Test - Full Pipe : Ich bin der Dude, Mann!
- PC
Die deutsche Firma Daedalic entwickelt ja nicht nur außergewöhnliche Adventures wie Edna bricht aus und The Whispered World, sondern vertreibt auch das eine oder andere Schmankerl, wie zum Beispiel das originelle Machinarium. Nun bringt sie das schon seit einigen Jahren über Steam erhältliche Full Pipe als Midprice-Titel auf den Markt. Wir haben nachgeschaut, ob das Spiel die Herzen der Freunde etwas schrägerer Adventures erobern kann.
Handlung, welche Handlung?
Konnte schon das tschechische Machinarium nicht gerade mit einer tiefschürfenden Geschichte aufwarten, bringt das russische Full Pipe die Sache vollends auf den Punkt: Es gibt einfach keine. Nun ja, zumindest keine spielrelevante. Dem Protagonisten Dude wird von einer riesigen Hand unter dem Bett eine Sandale geklaut. Er klettert dem Dieb hinterher und befindet sich plötzlich in einer Welt voller bizarrer Wesen, die in Räumen hausen, welche durch die namensgebenden Röhren verbunden sind. Er findet zwar sofort seine Sandale wieder, muss aber nun einen Weg zurück in seine Welt suchen. Das war's!
Das Spiel bietet also eher einen Erzählrahmen, der dann jedoch nicht von einer Geschichte gefüllt wird. Was sich aber innerhalb dieses Rahmens abspielt, macht den ganzen Charme des Adventures aus. Die Wesen, auf die Dude trifft, nur als bizarr zu beschreiben, ist fast schon eine Untertreibung. So begegnet er einem Geschöpf mit einer Schublade im Bauch. Übergebt ihr diesem einen Gegenstand, steckt es diesen in die Schublade und legt ein Ei, das diesen Gegenstand beinhaltet.
Bizarre Wesen, bizarre Rätsel
All diese merkwürdigen Kreaturen tun etwas, was Dude entweder in seinem Fortkommen behindern oder ihm weiterhelfen kann. Häufig müsst ihr ihnen einen Gegenstand übergeben, um einen anderen von ihnen zu bekommen. Hinweise werden euch durch zerbrochene Gegenstände in den Räumen selbst oder Zeichnungen an den Wänden gegeben. Das klingt nach einer netten Hilfsfunktion, kann aber über ein großes Manko in der Spielmechanik nicht hinwegtäuschen: Viele der Rätsel sind einfach logisch nicht nachvollziehbar.
Ist das „Wie" auch fast immer so einfach wie das eben beschriebene Tauschen von Gegenständen, so ist das „Warum" häufig die größte Hürde, die zu nehmen ist. In den allermeisten Fällen dürftet ihr in dieser Hinsicht im Dunkeln tappen. Ein Beispiel: Im Raum einer Kreatur seht ihr eine zerbrochene Schublade. Ihr gebt dem Wesen also eine unversehrte, die ihr kurz vorher gefunden habt. Dafür erhaltet ihr eine Brille. So weit, so gut. Diese Brille müsst ihr nun zusammen mit zwei anderen Gegenständen einem weiteren Wesen geben, von dem ihr drei Eier erhaltet. Die übergebt ihr wiederum einer dritten Kreatur, die euch dafür eine Münze reicht, die ihr erst in einem Raum benötigt, den ihr noch gar nicht erforscht habt.
Zeichentrick vom Feinsten
Der Schwierigkeitsgrad des Spiels ergibt sich also nicht aus der Komplexität der Rätsel, sondern daraus, dass die Lösungswege ganz einfach häufig nicht im Geringsten logisch sind. Das ist wohl auch so beabsichtigt, um die bizarre Atmosphäre des Spiels zu unterstreichen, kann aber auch schnell frustrieren. Oder aber dazu führen, dass ihr euch fragt, was wohl gleich wieder für ein absurder Unsinn auf euch zukommt. Immerhin wird das Rätselraten ab und an durch kleine Geschicklichkeitsspielchen aufgelockert. Hierbei kommen meistens ganz einfach die Maustasten zum Einsatz. Spieler mit nervösen Fingern und wenig Geduld könnten hier an ihre Grenzen kommen. Erspart bleiben euch allerdings Laufwege, denn alle besuchten Räume könnt ihr ganz fix über eine Minimap erreichen.
Zwei Dinge allerdings gibt es, die Full Pipe in jedem Fall zu einem Leckerbissen machen: Zum einen ist da die Optik. Die Hintergründe der merkwürdigen Welt und allen voran die bizarren Figuren scheinen einem der klassischen Zeichentrickfilme entsprungen zu sein, die man auf Kunstfestivals zu Gesicht bekommt. Kein Wunder, ist der Zeichner doch tatsächlich ein russischer Zeichentrickfilmer. Zum anderen ist der jazzige Soundtrack richtig cool. Es ist fast schon ein Verbrechen, dass keine Soundtrack-CD beigelegt ist. Hier hat Daedalic leider gespart und nur ein Poster spendiert.
Kommentarezum Artikel