Test - King's Quest Episode 2 : Stein oder nicht Stein
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Graham hat es geschafft: Er ist König von Daventry und darf die Geschicke des Landes leiten. Wirklich spannend ist die Gesetzesgebung allerdings nicht, weshalb er das Schloss gelangweilt verlässt und spätabends seinen Untertanen einen Besuch abstatten möchte. Doch vor Ort wird Graham von Kobolden entführt: Sie verschleppen ihn in eine Höhle, in der bereits sämtliche Bewohner Daventrys versauern und einem grausigen Hungertod entgegen blicken.
Kurzer Stillstand
King's Quest feierte vor knapp einem halben Jahr mit der ersten Episode einen erfreulich gelungenen Einstand. Zumindest waren Kritiker und Spieler gleichermaßen von der gewitzten Geschichte, dem tollen Rätseldesign sowie der gelungenen Präsentation positiv überrascht. Des Weiteren beanspruchte das Spiel mehr als sechs Stunden eurer Zeit und bot darüber hinaus zahlreiche unterschiedliche Lösungswege, was für eine einzelne Episode ungewöhnlich umfangreich ist.
Aus diesem Grund werden viele Spieler die zweite Episode Stein oder nicht Stein als Enttäuschung betrachten. Sie ist gerade mal halb so lang und der Plot bedeutend weniger interessant. Im Prinzip geht es nur darum, aus dem Gefängnis der Kobolde zu fliehen. Dabei kommuniziert ihr zwar mit euren ebenso entführten Untertanen, allerdings beschränken sich die Dialoge auf das Nötigste und aufgrund der dramatischen Ereignisse ist Humor Mangelware.
Die Episode wirkt deshalb nicht wie eine echte Fortsetzung, die den Staffel umfassenden Plot spürbar weiter bringt. Ihr werdet entführt, tut etwas gegen diesen Umstand und erfahrt, wer letztlich dahintersteckt. Ansonsten führen die Entwickler von The Odd Gentlemen gerade mal ein winzig kleines Story-Element ein, das auch nur angedeutet wird und als subtiler Cliffhanger herhalten muss.
Verzwickt und verzweigt
Besser sieht es beim Spiel- und Rätseldesign aus: Ab einem bestimmten Zeitpunkt dürft ihr euch frei in der Höhle der Kobolde bewegen und müsst einen Fluchtplan austüfteln. Dazu benötigt ihr die Hilfe eines eurer Bewohner, wofür es ihn aus seiner Zelle zu befreien gilt. Der Clou: Es bleibt euch überlassen, wer der Glückliche sein soll.
Das Spiel ist in verschiedene Tage eingeteilt, wobei ihr zu Beginn eines jeden eine Fleischkeule erhaltet. Diese könnt ihr beispielsweise selbst futtern, einem der Bewohner geben oder zum Zähmen einer Riesenratte opfern. Das Fiese daran ist, dass jeder Bewohner Hunger leidet. Er wird von Tag zu Tag ohne Essen schwächer und im schlimmsten Fall leblos aus seiner Zelle getragen. Zwar gibt es kein Szenario, bei dem ihr euch aufgrund eurer sterbenden Untertanen in eine Sackgasse manövrieren könnt. Jedoch fühlt ihr einfach mit ihnen, weshalb ihr so viele wie möglich retten wollt.
Der einzige Haken am Konzept ist die vermaledeite Autosave-Funktion: Geht einem der Bewohner die Kraft aus, dann wird er radikal und ohne Korrekturmöglichkeit aus dem Spiel entfernt. Deshalb raten wir euch dringend, euren Speicherstand unmittelbar nach dem Erhalt der ersten Keule zu kopieren. Denn nur so könnt ihr euch Stück für Stück einem optimalen Weg annähern, bei dem ihr im Idealfall alle Bewohner rettet.
Davon abgesehen sind die Rätsel höchst spaßig gestaltet und fast durchgängig logisch aufgebaut. Einzig die Schlusspointe, die euch am Ende des Spieles präsentiert wird, verwässert euren Erfolg und stellt den ganzen Aufwand ein wenig in Frage.
Endlich abbrechbar
Grafik und Sound präsentieren sich ungefähr auf dem gleichen Niveau wie die erste Episode, allerdings ist die Kulisse des Koboldknasts weniger attraktiv als die vielschichtige Landschaft von Daventry. Dafür hat The Odd Gentlemen die Benutzerführung leicht optimiert und gewährt euch endlich, auf Wunsch die eine oder andere Dialogzeile zu überspringen. Zwar funktioniert es seltsamerweise nicht an jeder Stelle, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.
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