Test - Kingdom Come: Deliverance – From the Ashes : Rollenspiel trifft Städtebau
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Eines muss man Warhorse Studios lassen: Auch wenn Kingdom Come: Deliverance eine lange und schwierige Entwicklungsgeschichte hinter sich hat, gönnen sich die Macher keine Pause. Nach etlichen umfangreichen Patches ist das Gros der Fehler behoben und die Performance hat sich deutlich verbessert. Zeit also für neue Inhalte. Mit From the Ashes ist nun der erste kostenpflichtige DLC erschienen, der euch zum Preis von mageren 9,99 Euro gänzlich ungewohnte Aufgaben beschert.
Wer Kingdom Come: Deliverance durchgezockt oder zumindest weit genug gespielt hat, erinnert sich sicherlich an die Schlacht um das Banditenlager im Norden, in der Heinrich seinen ersten harten Widersacher bekämpfen soll. From the Ashes setzt quasi direkt danach ein. Ihr werdet zu Herrn Diwisch gerufen, der euch die Aufgabe stellt, einen verschwundenen Lokator zu suchen, der den möglichen Wiederaufbau des Dorfes Prybislawitz prüfen soll –jenes Dorf, das den Banditen als Lager gedient hat.
Pflichtgetreu macht sich Heinrich auf den Weg, findet den Lokator und erhält einen neuen Job mit viel Verantwortung. Als frisch gebackener Vogt von Prybislawitz soll er zusammen mit dem Lokator das Dorf wiederaufbauen mit dem Ziel, ein neues Zuhause für die Flüchtlinge aus Skalitz und andere gewillte Bürger zu schaffen. Fortan kümmert ihr euch wie in einer Wirtschaftssimulation um Bauaufträge, Ressourcen und Finanzen. Natürlich nicht in ultrakomplexer Manier, aber mit dem guten Gefühl, in der Spielwelt etwas zu bewegen. Außerdem passt das Ganze wunderbar in das Szenario.
Ihr sorgt dafür, dass verschiedene Gebäude wie Rathaus, Bäckerei, Schmiede oder Holzfällerlager an vorgegebenen Plätzen gebaut werden, und dürft über diverse Aspekte mit entscheiden. So ist es beispielsweise an euch, ob ihr eine Bäckerei oder Metzgerei, einen Rüstungs- oder Waffenschmied errichtet. Hinzu kommen verschiedene Ausbauten wie Räucherkammern für die Fleischerei oder Spieltische für die Schenke. Schlussendlich müsst ihr auch die leicht marode Kirche des Dorfes renovieren, damit aus dem ehemaligen Banditenlager ein lebendiger, schmucker Ort in Böhmen wird.
Was an Ressourcen und Baustoffen nicht direkt verfügbar ist, müsst ihr durch Handelsverträge mit Köhlern, Metzgern oder Steinbrüchen besorgen. Zudem könnt ihr Fachpersonal anheuern. Dazu steht euch der eine oder andere Charakter aus der Kampagne mehr oder minder willig zur Verfügung. Zudem dürft ihr bei eurem Händler vor Ort unbeschadet Diebesgut verkaufen. Dafür müsst ihr allerdings auch Streitigkeiten zwischen den Bewohnern schlichten, was durchaus damit enden kann, dass der eine oder andere Bürger frustriert das Weite sucht.
Doch seid ihr nicht nur mit der Verwaltung beschäftigt. Das Hauptproblem des Wiederaufbaus besteht nämlich darin, dass ihr alles aus eigener Tasche bezahlen müsst. Das kann durchaus knifflig werden, fließt doch gerade zu Beginn das Geld nicht in Strömen. Außerdem habt ihr genug damit zu tun, eure Ausrüstung aufzubessern oder instand zu halten. Andererseits ist das Dorf genau der Geldfresser, der dem Hauptspiel zum Schluss hin gefehlt hat, und fördert überdies die Motivation, sich nicht nur um die Hauptaufgaben zu kümmern, sondern jedes bisschen Geld einzusacken, das einem zwischen die Finger kommt.
Ist die Dorfkasse nämlich leer, murren die Bewohner, Betriebe stehen still und der gesamte Wiederaufbau gerät in Gefahr. Glücklicherweise ist es relativ schnell möglich, das Dorf an einen Punkt zu bringen, an dem es zumindest geringe Profite abwirft und ihr so nicht permanent unter dem Damoklesschwert der drohenden Pleite durchs Land reist. Natürlich ist dies umso spannender, wenn ihr From the Ashes nicht mit einem späten Spielstand und voller Kasse zockt, sondern integriert in einem erneuten Durchlauf.
Wir empfinden From the Ashes jedenfalls als originelle Bereicherung, die sehr schlüssig in die Spielwelt passt, mal ganz abgesehen davon, dass ihr mit Prybislawitz irgendwann über ein Heim verfügt und die Spielwelt verändert. Dass From the Ashes keine richtige Story hat – geschenkt, das war ohnehin von vornherein klar. Denn dafür sind die kommenden DLCs zuständig, für die Warhorse Studios noch so einiges in petto hat. Angesichts der zehn zusätzlichen Spielstunden, die ihr mit dem Wiederaufbau zu tun habt, geht auch der Preis von 9,99 Euro voll in Ordnung.
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