines anderen Herstellers anschließen, sofern dieser Hersteller ein passendes Verbindungsstück anbietet. Damit die Knöpfe und Rädchen auf dem Aufsatz funktionieren, müsstet ihr euch dann aber einen Moza Universal-Hub zulegen und den RJ-45-Port auf der Rückseite des Truck Wheels nutzen.
Egal, welche Lösung ihr wählt, allein die Größe und der Komfort des Truck-Wheels werden euch ein immersives Erlebnis bescheren, das den Spaß an den Sims vervielfacht. Klingt für den ersten Eindruck vielleicht übertrieben. Größe und Realismus sind in solchen Gefilden nämlich relativ. Ein normales Auto-Lenkrad misst normalerweise schon 35 bis 37 Zentimeter und erreicht manchmal sogar 40. Konsolen-Peripherie für Rennspiele orientiert sich mit 27 bis 33 Zentimetern stark am Profi-Rennsport, lässt sich also schwer vergleichen.
Clevere Tischklemme für den richtigen Winkel
Mit seinen 40 Zentimetern Durchmesser ist das TSW Truck Wheel nur unwesentlich größer als das einer Familienlimousine und noch immer fünf bis zehn Zentimeter kleiner als viele echte LKW-Lenkräder. Siehe etwas bei Mercedes Trucks, da sind es etwa 45 cm.
Trotzdem erreicht Mozas TSW-Truck Wheel den gewünschten Effekt, denn es ist nicht nur die Lenkradgröße an sich, die das Spielerlebnis formt, sondern auch die Ausrichtung. Mit dem Zubehör – dem sogenannten Moza Truck Mount Bracket, der euch nochmal 50 Euro aus den Taschen zieht – montiert ihr euer Lenkrad horizontal am Tisch und erlebt somit eine authentische Nutzfahrzeug-Lenkung mit allem, was dazugehört. Unterarme auflegen, die Seele baumeln lassen, einen Brummi-Bauch anfuttern … Na gut, für das Letztere seid ihr selbst verantwortlich, aber ihr versteht sicher, was gemeint ist. Ein Blick auf unser Bild sagt alles.
Dank des 70 Grad weiten Neigungsspielraums der Tischklemme installiert ihr eure Lenkradbasis genau so, wie es euch beliebt, und könnt sogar bei Bedarf zu einem Winkel zurückkehren, der Rennspiel-typisch ist. Dann braucht ihr nur noch den Lenkradaufsatz zu wechseln und seid sofort wieder im Sim-Racing-Universum. Das ist für diesen Test aber weniger wichtig als der Winkel, den ihr für Truck- und Bus-Sims einstellen solltet. Den bekommt ihr nämlich auf typischen Sim-Racing-Rigs nicht einmal ansatzweise
Dadurch wird die Haptik phänomenal. Man legt sofort ein gewisses Mindset an, dreht ganz anders in den Kurven als bei einem Racing Wheel, sucht instinktiv nach gemütlichen Positionen für Hand- und Fingerablage.
Dabei spielt auch das Gewicht eine Rolle. 1,7 Kilo bringt das Ding auf die Waage. Es fühlt sich massiv, sehr stabil und mit seinem Kunstlederbezug ordentlich griffig an. Zudem wurde es im oberen und unteren Bereich exzellent ausbalanciert, sodass ihr nie das Gefühlt habt, beim Drehen eine leichtere oder eine schwere Seite in der Hand zu haben. Das werdet ihr spätestens dann zu schätzen wissen, wenn ihr in Spielen wie Euro Truck Simulator 2 die Motorenresonanz in den Spielmenüs hochschraubt. Die nutzt nämlich den Force Feedback-Effekt der Lenkradbasis, um das Vibrieren des LKW-Motors zu simulieren, das bei Stillstand oder beim Anfahren besonders heftig rüberkommt. Da kommt Freude auf.
Nicht jede Sim erkennt alle Bedienelemente
Schade ist lediglich, dass manche Sims nur die linke Hälfte der vierzehn gut erreichbaren und haptisch reaktionsfreudigen Funktionsknöpfe erkennen. Das ist insofern bedauerlich, als dass die per LED hintergründig beleuchteten (und farblich anpassbaren) Bedienelemente eigentlich alles mitbringen, was man in einem Truck, einem Traktor oder einem Bus braucht. Knöpfe für Blinker, Innenbeleuchtung, Tempomat, Hupe, Scheinwerfer und so weiter. Zusätzlich helfen zwei Daumen-Drehregler und zwei Scheiben-Joysticks, die an die Analogsticks des Nintendo 3DS erinnern, ein Umgreifen zur Maus unnötig zu machen. So schaut ihr beispielsweise um die Ecke, bevor ihr beim Abbiegen an einer Kreuzung Gas gebt. Die mittig platzierte Rev-Leuchten-Leiste scheint dagegen deplatziert. Es sei denn ihr wollt das Ding auch mal zum Rennen fahren nutzen - und dabei auf Schaltwippen verzichten, die gibt es naturgemäß nicht.
In allen anderen Belangen gilt Plug and Play: Einfach den Lenkradaufsatz auf die Wheel-Base stecken, anschalten und los geht es. Wundert euch nicht, dass die Wheel Base bei der Verwendung des Truck Mount Brackets falsch herum installiert wird (also mit dem Boden nach oben), was auch bedeutet, dass ihr das Truck Wheel beim ersten Mal kopfüber aufsteckt. Das sieht zwar komisch aus, macht aber überhaupt nichts, da Direct Drive Motoren beim Drehen keine physischen Grenzen nach links oder rechts kennen. Alles, was ihr tun müsst, ist die Moza Begleitsoftware öffnen und das Lenkrad so kalibrieren, dass es wieder richtig herum zeigt.
Und wenn ihr schon mal in dieser Software zugange seid, könnt ihr gleich einige Einstellungen vornehmen, die das Fahrgefühl stärker in Richtung Bus und LKW dirigieren. Etwa die Stärke der Reibung an der Welle, oder die Kraft, mit der das Lenkrad zurück in die Mittelposition dreht, was weniger als praktisches Hilfsmittel dient, sondern eher als Simulation des Reifenwiderstands. Mozas Pit House Software ist in dieser Hinsicht umfangreich und sehr effektvoll.
In der Praxis
Wir haben das Moza TSW Truck Wheel mit allerhand Sims ausprobiert. Zum Beispiel mit dem Fernbus-Simulator 21, dem Landwirtschafts-Simulator 22, dem American Truck Simulator 1 und dem Euro Truck Simulator 2. Und zu guter Letzt mit dem Early Access-Spiel The Bus.
Das Lenkrad erhöhte den Spielspaß bei all diesen Spielen maßgeblich, wobei der Euro Truck Simulator am besten abschnitt. Er verfügte nicht nur über die meisten nützlichen Optionen für die Immersion und die schnellste Einrichtung aller Funktionen, sondern erkannte auch auf Anhieb sämtliche Knöpfe beim Zuweisen im Menü. Mit dem rüttelnden Motor an den Händen und der hohen Immersion im Cockpit war es ein Vergnügen, jeden langen Weg über Autobahnen und Städte zu überwinden, auch wenn man nur mit 80 Sachen unterwegs ist. Wir kurbelten und drehten, um unsere Ladung auf winzigen Ablade-Plätzen zu rangieren und grinsten dabei wie ein Honigkuchenpferd.
Dieses Erlebnis wäre von The Bus sogar übertroffen worden, wenn die noch unfertige Sim alle Knöpfe des Lenkrads registriert hätte. Ein Lapsus, der nicht Moza anzukreiden ist, sondern den Entwicklern des Spiels. Vielleicht ändert sich das ja noch, denn dann wäre The Bus das Totschlagargument für diese 329 Euro teure Anschaffung. Wir fuhren stundenlang die Linie 300 durch Berlins Zentrum, weil die Unreal-Grafik fast fotorealistisch rüberkommt und das Fahrgefühl mit dem Moza TSW einfach nur phänomenal ist.
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