News - 'Sondersteuer' auf Spiele - Stellungnahme von GAME : Keine höheren Kosten für den Kunden ...
Nun hat auch der Bundesverband der Spieleentwickler, GAME, auf den Protest-Aufruf der PC Games reagiert. Wichtigste Aussage: Die Endkunden bekämen bei der vorgeschlagenen Abgabe für deutsche Entwickler keineswegs eine Preis-Erhöhung zu spüren. Lediglich 1 bis 2 Prozent des Kaufpreises, bei Top-Titeln also maximal 1 Euro, werden als Abgabe anvisiert, welche voraussichtlich vom Handel getragen würde.
Im Folgenden einige Auszüge aus der Stellungnahme, vollständig nachzulesen auf der Website des GAME-Verbandes:
"Der bei PC Games/Computec Media AG angesprochene Förderantrag wurde im letzten Jahr auf der GC – Games Convention 2003, bereits über 6 Monate vor der Gründung von G.A.M.E., von über 40 Entwicklervertretern unterschrieben. Staatliche Unterstützung existiert in verschiedenen Formen auch für Entwickler in England, Frankreich, Kanada, den USA, Korea, Japan und jetzt auch China. In dem Förderantrag ist von einer 2 bis 3%igen Abgabe gemessen am Verkaufspreis eines Computerspiels die Rede, die zusammengeführt und dann für Spielentwicklungen in Deutschland wieder eingesetzt werden soll. Im Falle einer Realisierung würde die Vergabe von Fördermitteln durch ein paritätisch besetztes Gremium erfolgen. In einem gemeinsamen Prozess entscheiden u.a. Entwickler, Publisher und weitere Branchenvertreter über die Mittelverwendung. Hierbei ist zu beachten, dass die von der PC Games angesprochene Prototypenförderung nur ein Bereich darstellt. Ebenso sollen u.a. die Schwerpunkte Ausbildung und Referenzprodukte gefördert werden. Davon können also auch deutsche Topproduktionen wie Gothic, Sacred und FarCry profitieren. Ebenso ist es denkbar weitere Bereiche, wie z.B. den E-Sport zu unterstützen. So ähnlich wird es seit über 40 Jahren bei Filmen ebenfalls gehandhabt - von jeder Kinokarte gehen ca 2,7 Prozent an die deutsche Filmförderung (FFA), die diese Gelder wiederum an deutsche Filmproduzenten weitergibt.
G.A.M.E. geht es im Kern darum, das Thema Computerspiele aus Deutschland dem politischen Raum nahe zu bringen sowie eine Diskussion über eine Förderung der Entwicklung von Computerspielen in Gang zu setzen. Denkbar wären verschiedene Modelle, wobei die diskutierte Abgabe nur eine Möglichkeit ist. Wird eine Abgabe mit einer Verringerung der Umsatzsteuer gekoppelt, so ist es z.B. denkbar, dass Computerspiele für den Endkunden dadurch sogar billiger werden können. Selbstverständlich ist G.A.M.E. ALLEN Branchenvertretern gegenüber gesprächsbereit und hat das in teilweise lange zurückliegenden Kontaktaufnahmeversuchen auch mehr als einmal deutlich gemacht.
Die ursprünglich - strategisch - genannte Höhe der Sonderabgabe ist keine starre Zahl. Die Höhe muss so bemessen sein, dass für alle Branchenbeteiligten und Endkunden keine wesentliche Mehrbelastung entsteht. Realistisch zu nennen, wäre zur Zeit ein Anteil von unter 2%, wahrscheinlich eher um 1 % des Verkaufspreises, was bei einem Vollpreistitel von 49,95€ ein Betrag von etwa 50 Cent wäre - von einer dramatischen Verteuerung kann also beileibe keine Rede sein. Wir gehen begründetermaßen davon aus, dass der Verbraucher diese Veränderungen nicht spüren wird:
'Ein Großteil der Videospiele wird zu einem Preis von 39,99 €, 49,99 € oder 59,99 € an die Verbraucher verkauft. Diese Preise gelten allgemein als besonders attraktiv und gewährleisten einen höheren Umsatz. Eine Erhöhung der Preise um 1 € bis 2 € würde in vielen Fällen zur Überschreitung einer psychologisch wichtigen Schwelle und damit zu einem weitaus unattraktiveren Preis führen, der Umsatz würde entsprechend sinken. Aus diesem Grunde ist es unwahrscheinlich, dass der Handel die Endverbraucherpreise erhöhen würde. Letztlich trägt entweder der Händler oder - durch Preisdruck des Händlers - der Publisher die Sonderabgabe.'
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Wir stimmen dieser Analyse der großen Publisher zu. Der Betrag würde zwischen den verschiedenen Marktteilnehmern geteilt werden. Der Handel, der bei Computerspielen mit Margen von 35-40 % kalkuliert (Spiele sind eines der Produkte mit den höchsten Margen überhaupt) würde einen Teil tragen. Einen anderen werden die Publisher tragen müssen. Dabei darf man sich nicht blenden lassen: Die Rentabilität der großen internationalen Vertriebsunternehmen in Deutschland spiegelt wegen der hohen Steuerlast hierzulande regelmäßig nicht die realen Zahlen wieder (die z.T. zweistelligen Gewinne werden ins Ausland transferiert). Einen Anteil werden wahrscheinlich über gekürzte Royalties auch die Entwickler zahlen müssen.
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Deutschland ist international gesehen ein reiner Absatzmarkt und, mit ca. 1,7 Milliarden Euro Umsatz, einer der größten der Welt. Dieser Markt wird zu 95% durch internationale Titel bestimmt, die entsprechenden Umsätze aus der Wertschöpfung fließen daher ins Ausland und werden dort re-investiert. Schon jetzt sind unsere Chancen, einen Titel zu produzieren, der internationalen Ansprüchen gerecht wird, gering. Ein international entwickelter Vollpreistitel hat Etats zwischen 2 und 20 Millionen Euro zur Verfügung; außer Spielen wie etwa Siedler und Far Cry haben nur wenige deutscher Titel des letzten Jahres die 2 Millionen € Grenze bei den Entwicklungskosten überschritten. - Ohne eine Förderung werden es aus Deutschland in absehbarer Zeit nur mehr sehr wenige Studios schaffen, Titel international zu platzieren. Allein die Hürde für PS3, XBOX2 etc. zu entwickeln, sind so hoch, dass kaum ein deutsches Studio derzeit ein entsprechendes Approval besitzt.
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Es ist für uns leider nicht nachvollziehbar, warum die Computec Media AG in der ursprünglichen Petition (die übrigens seit der Veröffentlichung anscheinend wegen des Protestes von verschiedenen Seiten schon mehrfach entschärft und umformuliert wurde!!) versucht, die Gamer mit Horrormeldungen und Polemiken über deutsche Produkte (‚Siedler in Lederhosen?’) und ‚erhebliche Verteuerungen’ gegen den Entwicklerverband und diese Förderinitiative aufzubringen.
Das vorgebrachte Argument der Gefährdung der kostenlosen Cover-CD, ist unter oben genannten Gesichtspunkten für GAME ebenfalls nicht nachvollziehbar. Ebenso bedauern wir, dass wir im Vorfeld nicht einmal von der PC Games zu diesem Thema angesprochen wurden! Ein Dialog sollte offensichtlich nicht stattfinden und dies guten, objektiven Journalismus zu nennen, fällt uns schwer."
Quelle: www.game-bundesverband.de
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