Test - GoldenEye 007 : Rückkehr des Goldjungen
- Wii
Im Kino nimmt James Bond wegen der Pleite der MGM-Studios erst mal unfreiwilligen Urlaub. An der Spielefront ist Daniel Craigs markiger Agent hingegen beschäftigt wie selten: Neben Bloodstone zieht 007 gerade auf der Wii besonders viel Aufmerksamkeit auf sich. Dafür sorgt schon der Name: GoldenEye 007 lässt die Augen der FPS-Jünger gülden aufleuchten.
Woran liegt das? Vor 13 Jahren erschien das hierzulande indizierte Original auf dem N64 und gilt seitdem unter Fans als einer der besten First-Person-Shooter, die jemals entwickelt wurden. Natürlich gab es auf der alten Nintendo-Konsole nicht allzu viel ernst zu nehmende Konkurrenz. Doch auch verglichen mit anderen Ego-Shootern dieser Zeit sticht Bonds damaliger Auftritt laut allgemeiner Meinung positiv heraus. Stimmungsvoll, abwechslungsreich und hervorragend spielbar: Nicht weniger wird von dem Remake erwartet. Und das alles auch noch in einem zeitgemäßen Gewand. Eurocom begnügte sich allerdings nicht mit einer bloßen 1:1-Kopie. Das hochgesteckte Ziel war, ein neues Spiel zu schaffen, das den Geist des Klassikers atmet.
Ein gewisses Retro-Feeling kann man GoldenEye 007 auf der Wii nicht absprechen. Auch, wenn das Original vielmehr neu interpretiert als kopiert wird. Das fängt schon bei den Hauptdarstellern an: Obwohl im „Golden-Eye"-Kinofilm eigentlich noch Pierce Brosnan die Agentenrolle innehatte, ballert sich jetzt Daniel Craig durch die Originalgeschichte, mit der sein moderner Bond bislang eigentlich gar nichts zu tun hatte. Das funktioniert erstaunlich gut und wirkt zu keiner Sekunde aufgezwungen.
Pussycat Bond
Diese originelle Herangehensweise wird ebenso im Titellied deutlich. In der schicken Introsequenz bekommt ihr denselben Tina-Turner-Klassiker zu hören wie damals im Lichtspielhaus eurer Wahl - doch diesmal gesungen von Nicole Scherzinger. Die Frontfrau der Pussycat Dolls macht ihre Sache so gut, dass nur Puristen die Originalsängerin vermissen. Original geblieben sind die deutschen Sprecher: Daniel Craig sowie alle Standardnebenfiguren besitzen dieselben Stimmen, die ihr aus den letzten 007-Filmen kennt.
Die aufwendige Vertonung trägt viel zur starken Atmosphäre des Spiels bei, mit der sich die Dead-Space-Extraction-Entwickler offensichtlich sehr viel Mühe gegeben haben. Die Geschichte wird spannend erzählt und die Präsentation ist spektakulär. Um euch herum explodiert und kracht es in der Hitze der Gefechte fast pausenlos. Da wird euch schon mal die komplette Deckung weggeballert. Befindet ihr euch gerade in einem Level mit sehenswerten Wettereffekten, schlägt das Herz des Shooter-Fans gleich noch höher.
Ansonsten werden grafisch zwar keine Bäume ausgerissen und manche Abschnitte sehen schon etwas zu retro aus, aber deswegen muss sich GoldenEye 007 noch lange nicht verstecken. Die Gesichter der wichtigen Figuren sehen sogar sehr gut aus und auch die Körperanimationen überzeugen. So gewinnt die gesamte Erzählung ordentlich an Leben und ihr werdet noch mehr in die aufregende Bond-Welt hineingezogen.
Auf in die Disco!
Dafür, dass euch dort auch ja niemals langweilig wird, sorgen primär die clever konstruierten Levels. Ob ihr im sibirischen Schnee eine feindliche Station infiltriert, auf einem Flugzeugträger vor einem Kampfhubschrauber flüchtet oder selbst in ein Gefährt steigt und ordentlich Rabatz macht: Abwechslung wird hier ganz groß geschrieben. Ein Abschnitt erinnerte uns sogar angenehm an die berühmte Disco-Szene aus dem Kinofilm „Collateral" mit Tom Cruise und Jamie Foxx. Zwischen jeder Menge tanzender Zivilisten mussten wir mit unserem Multifunktionshandy eine Kontaktperson finden, bevor kurze Zeit darauf schon die Hölle losbrach. So kämpften wir uns irgendwann wieder aus dem Gebäude heraus, während Lichteffekte und Musik immer noch auf Disco eingestellt waren. Genial!
Kommentarezum Artikel