Test - Injustice 2 : Das Genre findet seinen Meister
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NetherRealm haben den Bogen raus, wenn es um Prügelspiele geht. Egal, ob sich das Studio um Mortal Kombat oder um die Helden und Schurken aus dem DC-Universum kümmern: Wer sich gerne auf die Zwölf gibt, kann sich vertrauensvoll an das Entwicklerstudio aus Chicago wenden. Nun steht Injustice 2 in den Startlöchern. Ed Boon und sein Team zeigen eindrucksvoll, wie Beat 'em Ups heutzutage auszusehen haben.
Vertreter aus dem Beat-'em-Up-Genre funktionieren in der Regel gleich: Zwei Leute stehen sich gegenüber und vermöbeln sich so lange, bis nur noch eine Person steht. An diesem Konzept rüttelt auch Injustice 2 wenig. Trotzdem ist das neue Werk aus dem Hause NetherRealm ein heißer Anwärter auf die Krone des Genres. Wie kann das sein?
Filmreifer Story-Modus
Das Genre ist nicht gerade dafür bekannt, gute Geschichte zu erzählen. Zumindest war das viele Jahre der Fall. Bis NetherRealm den Spieß vor einiger Zeit mit Mortal Kombat und Injustice: Götter unter uns wendete. Injustice 2 erzählt eine spannende und toll inszenierte Story im Multiversum von DC. Jedoch werden Neueinsteiger viele Fragezeichen vor den Augen haben, wenn sie mit den ersten Kapiteln anfangen. Warum ist Superman böse? Wieso wurde Metropolis ausgelöscht und was macht Harley Quinn an der Seite von Batman?
Um Klarheit zu bekommen, solltet ihr euch mindestens in die Ereignisse einlesen, die in Injustice: Götter unter uns vorgefallen sind. Die zwölf frischen Kapitel im Story-Modus von Injustice 2 werden es euch danken. Am generellen Ablauf hat sich nichts geändert, in jedem Abschnitt steuert ihr andere Protagonisten und versucht, die Erde vor der Invasion des Superschurken Brainiacs zu retten. Doch die Art und Weise, wie die Entwickler und Entwicklerinnen von NetherRealm die Handlung präsentieren, muss sich nicht vor storylastigen Adventures oder Rollenspielen verstecken.
So viel Auswahl!
Habt ihr die reichhaltige Story durchgespielt, gibt es noch massenhaft andere Modi, in denen ihr euch austoben könnt. Gerade das Multiversum entpuppt sich als kurzweiliger Zeitfresser, der das Konzept des klassischen Arcade-Modus aufpeppt und auf den Kopf stellt. Außerdem werdet ihr aufgrund der verschiedenen Multiversen stets mit anderen Modifikatoren und Herausforderungen konfrontiert, die die Keilerei frisch halten. Außerdem verdient ihr hier schnell Loot-Kisten, in denen sich Ausrüstungsgegenstände befinden, mit denen ihr die Helden und Schurken aus dem DC-Universum einkleidet.
Bei den Anpassungsmöglichkeiten der Kämpfer hat NetherRealm nicht gekleckert, sondern so dermaßen geklotzt, dass dieses neue Feature in den ersten Stunden einschüchternd und abtörnend wirkt. Jedes neue Stück Kleidung verbessert die Attribute der Kämpfer und verändert das Aussehen. Es gibt mehrere Loadouts, damit ihr eure Lieblingskämpfer für jede Situation vorbereiten könnt.
Aber es besteht auch die Chance, alte Rüstungsteile nochmal neu auszuwürfeln und dem aktuellen Level des Kämpfers anzupassen. Oder, falls euch der Stofffetzen optisch nicht gefällt, ihr aber die Werte mögt, es mit einem anderen Stück zu fusionieren. Das wird alles mit verschiedenen Währungen gehandhabt. Dort den Überblick zu behalten, verlangt ein bisschen Zeit und Nerven. Und ja: Injustice 2 besitzt die Option, gegen Echtgeld eine der vier vorhandenen Währungen zu erstehen. Diese Kristalle sind nicht zwingend notwendig, können auch durchs Zocken verdient werden und sind „nur“ dann von Nöten, um spezielle Skins freizuschalten oder andere Kämpfer auf die Maximalstufe 20 zu bringen, sofern ihr vorher einen anderen Charakter auf das Level gespielt habt.
Kämpfe auf Knopfdruck
Trotzdem sind die verschiedenen Währungen undurchsichtig und verkomplizieren das ganze System. Es hält aber nicht davon ab, seine Lieblingscharaktere hübsch zu machen. Denn auch der Style ist die Leistung. Wer sich um das Balancing sorgt: Wenn man möchte, kann man die Vorteile der Ausrüstung ausschalten. Offline als auch online. Die Unterschiede im Level werden durchaus spürbar, wenn ihr beispielsweise im Multiversum gegen jemanden antretet, der sich ein paar Level über euch befindet. Generell teilt die KI auch auf mittlerem Schwierigkeitsgrad gerne mal kräftig aus. Es wirkt fast schon zufällig, ob der Computergegner richtig ernst macht oder sich mit Leichtigkeit besiegen lässt.
Wenn wir schon gerade beim Stichwort sind: Am meisten Spaß macht Injustice 2, wenn man mit Freunden gemeinsam auf der Couch zockt. Sind diese gerade nicht zugegen, bietet der Online-Modus vielfältige Möglichkeiten. Entweder ihr verprügelt euch in (un)Rank-Matches oder ihr erstellt eigene Lobbys, in denen ihr euer Können King-of-the-Hill-mäßig unter Beweis stellt. Meistens funktionieren die Kämpfe online ganz gut, hin und wieder kommen einem kleinere Lags in die Quere, was aber nur bedingt nervt.
Eine Augenweide
Was das Kampfsystem betrifft, haben die Entwickler von NetherRealm nur vorsichtig an wenigen Schrauben gedreht. Die meisten Manöver gehen leicht von der Hand. Die hohe Kunst liegt darin, die Fähigkeiten und Eigenheiten des jeweiligen Kämpfers gekonnt einzusetzen. Wer sich richtig reinfuchsen möchte, kann beeindruckende Kombos vom Stapel lassen. Ein kurzes Tutorial macht euch mit den wichtigsten Aspekten des Gameplays vertraut. Der Trainingsmodus bietet vielzählige Optionen, um so ziemlich jede Situation nachzustellen und zu üben.
Gerade wenn man im Story-Modus unterwegs ist, fällt auf, was für ein optisches Brett Injustice 2 geworden ist. Vor allen Dingen die Gesichtsanimationen sind so realistisch, dass man die Zwischensequenz neustartet, um die Szene gleich nochmal zu sehen. Besonders die Mimik von Harley Quinn ist hier hervorzuheben. Und nicht zu vergessen: wir reden hier von einem Beat 'em Up! Überhaupt ist Injustice 2 durch und durch stylisch. Sei es, wenn sich die Kontrahenten bei der Charakterauswahl in Zeitlupe schon mal etwas schlagen oder durch die Schauplätze dreschen, die wieder mehrere Ebenen besitzen.
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