Test - Krosmaster Arena : Niedliche Rundenstrategie aus Frankreich
- PC
Dass rundenbasierte Strategie Spaß machen kann, wissen wir nicht erst seit Heroes of Might and Magic, Final Fantasy Tactics und Hearthstone. Ob das auch als MMO aus Frankreich funktioniert, erfahrt ihr in unserem Test.
Dofus! Wakfu! Was sich nach merkwürdigen Beleidigungen anhört, könnte nicht ferner davon entfernt sein, reden wir hier doch über Spiele des französischen Entwicklers Ankama. Ebenjene bilden den Ursprung für das MMO-TBS (Turn-Based-Strategy) Krosmaster, eine ungewöhnliche Mischung aus Karten- und Brettspiel, die als Free-to-play-Titel auf Steam verfügbar ist.
Am Anfang stand der Anime
Doch von Anfang an: Was genau ist hier überhaupt los? Wir schreiben das Jahr 2004. Anime und Free-to-play-Spiele aus Fernost scheinen langsam die Massen zu begeistern. Gerade in Frankreich erlebt die Kultur mit großäugigen Japanimporten – egal ob gedruckt oder im fernsehen – einen absoluten Höhenflug. Die Kinder lieben es, Eltern kaufen es – und keiner versteht es so richtig. In jenem Moment veröffentlicht Ankama Dofus, ein niedliches, Flash-basiertes MMORPG, das insbesondere für Kinder gemacht ist.
Süße Chibis (kinderartige Figuren mit extragroßen Köpfen) bevölkern die Welt von Dofus und das Spiel wird unverzüglich zu einem Hype, jedenfalls in Frankreich. Die internationale Version auf Englisch lässt ein Jahr auf sich warten, die deutsche glatt bis 2007. Dennoch mausert sich die Welt von Dofus auch hier zum Erfolg: Mittlerweile bevölkern laut Ankama 10 Millionen Spieler die Welt von Dofus und dessen Nachfolger Wakfu. In diesem Umfeld entstand auch die Idee für Krosmaster: Arena.
Ursprünglich als Minispiel für die beiden MMORPGs entwickelt, sollte es den Spielern plattform- und weltübergreifend die Möglichkeit geben, vom alltäglichen Grind auszusteigen. Gemeinsam lassen sie ihre Helden, die sogenannten Krosmaster, gegeneinander antreten. Das Spielprinzip ist einfach: Man nehme bekannte Orte aus Dofus und Wakfu, verwandle sie in eine Arena – sprich: ein eingegrenztes Gebiet – und lasse die Charaktere im direkten rundenbasierten PvP-Modus gegeneinander kämpfen. Das Interessante daran sind natürlich all die Spezialfähigkeiten, welche die Avatare mit sich bringen: Elementarattacken, Fernkampfangriffe und zusätzlich verfügbare Gegenstände wie zum Beispiel die dämonischen Belohnungen.
Fummelig, fummeliger, Krosmaster
Klingt kompliziert? Ist es auch. Der undurchsichtige Dschungel aus Spielen, Namen und Fähigkeiten erschließt sich auch nach dem trockenen Tutorial kaum, zu sehr wird auf Geschehnisse im Ankama-Universum Bezug genommen. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, gibt es derzeit auch noch über 100 Krosmaster, also Spielfiguren, mit eigenen Fähigkeiten und Rechtschreibfehlern. Richtig: Rechtschreibfehler.
Insgesamt scheint das Spiel von der Programmierung und der Idee her stimmig zu sein. Der knallbunte Manga-Look mag sicherlich nicht jedermanns Sache sein, aber hat genug Fans. Dass Krosmaster jedoch selbst hartgesottenen Genre-Fans öfter ein Bein stellt als eine hilfreiche Hand reicht, ist hingegen schade. Ohne Durchblick ist kaum was zu machen: Spielfiguren wie “Bad Abumm” (Nein, wirklich!) erfordern genaue Übersicht über die Fähigkeiten des Gegners. Seine Hauptfähigkeit ist das Legen von Bomben, die erst beim Beginn der eigenen nächsten Runde explodieren. Das macht ihn in der Regel gegen Fernkämpfer nahezu wertlos.
Überhaupt: Das Benennungsschema der Spielcharaktere ist eher zum Fremdschämen. “Will Helmtel” und “Bad Abumm” sind gerade noch erträglich. Ankama beweist allerdings schon seit Dofus Potenzial zu Fehlgriffen. So zum Beispiel die Klasse Osamodas, die rückwärts gelesen “Sado-Maso” ergibt.
Den Höhepunkt erreichen wir jedoch bei der Steuerung: Aus unerfindlichen Gründen verlangt das Spiel, dass Skills nicht auf Feinde angewendet werden, sondern exakt auf den Boden unter den Füßen derselben. Das bedeutet, dass ihr, wenig intuitiv, am Charakter vorbeiklicken müsst. Überdies gibt es kaum Freiheiten bei der Ansicht: Die Kamera lässt sich zwar frei rotieren, aber ein freier Zoom oder einen justierbaren Neigungswinkel suchen wir vergeblich. Schade eigentlich, hätten wir uns die Charaktere doch zu gerne mal näher angesehen.
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