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Test - Journey : Die Wüste lebt

  • PS3
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Als Ende 2010 der erste Teaser zu Journey im Internet auftauchte, wusste niemand so recht, an was für einer Art Spiel ThatGameCompany gerade arbeitete. Auch rund 18 Monate später gibt es, abgesehen von der Enthüllung des Schauplatzes und einer kurzen Hörprobe des Soundtracks, kaum handfeste Informationen zur Reise durch die Wüste. Wie sich herausstellt, gibt es dafür einen ganz einfachen Grund: Der Entwickler möchte einfach keinen der überraschenden Momente vorwegnehmen.

Wo bin ich?

Kein Interface, keine Sprache, so gut wie kein Tutorial. Journey lässt euch im wahrsten Sinne des Wortes irgendwo im Nirgendwo sitzen und gehört in die Kategorie der speziellen Spiele wie Flower, Dear Esther und Konsorten, bei denen es eher darum geht, eine Atmosphäre zu erzeugen, als knackige Action zu bieten. Nach einem sehr kurzen Intro übernehmt ihr die Steuerung einer nicht näher beschriebenen Figur in Rot und erklimmt die ersten Dünen einer endlosen Wüste. In der Ferne scheint ein riesiger Berg oder Turm zu stehen, der wohl das Ziel eurer Reise ist. Um irgendwie dort anzukommen, müsst ihr euch nun durch eine Wüste voller Ruinen schlagen und entdeckt auf dem Weg, was hier vor Tausenden von Jahren geschehen ist. Mehr zur Geschichte wird an dieser Stelle nicht verraten. Glaubt uns einfach, wenn wir sagen, dass es einen Grund hat, warum es in den Trailern nie mehr als die ersten beiden Level zu sehen gab.

Fliegen und singen

Das Ziel jedes Abschnitts ist simpel: Erreiche einen Altar und fang dort an zu singen. Der Weg dorthin ist allerdings jedes Mal ein kleines Rätsel, das es zu lösen gilt. Die Entwickler setzen dabei auf euren Entdeckungsdrang, denn bis auf zwei Aktionen, die eure Spielfigur beherrscht, dürft ihr alles selbst herausfinden. Nicht einmal einfaches Springen ist ohne Planung möglich. Die Wüste ist voll von lebendigen Stofffetzen, die euren Umhang magisch aufladen und es euch ermöglichen, kurze Zeit zu fliegen. Findet ihr zwischen den Sanddünen eine Rune, so verlängert sich der Schal eurer Figur. Dieser dient als Anzeige, wie lange ihr noch in der Luft bleiben könnt. Zusätzlich lässt sich auf Knopfdruck ein Schrei auslösen, der in der Nähe herumfliegenden Stoff anzieht und Teile der zerstörten Welt renovieren kann.

ThatGameCompany geht auf eurer Reise äußerst kreativ mit den Möglichkeiten der Wüste um. In einem frühen Abschnitt wird durch einen Wechsel der Beleuchtung die Illusion erzeugt, dass ihr über einen Ozean surft. Kurze Zeit später wird der fliegende Stoff so positioniert, dass er die Umgebung wie eine Unterwasserlandschaft aussehen lässt. Untermalt wird das Geschehen von einem fantastischen Soundtrack und einem jederzeit passenden Grafikstil, die beide hervorragend zusammenpassen und essenziell für die Atmosphäre der sandigen Exkursion sind.

Bei allen Überraschungen seid ihr aber auf einen klar abgesteckten Teil der Spielwelt beschränkt. Journey mag es nicht, wenn ihr dem vorgegebenen Ablauf nicht folgt, und lässt jeden Spieler, der vom Weg abkommt, von einem Sandsturm zurückpusten. Hier liegt auch das größte Manko der Odyssee: Das Spiel ist sehr linear, euer Alter Ego kann nicht sterben und innerhalb einer dreistündigen Sitzung habt ihr den Titel durchgespielt. Für Trophäensammler lohnt sich eventuell ein zweiter Durchgang, doch nach einem habt ihr den Löwenanteil der Wüste schon gesehen.

Journey - Gameplay-Montage
Wir haben für euch die Preview-Version des PSN-Titels Journey gezockt und hier sind ein paar Spielszenen für euch.

Zu zweit geht’s schneller

Wenn ihr durch die Wüste stapft und gleichzeitig online seid, bekommt ihr ab und zu Besuch. Journey verbindet den Einzel- und den Mehrspielermodus auf eine Art, die ein bisschen an Demon’s Souls erinnert. Wenn sich ein anderer Spieler im selben Abschnitt wie ihr befindet, wird der Level synchronisiert und ihr lauft euch zufällig über den Weg. Dabei befinden sich aber nie mehr als zwei Personen in einem Abschnitt. Ob ihr andere Spieler komplett ignoriert oder mit ihnen zusammen weiterreist, ist euch überlassen, der Ablauf und die Geschichte ändern sich dadurch nicht.

Entscheidet ihr euch für Letzteres, dann könnt ihr schneller laufen und länger fliegen, da die gespeicherte Energie eurer Figuren addiert wird. Das Ganze läuft sehr anonym ab, da sich eure Fähigkeiten weiterhin auf Flug und Ruf beschränken beziehungsweise es keine andere Möglichkeit zur Kontaktaufnahme gibt. Ebenfalls kann unterschiedliches Spieltempo dazu führen, dass andere euch Entdeckungen vorwegnehmen, die ihr lieber selbst gemacht hättet, oder die Expedition wegen ungeduldiger Mitspieler zu einem Speedrun verkommt. Eine Möglichkeit, den Online-Teil abzustellen, bietet Journey momentan übrigens noch nicht.

Fazit

von Matthias Lanwehr
Journey sollte mehr als eine Attraktion aus einem Kunstmuseum betrachtet werden, nicht als nur ein Spiel. Die Wüste ist ein stilistisch hervorragender Schauplatz, wo ihr in jeder Minute auf kleine Wunder trefft. Allerdings behält Journey dieselben Macken bei, die sich auch in ThatGameCompanys vorherigem Titel Flower finden: Maximal drei Stunden seid ihr unterwegs, dann kommt die Reise zu ihrem Ende. Abgesehen von den Dingen, die ihr unbedingt erledigen müsst, gibt es nur wenig zu entdecken. Sterben kann die Spielfigur nicht, weshalb sich Journey im Nachhinein wie eine Ausstellung mit hübschen Bildern anfühlt. Doch das, was funktioniert, funktioniert meisterhaft und sorgt dafür, dass ihr den Ausflug in die Wüste noch lange in Erinnerung behalten werdet.

Überblick

Pro

  • hervorragendes Design
  • fantastischer Soundtrack
  • innovativer Online-Modus

Contra

  • sehr kurze Spielzeit
  • geringer Wiederspielwert

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